Essen. . Die neue Gesamtschule in Altenessen ist noch weit entfernt vom Baustart, da beginnt die Stadt bereits mit Planungen für eine neunte Gesamtschule.

Die Stadt hat gerade erst die Planungsleistungen für die neue Gesamtschule an der Erbslöhstraße in Altenessen ausgeschrieben und bis die Bagger an dem ehemaligen Fußballfeld anrücken, dürften noch einige Monate vergehen. Doch das hält die Schulverwaltung nicht davon ab, bereits mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass Essen eine weitere Gesamtschule benötigt. Das wäre die neunte, mit vier bis sechs Eingangsklassen, gut an Bus und Bahn angebunden, dort beheimatet, wo es die Schülerströme erfordern, 50 bis 60 Millionen Euro teuer. Die Planungen dafür haben bereits begonnen.

300 bis 400 Millionen Euro für den Schulbau

Die Mitteilung war gut „versteckt“ in der Vorlage zum aktuellen Schulbau-Programm. Die Zahlen, die zurzeit die Schulpolitik beschäftigen, sind schwindelerregend: Sicher 300 bis 400 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren fällig, um die durch und durch maroden Gesamtschulen Frida-Levy in der Stadtmitte, Bockmühle in Altendorf und Nord in Vogelheim entweder abzureißen und neu zu bauen, oder umfänglich im Bestand zu sanieren. Dazu kommen 51,2 Millionen Euro für die Erbslöhstraße – und eben die Kosten für die neunte Gesamtschule, von An-, Um- oder Neubauten für Grundschulen, Realschulen oder Hauptschulen, für Berufskollegs und Förderschulen ganz zu schweigen. „Ein Riesenpaket“, hieß es am Mittwoch im Schulausschuss.

Den anderen Gesamtschulen Konkurrenz machen

Sollte die neue Gesamtschule im Norden entstehen, könnte sich die Stadt zumindest die Grundstückssuche ersparen. Denn schon bei der Frage nach Alternativflächen für die Erbslöhstraße hatte die Bauverwaltung fast 50 Grundstücke von der Schurenbachhalde am Rhein-Herne-Kanal bis zum Krupp-Gürtel unter die Lupe genommen und in einer Rangliste sortiert. Doch der Norden dürfte bei der Standortfrage rausfallen: eine weitere Gesamtschule würde hier den bestehenden Bildungshäusern Konkurrenz machen.

„Nein, wir müssen ganz neu auf den Stadtplan schauen“, heißt es im Schulverwaltungsamt. Dies könnte einen Gesamtschul-Standort wieder ins Rennen bringen, der als Dependance ab dem 1. August die Jahrgänge 9 bis 13 der Erich Kästner-Gesamtschule in Steele aufnimmt: die Frankenstraße, ehemals Sitz der Gesamtschule Süd. Die Jahrgänge 5 bis 8 werden im alten Schulhaus am Pinxtenweg bleiben, die Brembergstraße wird aufgegeben. Den Steelensern will man Zeit lassen, sich an der Frankenstraße zu entwickeln. Aber grundsätzlich wäre durchaus Platz für eine vierzügige Gesamtschule von Klasse 5 bis 13.

Landesregierung will Klassen auf 25 Schüler begrenzen

Wer der Stadt vorwirft, angesichts eines Überhangs bei den Anmeldungen von gerade einmal 150 Jungen und Mädchen die Planung zu übertreiben, verkennt nach Auffassung aller Bildungsexperten die zukünftige Entwicklung: Während die Bezirksregierung als Schulaufsicht aktuell noch Klassen mit 27 Kindern akzeptiert, hat die Landesregierung in einem Eckpunkte-Papier bereits die neue Zielmarke vorgegeben: 25 Jungen und Mädchen, davon drei in der Inklusion, bei eineinhalb Lehrer/Sonderpädagogen-Stellen, heißt die Zielmarke, um gerade vor dem Hintergrund der Inklusion arbeitsfähige Klassen zu schaffen. Auch hält man die Essener Realschulen für komplett überlastet: Seiteneinsteiger, die Übergänge nach der Erprobungsstufe an den Gymnasien, dazu die Inklusion, „da wird zuviel draufgepackt.“

Kleine Schulsysteme sind beliebt

Entlastung ist angesagt: Auch die Bockmühle soll kleiner gesetzt werden, von acht auf sechs Klassenzüge. Der Erfolg der Gesamtschule Borbeck, die mit vier Klassen laufe, und sich bei 245 Bewerber auf die 120 Plätze kaum vor Nachfrage retten könne, zeige, wie beliebt kleine Schulsysteme seien, heißt es bei der Stadt. Unterm Strich bleibe der Bedarf für eine neunte Essener Gesamtschule: „Daran kommen wir nicht vorbei.“

>>>ANMELDUNGEN AN DEN GESAMTSCHULEN

  • 1226 Kinder sind an einer der sieben Essener Gesamtschulen angemeldet worden. Das sind etwa 25 Prozent aller Kinder, für die nach Abschluss der Grundschulzeit ein Wechsel in die weiterführende Schule ansteht. Wie in den Vorjahren ist die Nachfrage an Plätzen größer als das Angebot: Die Aufnahmekapazität liegt bei insgesamt 1080 Plätzen. Die meisten Kinder wurden an der Frida-Levy-Gesamtschule angemeldet (248), 241 waren es jeweils an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule und an der Gesamtschule Borbeck. An der Gesamtschule Holsterhausen wurden 169 Kinder angemeldet, 129 an der Bockmühle, 112 an der Erich-Kästner-Gesamtschule und 86 an der Gesamtschule Nord.