Essen-Kettwig. Die Villa Ruhnau wird vom Amt für Denkmalpflege geprüft. Noch steht das Ergebnis aus. Weshalb die Anwohner jetzt an die Politik appellieren.
In der Villa Ruhnau gab es am Montag (20. Januar) behördlichen Besuch: Vertreter des Amtes für Denkmalpflege im Rheinland (LVR) und der Unteren Denkmalbehörde Essen schauten sich in dem historischen Gebäude um, fotografierten und dokumentierten architektonische Details. Das Gebäude aus dem Jahr 1905 steht auf dem Prüfstand: Es geht um den Denkmalschutz. Der Nachbarschaftskreis freut sich.
„Es wurden eingehend alle Daten aufgenommen. Das zeigt uns, dass es tatsächlich zu keinem Zeitpunkt früher eine Begutachtung der Bausubstanz und der Architektur gegeben hat“, sagt Dorothee Lehmann-Kopp, die langjährige Mieterin im Haus ist und dem Nachbarschaftskreis Bögelsknappen angehört.
Der Nachbarschaftskreis kämpft seit Monaten für den vollständigen Erhalt der Villa und einen Denkmalschutz. Er hat sich mit den früheren Auskünften der Unteren Denkmalbehörde nicht zufrieden gegeben.
Anwohner sammelten 280 Unterschriften
Zur Erinnerung: Die Essener Denkmalschutzbehörde hatte als Reaktion auf eine Broschüre des Heimat- und Verkehrsvereins Kettwig (erschienen 2019) auf die Anfang der 1980er Jahre erfolgte Erfassung der Denkmäler verwiesen. Über 800 Baudenkmäler seien damals aus der Zeit bis um 1940 im Stadtgebiet erfasst und dokumentiert worden. „Das Gebäude Am Bögelsknappen 1 war nicht Bestandteil des Antrages zur Eintragung in die Denkmalliste“, hieß es dazu in einem Brief.
Nun also wird doch geprüft. „Dass jemand vom Amt für Denkmalpflege im Rheinland dabei war, verleiht dem Ganzen schon Gewicht“, findet Lehmann-Kopp. Bis eine Entscheidung erfolge, dürfte aber noch einige Zeit vergehen.
Eine Broschüre des HVV informiert über die Historie
Einen Überblick über die umfangreiche Historie der Villa Ruhnau gibt die Broschüre „Das Haus Am Bögelsknappen 1. Geschichte und Bedeutung für Kettwig“, die der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Kettwig im Juli 2019 veröffentlicht hat.
Gegen eine Schutzgebühr von drei Euro ist das Heft erhältlich bei den Buchhandlungen Decker, Hauptstraße 92, und Folgner, Hauptstraße 64, sowie im Reisebüro Kettwig, Bürgermeister-Fiedler-Platz 3, und im Museum (3. Etage, Rathaus Kettwig).
Das Versprechen des Oberbürgermeisters
Oberbürgermeister Thomas Kufen hat auf dem Neujahrsempfang der Stadtgesellschaft Kettwig versprochen, dass es bis zur Klärung der Faktenlage keinen Verkauf des in städtischer Hand befindlichen, hinter der Villa Ruhnau liegenden Grundstücks gebe. Darauf zählt der Nachbarschaftskreis, der 280 Unterschriften in den Anliegerstraßen gesammelt hatte, um auf drohende Problematiken am Bögelsknappen aufmerksam zu machen.
„Dies sind ein Verkehrschaos bei gut 40 Wohneinheiten mehr in der Straße, eine halbierte Villa, die wohl nur für zehn Jahre Bestandsschutz haben wird, und ein gerupfter Baumbestand mit Tierhabitaten zugunsten einer Tiefgarage“, fasst Anwohnerin Yvonne Herfurth zusammen.
Der Nachbarschaftskreis geht nun noch einen Schritt weiter. Die Anwohner haben auf eigene Kosten eine Architekturzeichnung anfertigen lassen – auf Basis der öffentlich bekannt gewordenen Eckdaten der Planungen, die im Ausschuss für Stadtplanung vorgelegt wurden.
Die Simulation einer möglichen Bebauung
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„Es ist eine Simulation, wie das Szenario ungefähr aussehen könnte“, sagt Dorothee Lehmann-Kopp. „Wir wissen nicht, wie die Einzelheiten der Baukörper aussehen. Aber die Simulation gibt einen Eindruck von der Masse.“ Die Villa selbst bleibe davon nicht unberührt, denn sie verlöre einen großen Gebäudeteil. Die Anwohner appellieren deshalb an die Kommunalpolitiker, „das hintere Grundstück nicht für eine Bebauung mit uniformen Wohnblöcken zu verkaufen, wie sie in Kettwig an vielen Stellen entstehen“.
Die Tradition der für die Kettwiger gedachten „Städtischen Anlagen“, mit denen um 1905 der Ruf von Kettwig als „Gartenstadt“ begründet wurde, setzte sich mit ebenfalls öffentlicher Nutzung fort: Sei es in der Zeit als Kinderkrankenhaus oder später mit provisorischem Container als Jugendzentrum, dann als Kindertagesstätte. Ein naturnahes Vorzeigeprojekt für Kinder und Jugendliche, ob Waldkindergarten, Tipi-Events oder „Schule und Natur“, wären auch jetzt Optionen, zählen die Anwohner auf. „Davon würden die Kettwiger mehr profitieren!“
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