Essen. Das Netz um die beiden geflohenen Schwerverbrecher zieht sich immer weiter zu. So meldet die Polizei, dass die Männer erneut in Essen-Kettwig vom Hubschrauber aus gesichtet wurden. Die Beamten haben das Gebiet weiträumig abgesperrt und stellen sich auf eine lange Nacht ein.
Die Fahndung nach den beiden geflohenen Schwerverbrechern läuft auf Hochtouren. Nachdem ein Polizeihubschrauber die beiden Männer am frühen Abend entdeckt hatte, zieht sich das Netz wohl immer weiter zu. Nun wurden die Männer in der Nähe des Leinpfads in Kettwig gesichtet. Die Polizei hat das Gebiet weiträumig abgesperrt und stellt sich auf eine lange Nacht ein.
Die beiden Ausbrecher waren am Nachmittag mit dem Auto einer Geisel in Kettwig angelangt. Die Schwerverbrecher hatten um 14.30 Uhr in Köln eine 19-Jährige gezwungen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren. An der Kettwiger Ruhrbrücke endete die Fahrt wegen Spirtmangel. Ihre Geisel ließen die Männer laufen und flüchteten zu Fuß weiter. Die junge Frau wurde mittlerweile vernommen und identifizierte die Männer eindeutig als die geflohenen Schwerverbrecher aus Aachen. Körperlich ist die 19-Jährige unversehrt, erlitt jedoch einen schweren Schock.
Die Täter sollen sich mittlerweile umgezogen haben und in grauen Regenjacken auf der Flucht sein.
Zudem stellte sich in der Zwischenzeit heraus, dass die beiden Männer nicht für den Überfall auf eine Schleckerfiliale in Essen-Dellwig verantwortlich sind. Die Zeugenbeschreibung stimmte nicht über ein.
Parallel lief am Abend auch ein SEK-Einsatz in Hagen. Dort war der Hauptbahnhof ab 18.53 Uhr gesperrt. Ein Mitarbeiter der Bundespolizei hatte in einer S-Bahn aus Düsseldorf einen Verdächtigen entdeckt. Eine Sondereinheit stoppte nach Angaben von Polizeisprecher Weinberger daraufhin den Zug im Hauptbahnhof und räumte ihn. Anschließend durchsuchten die Polizisten Wagen für Wagen, fanden aber keinen der beiden Flüchtigen. Kurz vor 20 Uhr wurde der Bahnhof wieder freigegeben.
JVA-Beamter als Fluchthelfer unter Verdacht
Die beiden Straftäter hatten am Donnerstagabend im Bereich einer Eingangschleuse zum Gefängnis einen Justizmitarbeiter bedroht und überwältigt. Danach kam den Männern offenbar der Zufall zur Hilfe. Sie konnten ein Taxi kapern, das gerade einen Freigänger zurück zur JVA gebracht hatte. Von diesem Taxi ließen sie sich zunächst nach Kerpen-Buir fahren. Dort sollen sie gemeinsam mit dem Taxifahrer in ein anderes Taxi umgestiegen sein, das sie zum Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs brachte. Von dort aus flohen sie zu Fuß in die Kölner Innenstadt.
Derweil ist ein Bediensteter der Haftanstalt festgenommen worden. Der Mitarbeiter stehe unter dem «Verdacht der Gefangenenbefreiung», teilte Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) am Freitag in Düsseldorf mit.
Brutal und rücksichtslos
Die Polizei warnte die Bevölkerung vor den beiden Flüchtigen - dem bereits wegen Mordes verurteilten Peter Paul Michalski (46) und dem wegen Mordversuchs und Geiselnahme inhaftierten Michael Heckhoff (50). Die beiden Männer hätten sich in der Vergangenheit brutal und rücksichtslos gezeigt. Außerdem sollen sie im Besitz von Waffen sein. Die Pistolen mit jeweils acht Schuss Munition waren bei der Flucht aus einem Tresor an der JVA-Pforte entwendet worden.
Nach Angaben der Polizei saß Michalski wegen Mordes und schweren Raubes im Gefängnis, Heckhoff wegen versuchten Mordes. 1992 war er an einer spektakulären Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt im westfälischen Werl beteiligt. Gegen beide Verbrecher war Sicherungsverwahrung verhängt worden, so dass sich auch nach Verbüßung ihrer Haftstrafen nicht auf freien Fuß gekommen wären. Mit Material von ddp und ap