Essen. . Der Arbeitskreis hebt Basismieten um rund zwei Prozent an. Mieterbund hält Erhöhung für angemessen. Die Vermieter hätten gern etwas mehr gehabt.

Die Wohnungsmieten in Essen könnten weiter steigen. Zumindest dann, wenn Vermieter dem neuen Mietspiegel folgen. Der verantwortliche Arbeitskreis hat jetzt den bisher geltenden Mietspiegel fortgeschrieben und dabei die Basiswerte für die Nettokaltmieten um rund zwei Prozent erhöht. Dies entspreche einer Anhebung zwischen 0,12 und 0,17 Euro pro Quadratmeter je nach Baujahr der Wohnung (siehe Tabelle). Der neue Mietspiegel gilt seit dem 1. März 2018 für weitere zwei Jahre.

„Die Erhöhung ist aus meiner Sicht angemessen und wird der Entwicklung gerecht“, sagte Anke Eymann-Kapser vom Deutschen Mieterbund Essen, der im Arbeitskreis vertreten ist. Aus Sicht des Eigentümerverbandes Haus und Grund in Essen dagegen greift die Erhöhung wohl etwas zu kurz. „Wir gehen davon aus, dass die Mieten realistisch um 3 bis 3,2 Prozent gestiegen sind“, sagte Geschäftsführer, Werner Weskamp. Die tatsächliche Entwicklung werde sich erst bei der Erstellung des nächsten Mietspiegels in zwei Jahren zeigen.

Erster qualifizierter Mietspiegel seit Jahren

Ein Mietpreisspiegel wertet Neuvermietungen und Mieterhöhungen der vergangenen vier Jahre aus. Auf seiner Grundlage können Mieter und Vermieter die ortsübliche Vergleichsmiete errechnen, die als Obergrenze gilt, bis zu der Vermieter Mieterhöhungen durchsetzen können. Bei der Berechnung der ortsüblichen Miete fließen neben Lage und Ausstattung auch Größe und Baujahr der Wohnung ein.

Essen hatte 2016 erstmals wieder einen solchen qualifizierten Mietspiegel erstellt. Jetzt wurde dieser einfach auf Grundlage der Entwicklung der Inflationsrate in den vergangenen zwei Jahren fortgeschrieben. Das geht aber nur einmal. In zwei Jahren muss Essen daher wieder stichprobenhaft die Mieten erheben, um daraus einen neuen Mietspiegel zu erstellen.

2020 soll es einen neuen Mietspiegel für Essen geben

Das ist aufwendig und teuer. Bei der letzten Aufstellung war ein Institut beauftragt worden. Das kostete die Stadt einen sechsstelligen Betrag. Nach Auffassung von Mieter- und Vermietervetretern hat sich der Aufwand aber gelohnt. „Es gibt seither weniger Rechtsstreitigkeiten“, so Eymann-Kapser. Das Werk sei strukturierter und verständlicher als sein Vorgänger und Mieter könnten damit besser umgehen.

Vor diesem Mietspiegel gab es vor allem immer wieder Streitigkeiten über die Einordnung der Lage der Wohnung. Der alte Mietspiegel gab dafür nur Beispiele. Der neue jedoch listet jede Straße auf. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, sagte auch Gabriele Wennersheide vom Gutachterausschuss, in dessen Verantwortung der Mietspiegel miterstellt wird. Daher werde die Stadt spätestens zum 1. März 2020 wieder einen qualifizierten Mietspiegel vorlegen, kündigte Gabriele Wennersheide an.

Weskamp glaubt indes nicht, dass Essener Vermieter seit 2016 aufgrund des Mietpreisspiegels die Mieten auf breiter Front erhöht haben. „Den meisten Vermietern sind solide Dauermieter lieber.“ Daher würden Vermieter in den meisten Fällen diesen Schritt lediglich bei Neuvermietungen gehen.

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