Essen. . In Essen soll es einen neuen Mietspiegel geben. Mieter- und Vermieter-Vertreter rechnen mit einem steigenden Niveau der Vergleichsmieten.
Essen bekommt bis Ende des Jahres einen neuen Mietspiegel. Der Schritt ist überfällig, denn der Vorgänger stammt aus dem Jahr 2001 und wurde auf dieser Datenbasis bisher nur fortgeschrieben. Für den neuen Mietspiegel sollen in den kommenden Wochen stichprobenhaft die Daten von zehntausenden Mietwohnungen in der Stadt erfasst und ausgewertet werden. Generell bietet ein Mietspiegel eine Übersicht über die örtlichen Vergleichsmieten und ist häufig die Grundlage, auf der Vermieter Mieterhöhungen begründen. Aber auch für Mieter ist er ein wichtiges Vergleichsinstrument.
Erstmals soll es in Essen einen qualifizierten Mietspiegel geben. Ein solcher wird nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erstellt und hat vor Gericht mehr Bedeutung. Allerdings sind gerade die wissenschaftlichen Methoden umstritten und führten zuletzt in Berlin dazu, dass der Mietspiegel vor Gericht gekippt wurde.
Der Aufwand für den Mietspiegel ist groß
Der Aufwand für einen qualifizierten Mietspiegel ist groß und kostet die Stadt einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Noch im Juli werden bis zu 30 000 Fragebogen an Mieter und Vermieter verschickt, bestätigte der zuständige Gutachterausschuss. Die Stadt hat mit der Erstellung das Gewos-Institut aus Hamburg beauftragt. „Der neue Mietspiegel wird sich von dem bisherigen unterscheiden“, kündigte Hans-Wolfgang Schaar, Vorsitzender des Gutachterausschusses an. Unter anderem sollen erstmals auch energetische Merkmale von Gebäuden mit einfließen. Bislang bildete der Mietspiegel diese nur bedingt ab, hinzu kommen weiter eine Bewertung der Lage und Ausstattungsmerkmale der Wohnung.
Was dabei unterm Strich herauskommt, vor allem ob die Mieten in Folge des neuen Mietspiegels steigen werden, darüber scheiden sich die Geister. Die Mietergemeinschaft Essen befürchtet durchaus einen deutlichen Anstieg. Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte mit dem städtischen Wohnungsunternehmen Allbau.
Mieten stiegen zuletzt leicht
Der Allbau hatte zum 1. Juli die Mieten in 5000 Haushalten erhöht und dies mit diversen Ausstattungsmerkmalen in den Wohnungen begründet, die zum Teil bisher so nicht im Essener Mietspiegel explizit auftauchen. Die Mietergemeinschaft glaubt daraus entsprechende Begehrlichkeiten der Vermieter herauszulesen.
Der Eigentümerverband Haus und Grund in Essen, der die Interessen der Vermieter vertritt, teilt die Sorge der Mietervertreter in dieser drastischen Einschätzung nicht. „Es könnte eine kleine Aufwärtsbewegung geben, aber sicher nicht über das gesamte Stadtgebiet hinweg“, sagte Geschäftsführer Werner Weskamp, und sprach gleichzeitig von Kaffeesatzleserei.
Dass es bei den Vergleichsmieten nach oben gehen könnte, darauf deuten derzeit diverse Marktzahlen hin. Für den Mietspiegel werden z.B. die aktuellen Stichtagsmieten erfasst. 2014 ging es bei den Mieten in Essen je nach Baujahr der Wohnung zwischen zwei und fünf Prozent nach oben. Das ergab der Preisspiegel des Immobilienverbandes IVD West. Das Immobilienportal Immowelt stellte zuletzt fest, dass im Internet die Angebotspreise bei Neuvermietungen in Essen binnen eines Jahres um 14 Prozent in die Höhe schnellten – so stark wie in kaum einer anderen deutschen Großstadt.