Essen. . Die tiefsten Einschnitte nach der Warenhaus-Fusion kommen auf die Kaufhof-Mitarbeiter zu. Karstadt-Chef Fanderl greift durch. Ein Kommentar.

Mit Vorschusslorbeeren und großen Hoffnungen gestartet, entpuppt sich die historische Fusion von Karstadt und Kaufhof als Rosskur für den größeren Partner. 2600 Vollzeit-Stellen will der bisherige Karstadt-Chef Stephan Fanderl bei dem ehemaligen Wettbewerber Kaufhof streichen, der sich so lange und beharrlich gegen die Übernahme gewehrt hatte.

Der geplante Abbau von Arbeitsplätzen übertrifft in seinem Ausmaß schlimmste Befürchtungen. Fanderl, der bei der erfolgreichen Sanierung von Karstadt Umsicht walten ließ, sieht im Kaufhof einen Sanierungsfall, der in seiner jetzigen Aufstellung nicht überlebensfähig sei.

Wirtschaftsredakteuer Frank Meßing.
Wirtschaftsredakteuer Frank Meßing. © Kai Kitschenberg

Wie es scheint, hat der nordamerikanische Handelskonzern HBC den Kaufhof in nur drei Jahren nach der Übernahme von der Metro heruntergewirtschaftet. Beim Übergang im Herbst 2015 schrieb die Kette immerhin noch schwarze Zahlen, wenngleich der Sanierungsstau in vielen Filialen schon damals sichtbar war.

Mitarbeiter müssen Fehler ausbaden

Die Kanadier haben sich schlichtweg an dem deutschen Traditionsunternehmen überhoben. Der Kaufhof ist kein Discounter und die versprochenen Investitionen kamen nicht. Nun müssen die Mitarbeiter einmal mehr Fehler des Managements ausbaden. Sie bangen um ihre berufliche Existenz.

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Essen und damit das Ruhrgebiet kommen indes noch einmal mit einem blauen Auge davon. Die wichtigsten Teile der Zentrale des fusionierten Warenhauskonzerns Karstadt Kaufhof werden an der Ruhr angesiedelt. Köln wird Zweigstelle. Zumindest damit kommt Unternehmenschef Fanderl der Kaufhof-Seite entgegen, die er offenbar nicht mit einer weiteren radikalen Lösung überrumpeln wollte.

Die Aufteilung der Zentrale ist aber ein fauler Kompromiss und wird vermutlich nicht lange halten. Es wird schon schwer genug sein, den neuen Handelsriesen wirtschaftlich auf Kurs zu bringen. Die Steuerung von zwei Standorten aus, die knapp 70 Kilometer auseinander liegen, dürfte beschwerlich und wenig praktikabel sein.

Filialschließungen soll es nicht geben

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Viel Zeit wird nicht bleiben, aus beiden Warenhausketten eine Einheit zu schmieden. Kaufhof steckt tief in den roten Zahlen und bei Karstadt sprudeln die Gewinne auch nicht gerade. Der neue Konzern hat den erbarmungslosen Onlinehandel im Nacken und betreibt Filialen in Innenstädten, denen zunehmend die Kunden weglaufen. Und dann gibt es da noch das steuerliche Problem. Essen behält zwar die Zentrale von Karstadt Kaufhof, der Sitz der Holding, die sich European Department Store Holding nennt, ist aber das Steuerparadies Luxemburg.

Stephan Fanderl hat Karstadt erfolgreich saniert - ohne soziale Verwerfungen und ohne nennenswerte Filialschließungen. Nun ist der wirtschaftlich taumelnde Kaufhof noch dazu gekommen. Schwere Zeiten für die Beschäftigten. Immerhin können die Städte können aufatmen: Filialschließungen im großen Stil soll es nicht geben.