Essen. Fahrradfahrer warten in Essen wochenlang auf einen Werkstatt-Termin. Händler erklären, woran das liegt. Fahrrad-Messe jetzt eröffnet.
Zum Start der Fahrrad-Saison warten Radler in Essen derzeit häufig mehrere Wochen lang auf einen Werkstatt-Termin. Händler aus dem Stadtgebiet erklären, woran das liegt: Es hat auch viel mit der steigenden Zahl von E-Bikes zu tun, von Fahrrädern mit elektrisch betriebenen Hilfsmotoren. Auf der Fahrrad-Messe, die noch bis einschließlich Sonntag, 1. März, läuft, gibt es fast nur dieses eine Thema: E-Bikes.
E-Bikes brauchen in der Werkstatt länger
Mehrere Händler, die in Essen Fahrradgeschäfte betreiben, sind auf der Fahrrad-Messe vertreten, die am Donnerstag eröffnet hat. Sie berichten, warum sie Kunden derzeit vertrösten müssen, die ihr Rad zur Inspektion bringen und auf einen schnellen Termin hoffen. Die nächsten freien Kapazitäten sind vielerorts erst wieder in vier bis sechs Wochen zu erwarten.
„Das liegt auch an den E-Bikes“, erklärt Philipp Armonys, Regionalleiter des bundesweiten Händlers „Lucky Bike“ (Altendorfer Straße). „Allein den Motor und den Akku elektronisch zu überprüfen, dauert schon eine Stunde. E-Bikes haben eine wesentlich längere Verweildauer in den Werkstätten als normale Fahrräder.“
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Der alte Reflex: Der Frühling kommt, das Rad muss fit für die Saison sein
Armonys und andere versuchen, möglichst viele Kunden schon im Winter dazu zu bewegen, ihr Rad fit machen zu lassen. „Das klappt aber nur bedingt.“ Viele Bürger würden immer noch reflexhaft reagieren, wenn draußen die Temperaturen ansteigen und die Tage länger werden: „Dann wollen sie sofort ihr Rad für die Saison fertig haben.“
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Mehrere tausend Inspektionen jährlich führt auch Stephan Clasen durch, Inhaber des Fachgeschäfts „Bergetappe“ in Kupferdreh: „Und da sind die einfachen Aufträge wie Reifenwechsel noch nicht mal mitgezählt.“ Die Zahl der Aufträge steige konstant an. „Die E-Bikes sorgen dafür, dass die Leute mehr und länger Rad fahren. Das bedeutet auch mehr Verschleiß und Wartung.“ Außerdem: „Wenn wir keinen richtigen Winter mehr haben so wie jetzt, dann wird auch mehr Fahrrad gefahren.“ Clasen beschäftigt in seinem Geschäft sieben Mitarbeiter, viele seien ausschließlich in der Werkstatt beschäftigt, „wir suchen immer händeringend Personal, obwohl wir selbst ausbilden.“ Philipp Armonys (Lucky Bike) bestätigt: „Es gibt kein Unternehmen, das nicht ausgebildete Zweirad-Mechatroniker oder Monteure sucht.“ Der Markt der gelernten Fachkräfte sei praktisch leergefegt.
Fahrradmesse Essen / „Reise + Camping“
Auf der Fahrradmesse Essen präsentieren rund 250 Aussteller Fahrräder aller Art und Zubehör. Die Fahrradmesse Essen findet zeitgleich zur Messe „Reise + Camping“ statt.
Auf zwei Strecken können Fahrräder probegefahren werden. Einige Händler werben mit besonderen „Messe-Preisen“. Auch Radtouristik, Rad-Politik und Soziales sind Themen auf der Fahrrad-Messe: So bietet die „Neue Arbeit der Diakonie“ einen kostenlosen Rad-Check an – wer will, kann sein gut erhaltenes Rad auch spenden und erhält beim Kauf eines Neurades einen Rabatt.
Tickets für die Messen „Reise + Camping“ und „Fahrrad Essen“ kosten elf Euro (Tageskarte, beide Messen), ermäßigt 8,50 Euro, Kinder 5,50 Euro. Geöffnet haben die Messen täglich bis einschließlich Sonntag, 1. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr.
Auf der Fahrrad-Messe, die am Donnerstag begann und bis einschließlich Sonntag andauert, gibt es unterdessen weiter fast nur ein Thema: E-Bikes. „Jedes zweite Rad, das verkauft wird, ist mit Motor“, berichtet Philipp Armonys. Sein Kollege Pierre Pawlik vom Fachgeschäft „Planet Of Bikes“ (Steele) bestätigt: „Die Nachfrage wächst weiter.“ Branchenverbände berichten, dass deutschlandweit derzeit etwa eine Million E-Bikes pro Jahr verkauft werden. Eine Sättigung des Marktes, schätzen Experten, sei bei zwei Millionen verkaufter E-Bikes pro Jahr erreicht.
Auch gefragt: Rennräder mit elektrischer Unterstützung
Unter 2.000 Euro ist dabei kaum ein E-Bike zu haben: Händler raten den Kunden dazu, E-Bikes zu kaufen, die mit Akkus und Motoren namhafter Hersteller ausgestattet sind. Nur das würde garantieren, dass man auch in sieben bis zehn Jahren noch Ersatzteile bekommt. Weil ein E-Bike grundsätzlich schwerer ist als ein Fahrrad ohne Motor, sollten Kunden auch darauf achten, dass stabile Bremsen montiert sind – am besten mit Hydraulik-Technik statt einfacher Seilzüge. Wie überall, gibt es bei den Preisen nach oben hin kaum Grenzen: Stephan Clasen („Bergetappe“) berichtet, dass zunehmend auch Rennräder mit elektrischer Unterstützung gefragt seien. „Zu uns kommen ehemalige Rennradfahrer, die sind 70 Jahre, wollen noch fahren, haben aber nicht mehr die Kondition wie früher.“ Und die seien bereit, tief in die Tasche zu greifen: Rennräder mit elektrischer Unterstützung kosten gut und gerne um die 5.000 Euro.
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