Essen. Bis Mittwoch lief die Anmeldephase der weiterführenden Schulen in Essen fürs nächste Schuljahr. Alle Daten und erste Einschätzungen.

Hier gibt es alle Zahlen und erste Analysen nach der Anmeldephase der weiterführenden Schulen in Essen fürs kommende Schuljahr: Bis Mittwoch, 19. Februar, lief die Anmeldephase. Knapp 4800 Viertklässler mussten angemeldet werden an einer Haupt-, Real-, Sekundar-, Gesamtschule oder an einem Gymnasium. In Essen gibt es städtische Schulen, Schulen des Bistums (Stoppenberg, Werden) sowie zwei Ordensschulen: BMV (Holsterhausen) und Don Bosco (Borbeck).

Analyse Gesamtschulen

Die Platznot an Essener Gesamtschulen bleibt auch im kommenden Schuljahr groß. Mindestens 200 Viertklässler konnten fürs nächste Jahr nicht an einer Gesamtschule angemeldet werden. Besonders beliebte Gesamtschulen wie Borbeck mussten fast 100 interessierte Kinder abweisen. Von den insgesamt 1274 Angemeldeten haben derzeit 1046 Schüler einen Platz.

„Wir sind schon jetzt an unserer Kapazitätsgrenze, das führt regelmäßig zu Problemen“, berichtet Ulrike Pelikan, die Leiterin der Gesamtschule Holsterhausen und Sprecherin der Gesamtschul-Leiter in Essen. „Unsere maximal zulässige Klassengröße von 29 Kindern schöpfen wir überall aus.“ Besonders schwierig werde es dann im siebten Jahrgang – dann, wenn von den Gymnasien Schüler zu den Gesamtschulen stoßen, die die so genannte „Erprobungsstufe“ in Jahrgang fünf und sechs an den Gymnasien nicht schaffen.

„Das sind oft jene Schüler, die mir Kopfzerbrechen bereiten“, berichtet Wolfgang Erdmann, Leiter der Gesamtschule Nord in Vogelheim. „Die haben zwei Jahre gescheiterte Schullaufbahn in den Knochen. Es ist viel Arbeit, diese Jugendlichen wieder aufzurichten.“ Erdmann bildet mit 90 Anmeldungen fürs kommende Schuljahr diesmal das Schlusslicht bei den Gesamtschulen, „dabei leisten wir hervorragende Arbeit.“

Doch die Wertschätzung, die erforderlich sei, bleibe regelmäßig aus – auch deshalb hat sich die Schule dazu entschlossen, sich einer landesweiten Protestbewegung anzuschließen, die für die Belange von Brennpunktschulen kämpft. Am 3. März gibt es eine Veranstaltung der Schule auf dem Burgplatz in der Innenstadt.

Auch in diesem Jahr ist die Zahl der Anmeldungen bei den Gesamtschulen höchst unterschiedlich – zu den Gewinnern (220 Anmeldungen) zählt die Frida-Levy-Gesamtschule in der Innenstadt. „Unsere zentrale Lage ist sicher ein Vorteil“, sagt Schulleiter Berthold Kuhl. Am Gebäude kann’s nicht liegen, dass die Schule seit Jahren stark nachgefragt wird: Mehrfach wurde selbst in überregionalen Medien über den schlechten baulichen Zustand der Gebäude berichtet. Es wird dauern, bis der versprochene Neubau auf dem benachbarten, ehemaligen VHS-Gelände kommt.

Die Zahl steigender Schüler in den nächsten Jahren wird das Platzproblem so massiv verschärfen, dass den Beteiligten längst klar ist: Eine weitere, neue Gesamtschule, wie sie bis 2025 an der Erbslöhstraße in Altenessen-Süd entstehen soll, wird kaum ausreichen. Aktuelle Zahlen der Schulentwicklungsplanung legen mittelfristig die Neugründung jeweils zweier Real- und Gesamtschulen nahe.

Dass bei aller Raumnot ein Schulgebäude fast ungenutzt herumsteht, ist eine Kuriosität in Essens Schullandschaft: Die ehemalige Gesamtschule Süd, die 2018 ihre letzten Abiturienten verabschiedete und derzeit teilweise als Ausweichgebäude des Nixdorf-Kollegs genutzt wird, wartet immer noch auf eine langfristige, neue Nutzung. Pläne, einen Teil der Erich-Kästner-Gesamtschule (Steele) dauerhaft in Stadtwald unterzubringen, scheiterten – die Fassade von „Süd“ ist nicht mehr in Ordnung.

Die Gesamtschulen machten bei den Anmeldungen wie immer den Auftakt. Der Umverteilungsprozess sei noch nicht abgeschlossen, berichtete Stadtsprecherin Jasmin Trilling am Dienstag.

