Essen. In der Essener Fußgängerzone haben 1400 Schüler der Gesamtschule Bockmühle bessere Lern-Bedingungen gefordert. Die Schule ist ein Sanierungsfall.

Rund 1400 Kinder und Jugendliche der Gesamtschule Bockmühle (Altendorf) haben am Montagmorgen in der Essener Innenstadt für bessere Lern-Bedingungen demonstriert. Gekleidet in bunte T-Shirts, bildeten sie eine doppelte Menschenkette zwischen dem Kino Lichtburg und der Marktkirche. Sie skandierten Sprüche wie: „Wir sind hier, wir sind laut, damit Ihr unsere Schule baut!" Essens älteste Gesamtschule, 1972 eröffnet, ist ein baulicher Sanierungsfall.

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„Die Fenster sind undicht, es regnet ‘rein“, berichtet Lathushan (13), Schüler der Klasse 8a. Michelle aus der 10b ergänzt: „An vielen Wänden ist Schimmel, vor allem im Chemietrakt. Viele Räume dürfen wir gar nicht mehr betreten. Und ständig fällt Unterricht aus.“ An der Gesamtschule Bockmühle sind zehn von etwa 150 Lehrer-Stellen nicht besetzt. „Dienstag war ich deshalb gar nicht an der Schule; die Lehrer meinten, Vertretung bringt nichts, wir könnten nach Hause gehen“, sagt Leonie (10b).

„Weil wir wichtig sind“, steht auf ihren Demo-Schildern: Schüler der Bockmühle am Montag vor dem Baedeker-Haus.
„Weil wir wichtig sind“, steht auf ihren Demo-Schildern: Schüler der Bockmühle am Montag vor dem Baedeker-Haus. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

An der Gesamtschule Bockmühle wurden ab 2013 rund sechs Millionen Euro ausgegeben für Brandschutz-Sanierungen. Die unteren Jahrgänge wurden dafür sogar zeitweise ausgegliedert. Doch mit jeder neuen Sanierungs-Maßnahme stellten die Experten fest, wie marode das gesamte Gebäude ist – also gab es im Jahr 2017 ein Gutachten, das die Frage beantworten sollte: Wären und Abriss und Neubau nicht billiger als ein ewiges Weitersanieren? Die Antwort lautete: Sinnvoller wäre ein Neubau. Zumal ein verheerender Brand in den Sommerferien 2017 neuen, zusätzlichen Schaden angerichtet hatte.

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Dann erklärte die Schulverwaltung, dass man an der Erbslöhstraße in Altenessen eine weitere Gesamtschule errichten will – wenn die fertig ist, könne die Bockmühle umziehen für die Dauer einer neu zu errichtenden Gesamtschule in Altendorf. Doch diese Idee, die im Winter 17/18 einigermaßen überraschend für viele Beteiligte veröffentlicht wurde, konnte sich nicht durchsetzen.

Eine neue Machbarkeits-Studie soll im Oktober veröffentlicht werden

Sehr wohl will die Stadt an der Erbslöhstraße eine neue Gesamtschule bauen – doch die Bockmühle muss entweder saniert oder neu gebaut werden. So gesehen: In Altendorf ist man heute so schlau wie vor zwei Jahren. Außer, dass die Stadt beschlossen hat, eine weitere Gesamtschule in Altenessen-Süd zu errichten. Was wiederum bedeutet, dass man einen Bockmühlen-Neubau kleiner planen könnte als bislang.

Entsprechend gibt es eine neue Machbarkeits-Studie. In der September-Sitzung des städtischen Schulausschusses stand sie schon auf der Tagesordnung, wurde aber nicht besprochen. Jetzt soll es im Oktober so weit sein.

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Die Gesamtschule Bockmühle erwies sich bei der Realisierung ihres Protests übrigens als einigermaßen einfallsreich: Die Demonstration war schulrechtlich als „Schulgang in politischer Bildung“ deklamiert worden, wird also als eine Art Exkursion betrachtet - verpflichtend für alle Schüler, so wie ein Gang zum Museum. Das machte auch den Lehrern möglich, an der Veranstaltung teilzunehmen.

Landesweite Initiative von Gesamtschulen

Der Protestzug war Auftaktveranstaltung einer landesweiten Initiative von Gesamtschulen in NRW, die in Brennpunkten liegen. Sie fordern bessere Versorgung mit Lehrern und eine Bevorzugung bei der Vergabe von öffentlichen Gelder für Sanierungsmaßnahmen.

Aus Essen beteiligt sich bislang außerdem die Gesamtschule Nord (Vogelheim) an der Initiative, die im März eine öffentliche Veranstaltung plant.

Die Bockmühle – eine Brennpunktschule an der Belastungsgrenze: Hier lesen Sie, wie der Schul-Alltag in Altendorf abläuft.