Ruhrgebiet.. Räder mit Elektroantrieb sind beliebt. Doch Vorsicht. Geschwindigkeit und Bremsverhalten sind beim E-Bike anders. Was Umsteiger beachten sollten.
Die Kraft des Motors kann Fahrer überraschen: Bei den immer beliebter werdenden E-Bikes oder Pedelecs (steht für „Pedal Electric Cycle“) tritt der Fahrer zwar selbst in die Pedale, wird aber von einem Elektroantrieb unterstützt. Immer wieder ist von schweren Unfällen zu hören. Um sicher auf den zwei Rädern unterwegs zu sein und den Umstieg vom klassischen Fahrrad zu schaffen, sollte man deshalb schon beim Kauf einiges beachtet und sich richtig vorbereitet. Karl-Heinz Webels, Vorsitzender der Essener Verkehrswacht und selbst leidenschaftlicher Pedelec-Fahrer, erklärt, welche Punkte beim E-Bike gefährlich werden können.
1 Die Geschwindigkeit
Pedelecs können durchschnittlich 20, in der Spitze sogar 25 Stundenkilometer schnell fahren. „Wenn es dann noch bergab geht, rast man förmlich auf dem Bike“, so Karl-Heinz Webels. Dabei sind die Radler plötzlich Kräften ausgesetzt, die sie von einem herkömmlichen Fahrrad nicht kennen. „Bei dieser Geschwindigkeit ist es schwerer, schnell zu reagieren. Zum Beispiel, wenn man plötzlich bremsen muss“, warnt der Experte.
E-Bikes ermöglichen schnelles Fahrradfahren ohne große Anstrengung – das kann besonders für Senioren interessant sein, die beim Radfahren mit ihren Kräften haushalten müssen. Allerdings seien ältere Elektroradler auch häufiger in schwere Unfälle verwickelt, warnt die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung (DGKN). Selbst scheinbar leichte Stürze könnten zu gefährlichen Kopfverletzungen führen.
2 Die Bremse
Das Bremsen mit einem Pedelec will geübt sein. Die modernen Pedelecs haben zwei Handbremsen für jeweils das Vorder- und Hinterrad. Das sei für manchen älteren Fahrer, der noch die Rücktrittbremse kennt, ungewohnt und könne zu kritischen Situationen führen, so Webels.
3 Das Gewicht
Meist wiegen Pedelecs weitaus mehr als herkömmliche Räder, in der Regel um die 25 Kilo. Das liegt am schweren Akku, zum anderen sind E-Bikes stabiler gebaut. „Aber mit diesem Gewicht muss man umgehen können und die Kraft dafür haben“, sagt der Mann von der Verkehrswacht. Man sollte auch das Eigengewicht beachten: Radler, die um die 100 Kilo wiegen, sollten sich über das zulässige Gesamtgewicht des Pedelecs informieren, so der Rat. Und immer daran denken, dass man ein teures Rad besser nicht draußen stehen lässt, sondern in einem leicht zugänglichen Raum unterbringt. Zum Beispiel in einer ebenerdigen Garage. Ein Keller ist weniger geeignet, weil das Rad zu schwer für steile Treppen ist.
4 Fehlende Erfahrung
„Ich erlebe häufiger, dass Menschen, die viele Jahre nicht mehr Rad gefahren sind, vom Boom rund um das Pedelec animiert werden“, sagt Karl-Heinz Webels. Damit sei das Radfahren viel leichter, denken sie. Doch dann seien sie überfordert, könnten schlecht das Gleichgewicht halten und hätten Schwierigkeiten, sich im Verkehr zu orientieren, so der Verkehrsexperte.
Fazit
Karl-Heinz Webels möchte nicht von Pedelecs abraten, im Gegenteil: „Man muss sich gut vorbereiten und bestimmte Dinge beachten“, so der 65-Jährige. Dann stehe dem Fahrspaß nichts im Wege. „Ich empfehle, sich in einem Fachgeschäft beraten zu lassen.“ Wichtig: Ein guter Händler sollte anbieten, das Rad ausprobieren zu dürfen. Der Mann von der Verkehrswacht rät, nur in passender Ausrüstung auf das E-Bike zu steigen. Dazu gehören fluoreszierende Kleidung, um besser gesehen zu werden, und ein Helm, der bei einem Sturz Leben retten kann.
Wenn es doch zu einem Unfall kommt, raten Experten, auf Nummer sicher zu gehen und vor allem Kopfverletzungen nicht zu unterschätzen. Professor Stefan Knecht, Sprecher der DGKN, sagt: „Nur der Arzt kann einschätzen, wie schwer eine Gehirnerschütterung ist. Mit einer Bilduntersuchung kann er schwere Verletzungen ausschließen.“ Wer von einem normalen Rad auf ein Pedelec umsteigt, sollte zunächst ein paar Übungsrunden drehen, um sich an das neue Fahr- und Bremsverhalten zu gewöhnen.