Essen. . Das E-Bike ist längst bei den Radlern zwischen 30 und 50 Jahren angekommen, sagen die Essener Händler. Fahrradmesse noch bis Sonntag.

Das E-Bike bleibt das bestimmende Thema im Essener Fahrrad-Handel. Das bestätigen Verkäufer auf der Messe „Fahrrad“, die am Donnerstag gestartet ist. Wichtigster Trend: E-Bike-Interessenten werden immer jünger. „Das E-Bike ist längst kein Fahrrad für Senioren mehr, sondern eine echte Alternative für Berufspendler, die weg vom Auto wollen“, sagt Özgür Ericli, Verkäufer bei „Planet Of Bikes“, einem Fachgeschäft in der Innenstadt.

Fahrradfahren - das Mittel gegen Herzinfarkt

Und trotzdem – natürlich sind sie in großer Zahl schon am ersten Tag der Fahrrad-Messe da: Senioren, die an den E-Bike-Ständen über den richtigen Antrieb philosophieren, Akku-Laufzeiten erfragen, Reichweiten vergleichen. Lothar Kahn (75) aus Freudenberg fuhr „immer schon“ Rad, hat sogar einen Mountainbike-Club gegründet, doch vor drei Jahren ereilte ihn trotzdem ein Herzinfarkt. „Im Krankenhaus fragte der Arzt: ,Sie haben doch eigentlich ein gesundes Herz, was machen Sie?’ Ich sagte: ,Fahrradfahren.’ Da sagte der Arzt: ,Das ist Ihre Lebensversicherung, das hier werden Sie überstehen.’“

Besonders kritische Fragen zum Akku

Jetzt steht Kahn mit seinem Freund Bernd Minor (67) an einem Verkaufsstand und erzählt: „Das Radeln mit dem E-Bike bringt völlig neue Möglichkeiten.“ Doch Minor ist skeptisch: „Was ist, wenn der Akku nach Jahren den Geist aufgibt und ich keine Ersatzteile mehr bekomme?“

Lothar Kahn (rechts) und Bernd Minor auf der Fahrrad-Messe.
Lothar Kahn (rechts) und Bernd Minor auf der Fahrrad-Messe. © Julia Tillmann

Verkäufer wie Özgür Ericli kennen diese Fragen – und wissen die Antwort: „Gute Produkte, die nachhaltig Service anbieten. Wichtig ist es, nicht auf Billig-Angebote hereinzufallen.“ Und so sind sich alle Experten einig: „Unter 2000 Euro ist ein gutes E-Bike eigentlich nicht zu haben“, sagt auch Christian Wulff (33), Verkäufer bei „Stadler“, einem Fahrrad-Großmarkt, der in Vogelheim eine Filiale hat. Wulff selbst kommt täglich mit einem Lastenrad von Bochum nach Vogelheim zur Arbeit, „ich brauche 50 Minuten, mit dem Zug wären es 60.“ A propos Lastenrad: Mittlerweile gibt es öffentliche Fördermöglichkeiten für Lastenräder. Wulff: „Das spricht sich herum, genau wie Leasing-Modelle als Dienstfahrräder.“

„Die Preise muss man nicht mehr erklären“

Wulff hat festgestellt, dass viele Kunden das Gleiche wollen wie er selbst: „Nicht mehr mit dem Auto zur Arbeit müssen – das wollen heute viele Leute um die 30. Dass sie dafür 2000 Euro für ein E-Bike ausgeben müssen, hat sich herumgesprochen, die Preise muss man nicht mehr erklären.“

Fast schon „übermächtig“ empfindet Stephan Clasen, Inhaber des Kupferdreher Fachgeschäfts „Bergetappe“, den Marktanteil der Elektro-Fahrräder: „Zu uns kommen Menschen mit Bandscheibenvorfall oder anderen Gebrechen, die sind mit 60 nicht mehr so fit wie mit 20.“ Die „Bergetappe“ hat sich aufs so genannte „Bike Fitting“ spezialisiert – und passt die Räder mit sehr viel Aufwand und medizinischen Messungen an die Kunden an. „So bekommen wir die Leute wieder aufs Rad, und das ist dann oft ein E-Bike.“

Mountain-Bikes mit Elektro-Antrieb gibt es auch

In manchen Geschäften ist schon mehr als jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike: „Das gilt aber vor allem für unsere Läden im bergigen Süden Deutschlands“, sagt Oliver Baars, Prokurist beim deutschlandweit aktiven Filialisten „Lucky Bike“. Und in Essen? „Sind es sicher nicht so viele, doch das Interesse an E-Bikes wächst immer noch. Sogar 25-Jährige kommen mittlerweile, die wollen ein Mountainbike mit Elektro-Antrieb.“

>>> ZWEI MESSEN IN EINER: REISE UND FAHRRAD

  • Die Messe Fahrrad Essen findet noch bis einschließlich Sonntag, 24. Februar, parallel zur Messe Reise + Camping statt.
  • Öffnungszeiten: Täglich 10 bis 18 Uhr. Ein Tagesticket (beide Messen) kostet 10 Euro, Kinder (6 bis 13 Jahre) zahlen 5 Euro.
  • Im Internet: www.fahrrad-essen.de