Analyse Gymnasien

Auffällig ist: Das Gymnasium Essen-Überruhr hat mit 136 Anmeldungen wieder an alte, hohe Werte anknüpfen können. Im vergangenen Jahr hatte es – vermutlich wegen der der lang geführten Debatte an der Schule um G8 und G9 – einen leichten Einbruch der Zahlen gegeben (87). Auffällig ist auch, dass das Grashof-Gymnasium im zweiten Jahr in Folge einen hohen Wert erzielt mit 132 Anmeldungen. Vor zwei Jahren dümpelte das Grashof noch bei 64 Anmeldungen. Dann kam ein neuer Schulleiter. Selten hat sich eine Personalie so schnell und deutlich auf eine Schule ausgewirkt wie in diesem Fall – auch wenn dieser womöglich kausale Zusammenhang nicht bewiesen werden kann.

Ansonsten sind die Essener Gymnasien, ganz gleich ob in städtischer oder kirchlicher Trägerschaft, beliebt wie immer – „das Gymnasium“, konstatiert die Schulverwaltung, „erweist sich auch in diesem Jahr als die beliebteste Schulform.“ 45,7 Prozent der Viertklässler in Essen wechseln nach den Sommerferien auf ein Gymnasium.

Analyse Realschulen

Die Stadt fährt erfolgreich ihr Konzept weiter, zwischenzeitlich schwächelnde Standorte zu Zweigstellen von stabilen Schulen zu erklären. Bestes Beispiel: Die ehemalige Richard-Schirrmann-Realschule gegenüber von Zeche Zollverein, heute „Realschule an der Gelsenkirchener Straße“, hörte 2012 auf als eigenständige Schule, war sechs Jahre lang der Abzweig der erfolgreichen Franz-Dinnendahl-Realschule (Kray) und hat jetzt, im dritten Jahr ihrer neu erlangten Selbstständigkeit, hervorragende 84 Anmeldungen entgegennehmen können. „Wir sind sehr froh über diese Entwicklung“, sagt Schulleiterin Stefanie Brix.

Bei den Realschulen macht allein ein Standort Sorgen: Die Bertha-von-Suttner-Realschule (Rüttenscheid) kommt nicht über 35 Anmeldungen – trotz bester, zentraler Lage mitten im Stadtgebiet.

Neu gestartet ist übrigens auch die Realschule Kettwig, nachdem sie 2016 zur Dependance der Albert-Einstein-Realschule (Rellinghausen) erklärt wurde. Sie konnte jetzt aus dem Stand 50 Anmeldungen erzielen fürs kommende Schuljahr – da ist noch einige Luft nach oben, wenn man davon ausgeht, dass erst ab 52 Kindern von einer stabilen Zweizügigkeit ausgegangen werden kann.

Analyse Hauptschulen

Kann das Konzept der Wiederbelebung kopiert werden? Die Hauptschule Katernberg, 2016 zur Zweigstelle erklärt und erst seit letztem Jahr wieder eigenständig, konnte bislang nur 27 Anmeldungen fürs nächste Schuljahr entgegennehmen. Insgesamt sind die Zahlen der Hauptschulen in Essen dürftig – doch die Erfahrung zeigt: Es kommen noch viele Nachzügler, die die Klassen vollmachen werden.

Alle aktuellen Zahlen: Gymnasien

Burggymnasium: 100

Carl Humann-Gymnasium: 125

Helmholtz-Gymnasium: 99

Maria-Wächtler-Gymnasium: 145

Alfred-Krupp-Gymnasium: 81

Mädchengymnasium Borbeck: 66

Gymnasium Borbeck: 96

Leibniz-Gymnasium: 136

Gymnasium Nord-Ost: 110

Gymnasium an der Wolfskuhle: 98

Gymnasium Essen-Überruhr: 136

Grashof-Gymnasium: 132

Goethe-Gymnasium: 104

Gymnasium Essen-Werden: 162

Theodor-Heuss-Gymnasium: 132

BMV-Gymnasium: 164

Mariengymnasium Werden: 108

Bischöfliches Gymnasium Stoppenberg: 84

Don-Bosco-Gymnasium: 94

Gesamtschulen (Zahlen vor der Umverteilung)

Frida-Levy-Gesamtschule: 220

Gesamtschule Bockmühle: 141

Gesamtschule Borbeck: 220

Gesamtschule Holsterhausen: 170

Gesamtschule Nord: 90

Gustav-Heinemann-Gesamtschule: 294

Erich-Kästner-Gesamtschule: 139

Summe Gesamtschulen: 1274

Realschulen

Theodor-Goldschmidt-Realschule: 57

Elsa-Brändström-Realschule: 121

Albert-Einstein-Realschule: 97

Realschule Kettwig (Neugründung): 50

Gertrud-Bäumer-Realschule: 145

Bertha-von-Suttner-Realschule: 34

Realschule Essen-West: 65

Bertha-Krupp-Realschule: 88

Realschule am Schloss Borbeck: 116

Geschwister-Scholl-Realschule: 108

Franz-Dinnendahl-Realschule: 110

Helene-Lange-Realschule: 81

Realschule Essen-Überruhr: 67

Realschule Gelsenkirchener Straße: 84

Hauptschulen

Hauptschule Wächtlerstraße: 22

Hauptschule Bochold: 23

Marien-Hauptschule: 27

Hauptschule Katernberg: 27

Sekundarschule am Stoppenberg: 150