Essen. Die zwei flüchtigen Schwerverbrecher haben erneut Geiseln genommen, aber bereits wieder frei gelassen: Ein Ehepaar aus Essen-Werden verständigte sofort die Polizei. Jetzt sind die Kriminellen weiter auf der Flucht, in einem schwarzen BMW. Die Polizei warnt vor ihnen.
Jetzt ist es Fakt, dass sich die zwei flüchtigen Schwerverbrecher in Essen aufhielten. Sie haben am Samstag erneut Geiseln genommen, aber bereits wieder frei gelassen. Ein Ehepaar aus Essen-Werden wurde am Mülheimer Auberg an der Stadtgrenze zu Essen abgesetzt und verständigte sofort die Polizei. Jetzt sind die Kriminellen weiter auf der Flucht, in einem schwarzen BMW.
Mehrere Durchsuchungen
Um 15 Uhr hatte ein Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei eine Halle am S-Bahnhof in Essen-Werden gestürmt: Der Einsatz im Gewerbegebiet dauerte lediglich drei Minuten. Erst fuhr ein Polizeiwagen vor, die Beamten warteten auf das SEK-Kommando, dann der Zugriff. Ergebnislos.
Insgesamt habe es im Laufe des Samstags mehrere Durchsuchungen in Essen und Mülheim gegeben, berichtet Polizeisprecher Peter Elke. Und die Suche geht weiter. "Wir sind dankbar für jeden Hinweis aus der Bevölkerung", betont Elke. Seit zwei Tagen sind Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski nun schon auf der Flucht, zuletzt wurden sie am Freitag in Essen gesehen.
Flüchtige sind bewaffnet
Peter Elke hatte zuvor bereits darauf hingewiesen, dass die beiden Flüchtigen bewaffnet und gefährlich sind. Auf ihrer Flucht hätten sie zwar noch niemanden verletzt, aber mehrere Menschen bedroht. Am Samstagvormittag war die Polizei unter anderem im Essener Ruthertal zwischen den Stadtteilen Kettwig und Werden im Einsatz.
Suche am Kettwiger Stausee
In der Nacht zum Samstag durchsuchten Polizeieinheiten ein Gebiet rund um den Kettwiger Stausee. Es habe einen Hinweis auf die beiden Verbrecher gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Die Aktion fand gegen 4 Uhr in der Nacht statt. Auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera war im Einsatz - ohne Erfolg. Zuvor hatte die Polizei von einer Suche am Baldeneysee gesprochen.
Die beiden Ausbrecher waren am Freitagnachmittag mit dem Auto einer Geisel in Kettwig angelangt. Sie hatten um 14.30 Uhr in Köln eine 19-Jährige gezwungen, sie mit ihrem Auto nach Essen zu fahren. An der Kettwiger Ruhrbrücke endete die Fahrt wegen Spritmangels. Ihre Geisel ließen die Männer laufen und flüchteten zu Fuß weiter. Die junge Frau wurde mittlerweile vernommen und identifizierte die Männer eindeutig als die geflohenen Schwerverbrecher aus Aachen. Körperlich ist die 19-Jährige unversehrt, erlitt jedoch einen schweren Schock.
Häftling veränderte sein Aussehen
Von ihr stammen auch entscheidende Hinweise auf das Aussehen der beiden Verbrecher: Heckhoff hat sich demnach offenbar seinen Schnurrbart abgenommen, mit dem ihn Fahndungsbilder zeigen. Beide Männer sollen zudem ähnliche graue Regenmäntel tragen.
Neben der Suche in Essen hatte es am Freitagabend auch einen SEK-Einsatz in Hagen gegeben. Dort war der Hauptbahnhof ab 18.53 Uhr gesperrt. Ein Mitarbeiter der Bundespolizei hatte in einer S-Bahn aus Düsseldorf einen Verdächtigen entdeckt. Eine Sondereinheit stoppte nach Angaben von Polizeisprecher Weinberger daraufhin den Zug im Hauptbahnhof und räumte ihn. Anschließend durchsuchten die Polizisten Wagen für Wagen, fanden aber keinen der beiden Flüchtigen. Kurz vor 20 Uhr wurde der Bahnhof wieder freigegeben.
Haftbefehl gegen den Helfer erlassen
Zwei Tage nach dem Gefängnisausbruch wurde am Samstag Haftbefehl gegen einen Bediensteten der Justizvollzugsanstalt erlassen, der den Schwerverbrechern bei dem Ausbruch geholfen haben soll. Der 40-Jährige verweigert nach wie vor die Aussage, wie die Sprecherin des nordrhein-westfälischen Justizministeriums, Andrea Bögge, sagte. Er wurde nach Auswertung der Aufnahmen einer Überwachungskamera an der Pforte der Haftanstalt festgenommen. Ihm werden den Angaben zufolge Gefangenenbefreiung im Amt und Verstoß gegen das Waffengesetz zur Last gelegt. Der Aufseher soll die beiden Männer nicht nur vorsätzlich aus dem Gefängnis herausgeschleust, sondern sie auch mit schussbereiten Dienstwaffen und Munition versorgt haben.
Wie die Ausbrecher genau die insgesamt fünf auf dem Weg zur Pforte verschlossenen Türen überwinden konnten, war am Samstag weiter ebenso unklar wie die Frage, ob sie weitere Helfer hatten. Der bereits am Freitag festgenommene JVA-Bedienstete bleibt nach Verkündung des Haftbefehls in Untersuchungshaft, die er den Angaben zufolge in einem Gefängnis außerhalb von Nordrhein-Westfalen absitzen soll. (kas/vk/Kai Süselbeck/ap)