Essen-Kettwig. Die Anwohner des Bögelsknappen sammeln Unterschriften. Sie befürchten ein Verkehrschaos, wenn der Neubau neben der Villa Ruhnau realisiert würde.
Im November tagt der Stadtplanungsausschuss. Ein Thema wird der Verkauf des städtischen Grundstücks, das sich hinter der so genannten Villa Ruhnau an der Straße Am Bögelknappen befindet, sein. Die Anwohner sind mehr als beunruhigt – und haben eine Unterschriftenaktion gestartet.
Sie befürchten bei einer Bebauung des Grundstücks eine Verdoppelung der Wohneinheiten in der Straße und damit ein vorprogrammiertes Verkehrschaos – sowie topographisch bedingte Folgeschäden an ihren Häusern. Auch bangen sie um den Erhalt des markanten Bauwerks, das in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem Gaststätte, Krankenhaus und durch den Architekten Werner Ruhnau ein Haus der Künste gewesen ist.
„Es werden Fakten geschaffen, bevor zentrale Fragen geklärt sind“
„Es werden Fakten geschaffen, bevor zentrale Fragen geklärt sind“, sagt Dorothee Lehmann-Kopp, Mieterin in der Villa Ruhnau, Am Bögelsknappen 1. Sie ist entsetzt über das drohende Szenario: „Der hintere Trakt der historischen Villa mit 800 Quadratmetern guter Wohnfläche würde komplett abgerissen. Das Vorderhaus soll erhalten, jedoch baulichen Veränderungen unterzogen werden.“
Auf dem hinteren – städtischen – Grundstück könnten zwei viergeschossige Häuser mit gesamt mutmaßlich rund 30 zusätzlichen Wohnungen entstehen. Zum Vergleich: In der gesamten Straße Am Bögelsknappen, Haus Nummer 1 ausgenommen, existieren derzeit 36 Wohneinheiten. Dieser Plan des Investors, der Villa und Grundstück von den Ruhnau-Erben erworben hat und sich nun augenscheinlich für das Nachbargrundstück interessiert, werde von verschiedenen Seiten kolportiert, so Lehmann-Kopp.
Anwohner haben Fragen und Forderungen an die Politik
Unter anderem hatte CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt mit der Redaktion dieser Zeitung über einen möglichen Grundstücksverkauf und den Erhalt der Villa Am Bögelsknappen gesprochen und das Vorgehen der Verwaltung erläutert. „Öffentlich gemacht ist das alles noch nicht“, berichtet Susanne Gilbert und fordert mehr Transparenz ein.
Sie wohnt in Haus Nummer 16 und ist mit ihrer Nachbarin von Nummer 14, Yvonne Herfurth, in diesen Tagen in der Wohngegend unterwegs. „Jeder, den wir ansprechen, ist schockiert“, sagt Susanne Herfurth. „Den Menschen liegt der Erhalt der Villa am Herzen.“
Fragen und Forderungen haben die Anwohner des Bögelsknappen an Politik und Verwaltung. Ihrer Ansicht nach ist die verkehrstechnische Infrastruktur nicht auf eine solche Verdichtung ausgelegt. „Hier besteht schon jetzt erhöhter Parkdruck“, sagt Susanne Gilbert. Das nahe Theodor-Heuss-Gymnasium sowie die Jakob-Muth-Schule zögen viel Verkehr an. Auch die umliegenden Straßen seien zugeparkt, das Passieren im Gegenverkehr schwierig.
Bodenbeschaffenheit bezeichnen die Anwohner als „hochproblematisch“
Es sei vollkommen unklar, wie der intensive Einsatz schwerer Baufahrzeuge, das später stark erhöhte Verkehrsaufkommen und der absehbare, dramatische Parkplatzmangel bewältigt werden sollen.
Außerdem machen die Anwohner auf die Bodenbeschaffenheit des Bögelsknappen aufmerksam. Diese sei nach ihrer Kenntnis „hochproblematisch“. Bereits in der Vergangenheit seien die Straße und die in Hanglage erbauten Häuser bei starken Belastungen abgesackt, immer wieder gebe es Einbrüche der Fahrbahndecke. „Derlei Folgeschäden des Bauprojekts würden zu Lasten der Nachbarn gehen. Wir fordern daher ein geologisches Gutachten“, sagt Dorothee Lehmann-Kopp und betont: „Ein solches Gutachten wäre ebenso für das hintere Grundstück erforderlich. Und wie ist es mit der Statik der Villa bestellt, wenn das Hinterhaus abgerissen wird?“
Gremium erhält Liste
Der Verkauf des städtischen Grundstücks Am Bögelsknappen soll im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung am Donnerstag, 21. November, in nicht-öffentlicher Sitzung auf der Tagesordnung stehen.
Derzeit liegen über 150 Unterschriften von Anwohnern vor. Die Sammlung geht weiter. Die vollständige Liste wird dem Gremium übergeben werden.
Die geplanten Neubauten bedeuteten eine Zerstörung intakter Habitate
Völlig offen scheine auch, wie Baustraße und Zuwegung zu den neuen Häusern sicher und belastbar eingerichtet werden sollen, zumal die Zufahrt zu Haus Nummer 1 einem „Nadelöhr“ gleiche.
Die geplanten Neubauten bedeuten zudem die Fällung sehr alten Baumbestandes, die großflächige Versiegelung und Zerstörung intakter Habitate für zahlreiche, teils streng unter Schutz gestellter Tierarten. Mit der Unterschriftenaktion fordern die Anwohner die Mitglieder des Fachausschusses auf, dem Verkauf des Grundstücks an den Investor nicht zuzustimmen, solange diese Fragen noch offen sind.
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