Essen. Zum Start des Kindergartenjahres am 1. August kann die Stadt die Betreuungs-Misere nur wenig lindern. Weiter scharfe Kritik von Eltern.
Die Stadt Essen startet mit zusätzlichen 292 Kita-Plätzen in das neue Kindergartenjahr, das am 1. August beginnt. Das lindert die Kitaplatz-Misere aber nur wenig: Wie mehrfach berichtet, fehlten zuletzt 2900 Plätze, wenn man davon ausgeht, dass 40 Prozent aller Kinder zwischen einem und drei Jahren sowie 100 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Betreuungsplatz in einer Einrichtung oder bei einer Tagesmutter benötigen.
Insgesamt werden im Kindergartenjahr, das jetzt beginnt, 924 neue Kitaplätze entstehen, kündigt die Stadt an – 223 davon sind U3-Plätze, 701 Plätze sind für ältere Kinder. „Derzeit“, heißt es in einer amtlichen Mitteilung, „befinden sich fünf Kitas im Bau, weitere 52 Kitas sind bis Ende 2026 in Planung und Vorbereitung.“ Wenn die derzeit laufenden Bauarbeiten alles planmäßig verlaufe, sinkt die Zahl fehlender Betreuungsplätze im laufenden Jahr auf 1980 – das ist immer noch fast ein halber Jahrgang.
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Im Mai gab es einen Kitaplatz-Gipfel
Die Misere bei der Kinderbetreuung hatte die Verwaltungsspitze im Mai des Jahres auf den Plan gerufen – organisiert wurde ein Forum, zu dem 180 Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Initiativen, Unternehmen, Wohnungsbaugesellschaften und anderen Einrichtungen kamen. „Ziel der Veranstaltung war es, mit allen beteiligten Akteuren gemeinsame Lösungen zu finden, um den Kita-Ausbau in Essen weiter voranzutreiben“, heißt es. Konkrete Ergebnisse liegen bislang nicht vor: Verabschiedet wurde eine „Essener Erklärung“, die aber nichts weiter als Absichtsbekundungen enthielt.
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Die Stadt ist für den erheblichen Mangel an Kitaplätzen wiederholt scharf kritisiert worden, weil Bevölkerungsprognosen lange im Voraus bekannt sind und noch vor Jahren Kitas geschlossen wurden. Dazu trugen allerdings auch Kürzungen bei den großen Trägern wie dem Bistum bei. „Allein von 2015 bis 2018 ist die Zahl der Kinder in Essen im Alter von null bis sechs Jahren gestiegen“, verteidigt sich jetzt die Stadt erneut. „Auch die Zahl der Geburten ist seit 2014 kontinuierlich hoch und liegt bei rund 6.000 Kindern im Jahr.“
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Stadt weist auf kontinuierlichen Ausbau hin
Die Stadt betont, sich seit Jahren der Herausforderung zu stellen und kontinuierlich das Angebot auszubauen – so seien seit 2009 bis heute rund 6400 neue Betreuungsplätze entstanden; davon über 4.200 in Kindertageseinrichtungen und knapp 2.200 in der Kindertagespflege.
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„Es ist immer noch frustrierend, dass der Ausbau nicht schneller vorangeht“, sagt Carolin Claas vom Jugendamtselternbeirat (JAEB) der Stadt Essen. Initiativen, Plätze zu teilen für Eltern, die nicht an jedem Tag arbeiten gehen, seien bislang erfolglos gewesen. „Wir brauchen mehr Kreativität, und die neuen Plätze, die jetzt eingerichtet werden, sind ein Tropfen auf dem heißen Stein.“ Für Essener Eltern bleibe die Kitaplatz-Vergabe „weiter ein Lotterie-Spiel“.