Essen. Das alte Thyssenhaus ist wieder zum Leben erweckt. Sanierung und Vermietung liefen zwar nicht so rasch wie gedacht. Doch am Ende steht ein Erfolg

Seine Mission Ruhr-Tower ist abgeschlossen. Doch Hubert Schulte-Kemper macht keinen Hehl daraus, dass ihn das besser als altes Thyssenhaus bekannte Gebäude auch gefordert hat. Sein Unternehmen, die Fakt AG, hatte das denkmalgeschützte Hochhaus in der Kruppstraße vor viereinhalb Jahren dem Thyssenkrupp-Konzern abgekauft und anschließend saniert. „Gerade das mit dem Denkmalschutz macht man ja nicht einfach mal so“, sagt der Fakt-Vorstandschef. Er war damals der einzige Kaufinteressent, der das 1961 erbaute Hochhaus nicht abreißen wollte. Deshalb bekam er schnell den Ruf, der Retter der Essener Skyline zu sein.

Neben dem Denkmalschutz sorgten vor allem aber hohe Auflagen zum Brandschutz dafür, dass die Sanierung des Gebäudes teurer wurde als geplant und es mit der Vermietung nicht so schnell voran ging, wie es sich Schulte-Kemper anfangs erhofft hatte. Hinter vorgehaltener Hand orakelten Immobilienexperten auch lange Zeit darüber, ob die von der Fakt AG aufgerufenen Mietpreise für Essen nicht zu hoch seien.

Die Skeptiker sind verstummt. Denn mittlerweile sind nahezu alle Büroflächen in dem Hochhaus, das heute unter dem Namen Ruhr-Tower firmiert, vermietet. Wie Schulte-Kemper betont, sei dies der längst gesetzte Zeitpunkt gewesen, um sich von dem Gebäude wieder zu trennen. „Es war immer unser Ziel, nach der Vollvermietung zu verkaufen.“ Nichtsdestotrotz hatte Schulte-Kemper dem Haus anfangs den Namen seiner Firma Fakt-Tower gegeben und später in Ruhr-Tower umbenannt.

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Neuer Eigentümer ist Wealthcap

Neuer Eigentümer ist die Wealthcap Kapitalverwaltungsgesellschaft aus München, wie das am Verkauf beteiligte Essener Maklerunternehmen Brockhoff mitteilte. Hinter Wealthcap steht die Hypovereinsbank. Zum Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Schulte-Kemper macht auf Nachfrage auch keine Angaben darüber, wie viel ihn die Sanierung letztlich gekostet hat. Vor dem Start vor vier Jahren hatte er noch angekündigt, 25 Millionen Euro in das Gebäude stecken zu wollen. Diese Summe war wegen der genannten Probleme schließlich nicht mehr zu halten. „Sie können aber davon ausgehen, dass wir mit dem Verkauf keinen Verlust gemacht haben“, meint Schulte-Kemper.

Hubert Schulte-Kemper in einer der oberen Etagen im Ruhr-Tower mit einem beeindruckenden Blick über Essen.
Hubert Schulte-Kemper in einer der oberen Etagen im Ruhr-Tower mit einem beeindruckenden Blick über Essen. © Katharina Kemme Funke Foto Services

Wie schon im Ruhr-Turm - der ehemaligen Ruhrgas-Zentrale – an der Ruhrallee hat der Unternehmer bewiesen, dass er leerstehende Hochhäuser allen Unkenrufen zum Trotz wieder zum Leben erwecken kann. Seine anfängliche Vision, auch im Ruhr-Tower einen Mix aus Büros, Hotel, Gastronomie und Konferenzzentrum zu etablieren, ist zwar so nicht aufgegangen. Doch die hohe Nachfrage nach Büroraum hat ihm schließlich Recht gegeben. Ist das Mut zum Risiko oder gute Marktkenntnis? „Wir folgen einfach unserer Philosophie“, sagt Schulte-Kemper. Der Ruhr-Tower sei einmal mehr der Beweis dafür, dass Fakt damit auf der richtigen Schiene liege. „Das Ruhrgebiet hat Potenzial. Doch ich bin da oft der einzige Rufer im Wald“, meint er.

Fakt ist auf der Suche nach neuen Objekten in Essen

Das sind die Mieter im Ruhr-Tower

17.000 Quadratmeter Bürofläche bietet der Ruhr-Tower. Ankermieter ist der Coworking-Anbieter Design Offices, der in diesem Jahr für rund 7000 Quadratmeter Bürofläche einen Mietvertrag unterzeichnete und sich eine Option über weitere 3000 Quadratmeter einräumen ließ.

Zur weiteren Mieterschaft zählen die Deutsche Bank, der Personaldienstleister Hays, die Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr, Check 24, der internationale IT-Dienstleister FPT Deutschland GmbH sowie die Agentur C3, ein Joint Venture von Innogy und der Burda-Tochter.

So hat die Fakt AG nach eigenen Angaben in Bochum und im Herner Shamrockpark in jüngster Zeit 180.000 Quadratmeter Gewerbeflächen gekauft und entwickelt - alle anfangs ebenfalls leerstehend. Nach Angaben von Schulte-Kemper seien davon bereits 85 Prozent vermarktet. „Man muss nur die Augen aufmachen und darf nicht überall nur die Probleme sehen.“ Auch in Essen sucht er gerade wieder nach einer reizvollen Immobilie wie dem Ruhr-Tower.