Essen-Kettwig. Die ungewisse Zukunft des Gebäudes Bögelsknappen 1 lässt den Heimat- und Verkehrsverein handeln: Eine Broschüre informiert über die Geschichte.

„Als Heimatverein kann es uns nicht egal sein, wenn das Schicksal einer ganz herausragenden ‘Gebäudepersönlichkeit’ im Ungewissen ist.“ Das schreibt Martin Kryl, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) Kettwig, zu Beginn einer Broschüre, die sich mit dem Haus Am Bögelsknappen 1 befasst. „Das Haus liegt uns am Herzen“, bekräftigt er im Gespräch mit dieser Zeitung.

Die Villa, in ihrer jetzigen Form 1905 erbaut, thront heute noch gut sichtbar auf einer bewaldeten Anhöhe in Kettwig. Sie war Gaststätte, Stadthalle, ein Kranken- und Ärztehaus, Pflege- und Musikschule und in der jüngsten Vergangenheit ein Haus der Kunst. Der Architekt Werner Ruhnau lebte und arbeitete hier bis zu seinem Tod 2015.

Viele verbinden mit diesem Haus eigene Erlebnisse

Viele Menschen verbinden mit diesem – über viele Generationen öffentlichen – Gebäude eine besondere Geschichte. Martin Kryl selbst erinnert sich an einen Krankenhausaufenthalt als Kind, „eine kleinere Sache, aber es war das erste Mal, dass ich Heimweh hatte“. Andere wissen aus der Familie über Ärzte und die Musikschule zu berichten, haben an Vernissagen im Hause Ruhnau teilgenommen.

Eine Postkarte mit dem Motiv des Bögelsknappen in Kettwig.
Eine Postkarte mit dem Motiv des Bögelsknappen in Kettwig. © Ulrich Bangert (Repro)

Alte Postkarten zeigen wiederum das großzügige Areal, als 1901 die Stadt Kettwig nach Übernahme des Gasthofes „Zum Luftigen“ das Ganze zu einer Stadthalle ausbaute. 1908 entstand drumherum ein Stadtpark zwischen der heutigen Straße „Am Bögelsknappen“ und dem „Scheidtschen Wald“. Es wurde 1913 sogar eine Freilichtbühne unweit der heutigen Jakob-Muth-Schule errichtet.

Ausgangspunkt für die Gartenstadt Kettwig

Helmut Wißler, Hobby-Historiker und Stadtführer, hat der Geschichte des Gebäudes nachgespürt, Karten und Dokumente gesichtet. Lange Zeit war das Haus Mittelpunkt der bürgerlichen Gesellschaft in Kettwig. Und der Bögelsknappen sei schließlich Ausgangspunkt dessen, was Kettwig als „Gartenstadt“ ausmache, sagt er. Mit dem Stadtpark seien die Grundlagen geschaffen worden. Dieser Linie konsequent folgend, wurde 1927 die nach gartenstädtischem Muster angelegte Siedlung um den Hopmannplatz gebaut, die Bergstraße mit der Straße „Am Bögelsknappen“ verbunden.

Noch im originalen Zustand ist der Treppenaufgang im Haus.
Noch im originalen Zustand ist der Treppenaufgang im Haus. © Carsten Klein

Und Dr. Johannes Geymüller, Mitglied des Arbeitskreises Essen 2030, befindet: „Das Gebäude am Bögelsknappen 1 bleibt trotz baulicher Veränderungen im Laufe seiner unterschiedlichen Nutzungen ein höchst originelles städtebauliches Format mit einer lebendigen, geschichtsträchtigen Vergangenheit sozialerund kultureller Art. Ein Denkmalwert wäre nach Aufarbeitung seiner Geschichte gut zu begründen.“ Und genau darin liegt der Knackpunkt der Sache: Ob das Gebäude ein Denkmal ist oder nicht, hat bislang keine Behörde geprüft.

Stadt lehnt Grundstücksverkauf ab

Inzwischen gibt es jedoch einen Besitzerwechsel (das Haus hat ein Investor gekauft) und Spekulationen darüber, ob die Villa Bestand haben wird oder nicht. Fest steht: Das Ansinnen der Stadt, das dahinter liegende Grundstück zu veräußern, hat der Ausschuss für Stadtplanung im Februar abgelehnt.

Broschüre hat eine Auflage von 300 Stück

Die Broschüre „Das Haus Am Bögelsknappen 1. Geschichte und Bedeutung für Kettwig“ ist in einer Auflage von 300 Stück erschienen. Gegen eine Schutzgebühr von drei Euro ist das Heft im örtlichen Buchhandel erhältlich: Buch Decker, Hauptstraße 92; Folgner, Hauptstraße 64.

Außerdem kann die Broschüre im Reisebüro Kettwig, Bürgermeister-Fiedler-Platz 3, und im Museum Kettwig (Rathaus Kettwig) bei den Geschichts- und Museumsfreunden gekauft werden. Die Gästebetreuer sollen das Heft künftig ebenfalls für Interessenten parat haben.

Die Broschüre, an der auch Dorothee Lehmann-Kopp und Bernd Kopp als Bewohner des Hauses mitgewirkt haben, soll „ein Impuls für den Investor sein, das Herzstück Kettwigs zu erhalten“, erklärt Peter Marx vom HVV. Die Bezirkspolitiker seien bereits sensibilisiert, in der BV-Sitzung vom Juni ist die Broschüre bereits verteilt worden.