Essen. . Die Sanierung bei Kaufhof wird schmerzhaft und sie wird auch Einschnitte in der Essener Filiale bedeuten. Die Stimmung dort ist gedrückt.

Die Kaufhofmitarbeiter in Essen treibt seit Freitag vor allem eine Frage um: Wie tiefgreifend wird der Stellenabbau wohl in ihrer Filiale ausfallen? Betriebsratschef Ulrich Bartel hat darauf im Moment auch keine seriöse Antwort und Spekulationen darüber verböten sich. Bundesweit könnte es bis zu 4000 Mitarbeiter treffen – wenn man die 2600 genannten Vollzeitstellen in Köpfe umrechnet. Allein im Verkauf in den Filialen sind 1600 Jobs in Gefahr.

Derzeit arbeiten noch 110 Mitarbeiter in der Essener Filiale. Viele empfinden derzeit wohl so wie Bartel: „Die Zahlen haben uns umgehauen. Wir müssen jetzt für die Fehler bluten, die oben gemacht wurden.“ Vor allem die Rabatt-Politik der letzten Jahre kritisiert der Essener Betriebsratschef.

Betriebsrat kritisiert die Informationspolitik der Geschäftsführung

Bartel war am Freitag selbst in Köln, wo Karstadt-Chef Stephan Fanderl den Sanierungskurs in einer Versammlung in der Kaufhof-Zentrale vorstellte. Am Montagvormittag dann trommelte Bartel die Belegschaft im Kaufhof Essen zu einer Betriebsversammlung zusammen. Doch zu dem Zeitpunkt hatten die Informationen längst schon die Runde gemacht.

Betriebsräte wie Bartel fühlten sich überfahren, vor allem deshalb, weil seine Kollegen in den Kaufhäusern das meiste bereits am Freitag zuerst aus den Medien erfahren mussten – das sei mit der Unternehmensführung anders vereinbart worden. „Ich weiß nicht, ob man einen Keil zwischen uns und der Belegschaft treiben will?“ Vor Ort in Essen gab es dann am Freitag seitens der Geschäftsführung zumindest noch Mitarbeiter-Besprechungen in kleinen Runden.

Betriebsrat befürchtet auch bei Kaufhof eine Drei-Klassen-Gesellschaft

Immerhin: An der Zahl der Filialen will die neue Karstadt-Kaufhof-Spitze zwar nichts ändern. Doch die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust ist derzeit vorherrschend. Und selbst die, die ihre Arbeit behalten werden, müssen sich auf tiefgreifende Veränderungen einstellen, befürchtet Betriebsratsvorsitzender Bartel. Bei Karstadt gebe es in den Warenhäusern eine Drei-Klassen-Gesellschaft mit unterschiedlichen Bezahlungen: Warenräumer, Kassierer, Verkäufer. Das erwartet Bartel nun auch beim Kaufhof. Außerdem droht ein Sanierungstarifvertrag, dessen Auswirkungen auf das Gehalt der Kaufhof-Mitarbeiter heute noch niemand abschätzen kann. Die anhaltende Unsicherheit sei für alle das Schlimmste, meint Bartel.