Essen. . Essen verbuchte 2018 ein ordentliches Beschäftigungsplus. Allerdings hätten es noch mehr neue Jobs sein können, wenn es nicht eine Bremse gäbe.

Essen hat im vergangenen Jahr dank der guten Konjunktur wieder deutlich mehr Arbeitsplätze dazugewonnen. Nach einer Auswertung der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in der Stadt um 5516 auf 246.196 Arbeitsplätze. Das ist ein Plus von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit lag Essen wie das gesamte Ruhrgebiet leicht über dem gesamtdeutschen Zuwachs von 2,2 Prozent. Vor allem die für Essen wichtige Gesundheits- und die Energiewirtschaft legten überdurchschnittlich zu.

„Wir sind ein wirtschaftlicher Standort im besten Sinne“, sagte der Chef der Essener Wirtschaftsförderung, Andre Boschem. Essen punkte bei Unternehmen durch die zentrale Lage in der Metropolregion, vergleichsweise günstige Grundstückspreise und Mieten sowie Lebenshaltungskosten. „Davon profitieren wir“, so Boschem.

Millionenmehreinnahmen durch neue Arbeitsplätze

Der Chef der Essener Wirtschaftsförderung Andre Boschem und Prokurist Andreas Hill  (re.)
Der Chef der Essener Wirtschaftsförderung Andre Boschem und Prokurist Andreas Hill (re.) © Julia Tillmann

Boschem warb dafür, die Wirtschaftsentwicklung in Essen stärker zu fördern. „Wir brauchen die Attraktivität als Wirtschaftsstandort.“ Jeder neue Arbeitsplatz bringe schließlich der Stadt wichtige Einnahmen. Er verwies dabei auf eine Rechnung der Industrie- und Handelskammer. Demnach bedeuten 1000 neue Arbeitsplätze rund sechs Millionen Euro Einnahmen für die Stadt. Nach dieser Rechnung würden die über 5500 neuen Arbeitsplätze über 33 Millionen Euro mehr für Essen bedeuten. „Daran sieht man, dass Wirtschaftsförderung ein wichtiger Beitrag dafür ist, dass wir uns als Stadt wieder mehr leisten können“, betonte Boschem. Seit Jahren schon trommelt die Wirtschaftsförderung für neue Gewerbeflächen. „Da dürfen wir auch nicht locker lassen.“ Allerdings nimmt die Flächenkonkurrenz in der Stadt zwischen Gewerbe und Wohnen und Grün immer mehr zu.

Deutlich weniger Firmen-Neuansiedlungen in Essen

Im vergangenen Jahr konnte die städtische Wirtschaftsförderungsgesellschaft EWG allerdings deutlich weniger Unternehmen neu ansiedeln. So erreichten die Wirtschaftsförderung zwar 63 qualifizierte Anfragen bezüglich unbebauter gewerblicher Grundstücke über insgesamt 135 Hektar. Doch fehlende Büroflächen, besonders aber der Mangel an Gewerbeflächen bremsten die EWG bei Neuansiedlungen nach eigenen Angaben aus. Wie viele sich davon am Ende aber tatsächlich in der Stadt niederließen, konnte die EWG nicht sagen, da viele Unternehmen auch auf anderen Wegen Flächen und Büros suchen zum Beispiel über Makler.

Die größte Neuansiedlung, die die EWG begleitete, war 2018 der Umzug des ADAC-Kundencenters von München nach Essen-Rüttenscheid, der 60 neue Arbeitsplätze brachte. Weniger neue Firmen bedeuteten auch weniger Investitionen, die die Unternehmen auslösten. Im Durchschnitt der vergangenen acht Jahre lagen sie bei 97 Millionen Euro, im vergangenen Jahr nur noch bei 15,8 Millionen Euro.

Dennoch konnte die EWG mehr neue Arbeitsplätze in den von ihr betreuten Unternehmen vermelden. Dort entstanden knapp 1400 Jobs. „Es sind viele Arbeitsplätze bei Firmen dazugekommen, die wir 2017 angesiedelt haben“, sagte EWG-Prokurist Andreas Hill. Als Beispiele nannte er das Löschzentrum von Facebook und Mind Pearl, ein Service-Center, das für die Lufthansa tätig ist.