Essen. . Das Ev. Krankenhaus in Essen-Werden positioniert sich neu. Es will ein Zentrum für Innere Medizin sein und Geriatrie und Pflege ausweiten.

Über die medizinische Versorgung kann sich Werden nicht beschweren. Gleich zwei Krankenhäuser gibt es im Stadtteil – und das führt nicht nur zu Verwechslungsgefahr (sie liegen nebeneinander), sondern auch zu einem starken Gesundheitsschwerpunkt im Süden der Stadt. Das eine ist das St.-Josef-Krankenhaus, es ist ein Ableger der Uniklinik. Das andere ist das zu den Kliniken Essen-Mitte/Huyssens-Stiftung gehörende Evangelische Krankenhaus Werden – und das stellt sich jetzt neu auf.

Wichtigstes Fazit der Neuausrichtung: Das Haus will sich als Zentrum für Innere Medizin und Rekonstruktive Chirurgie etablieren. Geschäftsführer Frank Mau formuliert es so: „Wann immer ein Patient eine internistische Erkrankung hat, wird hier ein Weg gefunden, ihn zu versorgen.“

Patienten von Eckernförde bis Garmisch werden in Werden behandelt

Ein großer Teil der Konzentration gilt also nun solchen Fällen. „Internistische Erkrankungen sind sehr komplex“, sagt Mau. Und oft sei es so, dass Ärzte verschiedener Fachrichtungen hier zusammenspielen müssten. Es sei gut, wenn dieses alles unter einem Dach passieren könne. Wobei die Verantwortlichen sich keineswegs als Krankenhaus ausschließlich für die Nachbarschaft verstehen. „Wir behandeln Patienten von Eckernförde bis Garmisch“, so der Geschäftsführer.

Die Orthopädie ist im vergangenen Jahr weggefallen. Dafür wurde das urologische Angebot ebenso ausgebaut wie die Geriatrie oder die Naturheilkunde und Integrative Medizin. Ein Beispiel für das Pingpong zwischen den Disziplinen: Kürzlich galt es einen Patienten zu versorgen, Mitte 40, mit Lungen- und Rheumaproblemen. „Beim Rheuma geht es nicht nur um krumme Knochen. Das kann eine sehr vielschichtige Erkrankung sein, die auch jüngere Menschen betrifft“, sagt Prof. Christof Specker, Direktor der Rheumatologie. Die Beschwerden des Mittvierzigers seien in einer der regelmäßigen Konferenzen thematisiert worden – und Ärzte verschiedener Abteilungen hätten für eine schnelle Diagnostik gesorgt.

Dobos: 70 Prozent der Herzkatheter-Untersuchungen sind nicht notwendig

Im Konzert der internistischen Akteure spielen hier mit: die Allgemeinmedizin und Gastroenterologie, die Geriatrie, Hämatologie und Internistische Onkologie, die Kardiologie, die Naturheilkunde und Integrative Medizin, die Rheumatologie, die Urologie und die Rekonstruktive Urologische Chirurgie sowie die Innere Medizin mit der Psychotherapie. Nicht zu vergessen ist die Internistische Notfallmedizin: „Wir haben eine vollumfängliche Notaufnahme für die regionale Versorgung“, sagt Geschäftsführer Frank Mau.

Prof. Gustav Dobos
Prof. Gustav Dobos © Arend

Neue Wege gehen die Kliniken Essen-Mitte im Falle bestimmter Herzgeschichten. Eine Tagesklinik für Herzpatienten ist neu aufgebaut worden, angesiedelt unter dem Dach der Naturheilkunde und Integrativen Medizin. „Wir haben uns auf die konservative Therapie von koronaren Herzerkrankungen spezialisiert“, sagt Prof. Gustav Dobos, Direktor der Klinik für Naturheilkunde. Es gehe hier oft um Themen wie Bewegung oder Lebensstil. „In Deutschland werden 3,5 Mal so viele Herzkatheter-Untersuchungen gemacht wie im westeuropäischen Durchschnitt“, sagt Dobos. 70 Prozent dieser Untersuchungen seien aber nicht sinnvoll, so seine Warnung.

Geriatrie und Krankenpflegeschule sollen weiter ausgebaut werden

Das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Abteilungen stellt auch Dr. Dag Schütz in den Vordergrund. Vor fünf Jahren hat er begonnen, in Werden die Geriatrie aufzubauen. „Eine richtige Entscheidung. Nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels“, sagt er. Intensiv greife das Team auf das Angebot der anderen internistischen Kliniken unter dem Dach der Kliniken Essen-Mitte zurück: „Zum Beispiel wenn unsere Patienten über Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme klagen.“ Knapp 120 Betten halte die Geriatrie an den Standorten Werden und Steele bereit, dazu komme noch die Tagesklinik in Steele – „die Kapazität soll weiter ausgebaut werden“.

Wachsen soll übrigens auch die Krankenpflegeschule in Werden: „Unser Plan ist es, die Zahl der Plätze von jetzt 120 auf 160 aufzustocken“, so Pflegedirektorin Annette Aldick.

>>Schwerpunkt in Werden: Geschlechtsumwandlungen

  • Eine weitere Besonderheit des Ev. Krankenhauses Werden ist die Spezialisierung auf Geschlechtsumwandlungen. Vier neue Fälle gebe es hier jeden Monat, sagt Prof. Susanne Krege, die die Klinik für Urologie leitet. Bislang nur von Mann zu Frau, aber denkbar sei in näherer Zukunft auch die Veränderung von Frau zu Mann.
  • „Wir haben eine Warteliste bis Mitte 2020“, sagt Krege.