Essen. . Der ADAC muss Kosten sparen und verlagert deshalb seine Mitgliederbetreuung nach Essen. Am Dienstag war die Eröffnung des neuen Standortes.

Europas größter Automobilclub ADAC hat sich im vergangenen Jahr ein millionenschweres Sparprogramm auferlegt und Essen profitiert davon. Der Verein schließt aus Kostengründen seine Kundenbetreuung in der Zentrale in München und baut ein neues Kundencenter am Grugaplatz in Rüttenscheid auf.

Dafür wurde eigens das Tochterunternehmen, die ADAC Customer Service GmbH, gegründet. Am Dienstag war offizielle Eröffnung des Standortes. Von hier aus werden künftig die 20,7 Millionen ADAC-Mitglieder vor allem telefonisch betreut. Die Mitarbeiter kümmern sich um die einfache Adressänderung bis hin zum Abschluss von Versicherungen.

In Essen sind mit der Verlagerung 60 neue Arbeitsplätze entstanden. Denn dem Vernehmen nach hat keiner der Münchner Mitarbeiter das Angebot angenommen, ins Ruhrgebiet zu wechseln.

Essen setzte sich gegen ostdeutsche Städte durch

ADAC-Manager bei der Eröffnung des neuen Kundenservice-Centers (v.l.): Geschäftsführer Lars Soutschka, Vizepräsident Kurt Heinen, Standortleiter André Lassau und Christian Demeerelere.
ADAC-Manager bei der Eröffnung des neuen Kundenservice-Centers (v.l.): Geschäftsführer Lars Soutschka, Vizepräsident Kurt Heinen, Standortleiter André Lassau und Christian Demeerelere. © André Hirtz

Bei der Standortwahl hat sich Essen gegen drei Konkurrenzstädte in Ostdeutschland durchgesetzt. „Wir waren überrascht, als Essen bei der wirtschaftlichen Analyse in der näheren Auswahl auftauchte“, sagte ADAC-Geschäftsführer Lars Soutschka offen. Es sei bei der Entscheidung aber nicht nur rein um Kosten gegangen. Der Standort am Grugaplatz – übrigens die ehemalige Ista-Zentrale – habe auch wegen der guten Anbindung an den ÖPNV gepunktet sowie wegen der in Essen insgesamt guten Verfügbarkeit von Personal, das der ADAC suchte. Der Zeitplan war knapp, die Suche nach einem neuen Standort und die Eröffnung in zwölf Monaten abgeschlossen. Mit dem Umzug nach Essen werden künftig nicht nur die Personalkosten sinken, sondern es werden auch etwas weniger Mitarbeiter im Kundenservice arbeiten als bislang in München.

Sparprogramm umfasst 200 Punkte

Mit seinem Sparprogramm will der ADAC bis 2020 insgesamt rund 170 Millionen Euro sparen – in diesem Umfang einmalig in der über 110-jährigen Geschichte des Vereins. „Es geht um die Zukunftsfähigkeit“, betonte am Dienstag der Vizepräsident für das Ressort Tourismus, Kurt Heinen. Die Verlagerung des Kundencenters ist dabei nur einer von rund 200 Punkten, wie der ADAC effizienter und kostengünstiger werden will. Insgesamt seien von den Maßnahmen 220 Mitarbeiter betroffen. Betriebsbedingte Kündigungen habe es bislang aber nicht gegeben.

Vor Ort in Essen ist der Verein für seine Mitglieder derzeit noch im ADAC-Center am Berthold-Beitz-Boulevard 461 erreichbar. Doch auch das wird sich ändern: Der ADAC-Regionalclub Nordrhein baut an der Segerothstraße direkt neben der Arbeitsagentur derzeit ein neues Service-Center. Es soll das bisherige im Bamler-Park ersetzen.

Voraussichtlich im Jahr 2020 wird das neue Bürogebäude fertig und somit der ADAC für seine Mitglieder zentrumsnäher erreichbar sein. Der Automobilclub wird mit seinem Service-Center dabei nur ins Erdgeschoss des fünfstöckigen Gebäudes ziehen. Darüber entstehen Büroflächen, die vermietet werden sollen.