Essen. . Für ihre Zwillinge findet eine Familie aus Essen-Heisingen keinen Kita-Platz. Bei Little Bird hat sie sich vor eineinhalb Jahren angemeldet.
„Haltet euch mal an den Händen, wie Kindergartenkinder“, sagt Corina Jakobi zu ihren Zwillingen Greta und Jasper. Das klappt wunderbar – einen Platz für den Kindergarten haben die beiden fast Zweieinhalbjährigen allerdings nicht. Und das, obwohl ihre Eltern sie schon im Oktober 2017 über das Portal Little Bird an sieben Kitas angemeldet haben. Corina Jakobi und ihr Mann Albert Hein sind verzweifelt: „Wir rotieren hier.“
Eigentlich hatte die 40-Jährige aus Heisingen zwei Jahre Elternzeit eingereicht, wollte im Januar 2019 wieder arbeiten gehen. Da war ihr noch nicht klar, dass das Kindergartenjahr immer im August beginnt, ein Einstieg zum Jahresbeginn nicht möglich ist. Corina Jakobi hat die Elternzeit um ein halbes Jahr verlängert – und kann nun mangels Kita-Platz eventuell auch das nicht einhalten.
Persönliche Vorstellungsrunde an sieben Kitas
Nach der Anmeldung im Oktober 2017 begann für die Familie die persönliche Vorstellungsrunde in den sieben Kindergärten. „Man konnte sehen, wie die beiden aufgeblüht sind bei den Besuchen“, erzählt Vater Albert Hein. Sofort saßen Jasper und Greta mit den anderen Kindern zusammen, haben gespielt und gemalt. Dann kamen die Absagen, beziehungsweise keine Zusagen. Denn in vier von sieben Kitas ist ihre Anfrage noch offen. Allerdings sind die Plätze längst ver-, die Hoffnung aufgegeben.
Fast 3000 Betreuungsplätze fehlen in Essen. Albert Hein ärgert sich über die Verwaltung. „Das hätte die Stadt doch vorplanen müssen“, sagt er, „man weiß doch, wie viele Kinder geboren werden“.
„Wir sind davon ausgegangen, dass wir einen Platz bekommen“, sagt seine Frau. In der ersten Märzwoche haben sie ihren Rechtsanspruch geltend gemacht. Beim Familienpunkt habe man sie schnell zur Leiterin Birgit Hofemeister durchgestellt. „Sie hat eingesehen, dass es dringend ist.“ Helfen konnte man ihr trotzdem nicht, auch wenn sie alles gemacht habe, was man machen kann.
Drei von zehn Kindern haben einen Betreuungsplatz
So geht es auch vielen Familien in ihrer Umgebung. In ihrer ehemaligen Pekip-Gruppe haben von zehn Kindern nur drei einen Betreuungsplatz bekommen. „Komischerweise sind alle drei Kinder von Lehrerinnen“, sagt Jakobi, „und hatten vorher schon einen Platz bei einer Tagesmutter“. Schon beim Babybesuch der Stadt kurz nach der Geburt habe man ihr gesagt: Mit Zwillingen sei es ein zweischneidiges Schwert. Die Stadt wolle Zwillingseltern entlasten, andererseits blockieren sie aber sofort zwei Plätze.
Um einen Tagesmutterplatz könne sich die 40-Jährige nun selbst bemühen, sagt die Stadt. Das ist für die Familie aber nur eine Notlösung, zumal auch da die Hoffnung auf Erfolg gering ist. In Frage komme diese Betreuungsoption natürlich trotzdem, wenngleich es ihr lieber wäre, wenn Greta und Jasper im Kindergarten sozialen Kontakt zu vielen anderen hätten – und nicht in einer Kleingruppe mit lediglich drei weiteren Kindern wären.
Keine Planungssicherheit für den Wiedereinstieg in den Beruf
Nun hat die Stadt ein halbes Jahr Zeit, um Plätze für die Zwillinge anzubieten. Große Hoffnungen machen sich die Eltern aber nicht mehr. Ohnehin: „Meine Planungssicherheit ist überhaupt nicht da“, kritisiert Corina Jakobi. Weder für ihren Wiedereinstieg in den Beruf im Einzelhandel am Düsseldorfer Flughafen, noch, um einfach mal etwas durchzuatmen, denn die beiden Wirbelwinde nehmen die 40-Jährige ganz schön in Beschlag. Verwandte gibt es nicht in der Nähe, da ist niemand, der dem Paar die Zwillinge gelegentlich abnimmt.
Wenn sie nicht mehr nachrücken auf einen Betreuungsplatz, werden Corina Jakobi und Albert Hein alle möglichen rechtlichen Schritte gehen, um ans Ziel zu kommen. „Wir werden das durchziehen“, sagt Jakobi, „auch mit Klagen“.