Essen. Eine Markthalle soll in der nördlichen Innenstadt Essens entstehen. Das plant Mäzen Reinhard Wiesemann, der seit 15 Jahren Projekte realisiert.

An der Rottstraße in der nördlichen Innenstadt von Essen soll eine Markthalle mit etwa 40 Ständen entstehen, die vor allem auf Gastronomie setzt. Das plant Unternehmer und Immobilien-Besitzer Reinhard Wiesemann, der vor 15 Jahren das „Unperfekthaus“ gegenüber vom Einkaufszentrum Limbecker Platz gründete. Dort verwandelte er ein ehemaliges Franziskaner-Kloster in ein offenes Haus mit Restaurant, Gruppenräumen, Ateliers und Dachterrasse. Wiesemann gilt seitdem als aktiver Antreiber der Entwicklung in der nördlichen Innenstadt mit mehreren erfolgreichen Projekten.

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„Eine Markthalle könnte das Quartier das ganze Jahr über beleben“, glaubt Wiesemann. Entstehen soll die Halle in einer Immobilie, die der IT-Unternehmer in den letzten Jahren erwarb: An der Rottstraße, ganz in der Nähe des GOP-Varietés und gegenüber der neuen Allbau-Zentrale, ist jetzt noch ein „Tedi“-Markt beheimatet (früher Rewe). Der zieht nach Angaben Wiesemanns aber Ende September aus. Nebenan entstand bereits das „Vielrespekt-Zentrum“, ein politisches Zentrum, das sich der interkulturellen Vielfalt verschrieben hat. Zuvor hatte es Wiesemann dort mit einem Seniorenprojekt versucht: „Alt-A“ sollte eine Anlaufstelle werden für ältere Mitbürger und Ausstellungen präsentieren, „das hat aber nicht geklappt“, gibt Wiesemann zu.

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Erster Aufruf im Netzwerk Facebook

Jetzt der neue Anlauf: Am Montag veröffentlichte Wiesemann im Netzwerk „Facebook“ einen Aufruf mit den Hinweis, eine Markthalle einrichten zu wollen. Der Aufruf richtet sich an Erfahrene, die Tipps geben könnten für das Projekt. „Sie könnte von umliegenden Gastronomen bespielt werden“, sagt Wiesemann. Ein Architekt sei bereits mit Umbauplänen beauftragt; die Genehmigungen der Ämter stünden aber noch aus.

Die Gründung einer Markthalle hat auch mit den Erfahrungen zu tun, die Akteure der nördlichen Innenstadt seit März 2017 mit der Etablierung eines so genannten „Feierabendmarktes“ auf dem Weberplatz gemacht haben. Als klassischer Markt mit Wurst-, Obst- und Käseständen hat der Markt nicht funktioniert, da sind sich alle Beteiligten einig – doch er läuft weiter und soll weitergeführt werden als eine Art Nachbarschaftstreff, als Plattform für die Gastronomen der nördlichen Innenstadt. „Als Nachbarschaftstreff“, sagen Wiesemann und andere, „funktioniert der Feierabendmarkt hervorragend.“

Markthalle nicht nur für Gastronomen

Die Markthalle könnte einen solchen Treff langfristig etablieren, das ganze Jahr hindurch, und den Treff auch retten vor den Unwägbarkeiten der Bauarbeiten, die am „Haus der Begegnung“ am Weberplatz anstehen könnten. Der Allbau möchte das historische Gebäude gerne kaufen und kernsanieren.

Nord-City kommt vom Schmuddel-Image nicht weg

Die nördliche Innenstadt ist seit Jahrzehnten in der Diskussion – ihre Entwicklung hin zu einem vollwertigen Teil der City hat mal Fortschritte gemacht, doch immer wieder gibt es Rückschläge.

So gilt die nördliche Innenstadt derzeit als Tummelwiese für Clans, die sich in den Shisha-Bars und Cafés treffen. Die Viehofer Straße als Fußgängerzone kommt vom Schmuddel-Image nicht weg – auch, weil dort tagsüber offen mit Drogen gehandelt werden.

Reinhard Wiesemann hat mit dem Unperfekthaus, dem „Generationen-Kult-Haus“ inklusive Gastronomie und weiteren Projekten die Entwicklung des Quartiers erheblich beeinflusst.

Wie baut man ein Ladenlokal um in eine Markthalle? Wer jetzt durch den „Tedi“ an der Rottstraße geht, muss einige Phantasie mitbringen – zu flach ist die Decke, die durchzogen ist von schweren Betonträgern. Wo jetzt noch Bilderrahmen für 2,99 Euro, Tupperdosen und Duftkerzen angeboten werden, soll es schon bald duftende Currys, zuckersüße Baklava und aromatische Tees geben? Nicht nur Gastronomen, sondern auch Händlern könnte in der Markthalle ein Forum geboten werden. Die Internet-Seite, die Wiesemann für das Projekt bereits erstellt hat, zeigt Fotos eines Vorbild-Projekts in Berlin.