Essen. . Tiefe Einschnitte im Warenhauskonzern. Die Karstadt-Zentrale in Essen geht gestärkt aus den Sanierungen hervor

Zur Sanierung der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Kaufhof sollen 2600 Vollzeit-Stellen abgebaut und Kosten in dreistelliger Millionenhöhe eingespart werden. Das teilte Stephan Fanderl, Chef des Warenhauskonzerns Karstadt Kaufhof, den Mitarbeitern am Freitag in Köln mit. Karstadt selbst geht gestärkt aus der Fusion hervor. Die Zentrale in Essen will Fanderl sogar um 390 Arbeitsplätze aufstocken.

Vier Monate nach dem Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof zog Konzernchef Fanderl am Freitag eine dramatische Bilanz. „Im derzeitigen Zustand ist Galeria Kaufhof langfristig nicht überlebensfähig“, sagte er in Köln. Er wolle das Unternehmen wieder auf „eine stabile Grundlage“ stellen. Um dieses Ziel zu erreichen, will Fanderl in der Kölner Kaufhof-Zentrale rund 1000 Vollzeit-Stellen streichen. 1600 weitere Stellen sollen durch eine Verbundstruktur der Filialen von Karstadt und Kaufhof, den Verzicht auf administrative Aufgaben und Hierarchieebenen verschwinden. Da im Einzelhandel viele Teilzeitbeschäftigte arbeiten, dürfte der Abbau rund 5000 Menschen betreffen, heißt es.

Fanderl will die Tarifbindung aufheben

Fanderl kündigte zudem an, für Kaufhof „umgehend“ die Bindung an den Flächentarif aufheben zu wollen. Er strebt nun eine „auf die wirtschaftliche Notsituation von Galeria Kaufhof zugeschnittene Tariflösung“ an. So war Fanderl auch bei der Karstadt-Sanierung vorgegangen und hatte die Personalkosten auf diese Weise gesenkt.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte mit Empörung auf die Sanierungspläne. Sie seien „untragbar“, sagte Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. „Das ist ein schlechter Start für die neue Warenhausholding: Ein Sanierungsplan ohne Einbeziehung des Betriebsrates und die Ankündigung des Ausstiegs aus der Tarifbindung – das lehnen wir ab und werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“

Karstadt-Zentrale wird in Essen bleiben

In der Essener Karstadt-Zentrale atmeten die rund 1000 Mitarbeiter dagegen hörbar auf. Sie hatten befürchtet, dass die Hauptverwaltung des Gemeinschaftsunternehmens nach Köln verlegt werden könnte. „Wir mussten sehr für den Standort Essen kämpfen“, sagte Betriebsratvorsitzender Arno Leder dieser Zeitung. „Wir empfinden große Erleichterung. Zur Freude haben wir mit Rücksicht auf unsere Kollegen in Köln aber keinen Anlass.“