Essen. . In der angenehmen Atmosphäre beim „Tag der guten Lebensmittel“ wurde viel diskutiert. Unter anderem über ein mögliches Ende des Feierabendmarkts.

Etwas zu weißhaarig findet sich Reinhard Pietrass zwar auf dem Porträt, aber mehr ist aus der Farbe nicht herauszuholen. Knoblauchsoße eben. Damit hätte auch ein van Gogh keine Farbexplosion auslösen können. Deshalb einigen sich Pietrass und Künstlerin Doro Ostgathe darauf, dass er niemals zuvor so gut ausgesehen hat. Die beiden lachen. Die Soßenporträts zählen zu den Attraktionen beim „Tag der gute Lebensmittel“ auf dem Weberplatz. Haufenweise bringen die Besucher ausrangierte, miese Grillsoße mit, um sich damit malen zu lassen. Mal in Chili, mal in Barbecue.

„Mit Knoblauch ist es am schwierigsten. Das Weiß geht auf der hellen Pappe etwas unter“, so das Urteil der Soßenkunstschaffenden. Momente der Heiterkeit bei dem Aktionstag auf dem Weberplatz.

31 Produzenten beim Tag der guten Lebensmittel

Aber es gibt auch einen naheliegenden ernsten Hintergrund und dazu noch einen weiteren, der sich im Laufe des Tages zu einem Themenschwerpunkt entwickelt. Der naheliegende: 31 Produzenten aus Essen und dem Ruhrgebiet haben sich an diesem Tag zusammengetan, um die Besuchern von den Vorzügen regionaler, fairer, durchdachter Lebensmittel zu überzeugen. „Es läuft gut. Wir sind mit dem Zuspruch zufrieden“, sagt Organisator Manfred Weniger vom Netzwerk „Gute Lebensmittel im Revier“. Im Vergleich zur regendurchtränkten Premiere im vergangenen Jahr passt alles dieses Mal.

Doch da entsteht noch diese andere zentrale Frage: Wie geht es eigentlich weiter mit einer anderen Veranstaltung an dieser Stelle, mit dem Feierabendmarkt auf dem Weberplatz? Mit diesem kleinen, 14-tägigen Event im Schatten der Kreuzeskirche, das so oft übersehen wird. Es scheint nicht gut auszusehen. „Im Oktober gibt es noch Termine am 4. und 18., aber die Zukunft ist offen“, sagt Björn Ahaus von „Freiraum Weberplatz“. Der Projektmanager der Grüne-Hauptstadt-Agentur berichtet, dass sich der Feierabendmarkt zwar zu einem kleinen Nachbarschaftstreff entwickelt habe mit gemütlicher Atmosphäre, doch von einer trubelig-geschäftigen Marktstimmung könne nicht gesprochen werden.

Die Allbau AG hat das ehemalige Haus der Begegnung übernommen

Der Feierabendmarkt am Donnerstagspätnachmittag war vor rund eineinhalb Jahren ins Leben gerufen worden. Doch die Lage, etwas abseits der Fußgängerströme in der nördlichen Innenstadt, hatte ihn schnell zu einem Termin nur für Kenner und weniger für Zufallsbesucher gemacht. Schon im ersten Jahr hatte es bei den Händlern einige Wechsel gegeben, manche Stellen blieben ganz leer. „Nun müssen wir schauen, welche Pläne die Allbau AG hier hat“, sagt Ahaus. Der Wohnungsanbieter, dessen Zentrale einige Meter vom Weberplatz entfernt liegt, hat das ehemalige Haus der Begegnung, das heute „Freiraum Weberplatz“ heißt, direkt am Platz übernommen und möchte es wohl sanieren. Das Haus war als Hauptquartier der Grünen Hauptstadt 2017 genutzt worden.

Letztes Open-Air-Kino am 20. September

Auch Manfred Weniger vom Netzwerk „Gute Lebensmittel im Revier“ beschäftigt die Frage, wie es mit Veranstaltungen auf dem Weberplatz weitergeht. Er kann sich vorstellen, im kommenden Jahr wieder einen „Tag der guten Lebensmittel“ zu organisieren und diesen Termin in Essen zu etablieren. Einige Händler hätten bereits signalisiert, dabei sein zu wollen. „Wir müssen abwarten. Vielleicht bieten sich ja andere Plätze an, falls es hier nicht mehr möglich ist“, sagt Weniger.

Björn Ahaus von „Freiraum Weberplatz“ hofft, dass Allbau etwas daran liegt, das Viertel weiter zu beleben und attraktiv zu machen. Für Donnerstag, 20. September, ist noch ein weiterer Feierabendmarkt geplant (16 bis 20 Uhr). Dann auch mit dem letzten Termin für das Open-Air-Kino „Sommerfreiraum“. Gezeigt wird ab Einbruch der Dunkelheit der deutsche Film „Weit“.