Essen. . Andre Boschem soll EWG-Chef werden. Was er bisher bei der Wirtschaftsförderung Düsseldorf vorangetrieben hat, soll er auch in Essen anpacken.

Die Essener Wirtschaftsförderung steht vor einem Generationswechsel. Neuer Chef soll Andre Boschem werden. Der 45-Jährige ist derzeit stellvertretender Leiter der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung und verantwortet dort den Bereich Start-ups. Er folgt auf den 67-jährigen Dietmar Düdden, der Ende 2017 in den Ruhestand gegangen war.

In der vergangenen Woche hatte sich der Aufsichtsrat der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) einstimmig für Boschem ausgesprochen. Zwar fehlt noch die offizielle Wahl durch den Stadtrat. Diese soll Ende Februar über die Bühne gehen. Die Abstimmung gilt jedoch als Formalie, denn die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat waren in die Auswahl eingebunden. Für Oberbürgermeister Thomas Kufen war deshalb schon gestern der richtige Zeitpunkt, Boschem öffentlich zu präsentieren. Dessen erster Arbeitstag in Essen soll der 1. März sein.

Bei der Vorstellung wurde schnell deutlich: Kufen setzt auf frischen Wind in der Wirtschaftsförderung. Boschem soll die EWG neu ausrichten, soll stärker als bisher die Themen Existenzgründung, Internationalisierung sowie Digitalisierung vorantreiben. Das ist auch die große Hoffnung des zweiten EWG-Gesellschafters IEW, der die Interessen der Essener Wirtschaft vertritt.

Stadt will Wirtschaftsförderung neu ausrichten

„Flächenvermarktung und Service für den Mittelstand, das ist das Brot- und Buttergeschäft der Wirtschaftsförderung. Das wird auch so bleiben“, sagte Kufen, dem das aber sichtlich zu wenig ist, was Wirtschaftsförderung heute leisten muss. Boschem habe bei den neuen Themen am besten überzeugt, pflichtete Frank Grone, Vorstandschef der IEW bei.

Dennoch: Auch der Neue wird sich mit der Knappheit an Gewerbeflächen herumschlagen müssen. „Das kennt Herr Boschem ja auch von Düsseldorf. Doch mit dem Lamento ,Wir brauchen mehr Flächen’ kommen wir nicht weiter“, betonte Kufen. In Düsseldorf hat Boschem in den vergangenen drei Jahren eine Start-up-Unit aufgebaut, um die Gründerszene zu fördern und mit großen Unternehmen zu vernetzen. Für OB Thomas Geisel ein Schwerpunkt seiner Politik. Er will Düsseldorf zur rheinischen Gründermetropole ausbauen. „Damals war Düsseldorf nicht auf der Landkarte der angesagten Städte für Start-ups“, sagt Boschem. Mittlerweile habe Düsseldorf große Fortschritte gemacht.

Andre Boschem kommt gebürtig aus Essen

Ums reine Kopieren Düsseldorfer Ideen gehe es ihm nicht, sagte Kufen. Dass er sich für Essen eine ebensolche Initiative wünscht, dürfte aber nicht von der Hand zu weisen sein. Schließlich hat Essen bei der digitalen Gründerszene noch viel Luft nach oben.

Boschem ist gebürtiger Essener, in Kupferdreh und später in Hattingen aufgewachsen. Heute wohnt er mit Frau und seinen zwei Töchtern „im Teeniealter“ in Bochum. Er hat den Stallgeruch des Ruhrgebietes. „Jetzt nach Essen zu kommen, ist wie in die Heimat zurückzukehren“, sagt er. Er kennt die Sprache der Menschen hier – sicher ein Vorteil gegenüber seinem Vorgänger, dem Hanseaten Düdden, der nicht immer den richtigen Ton fand.

Anders als Düdden kommt Boschem allerdings nicht aus der Wirtschaft, sondern hat eine reine Verwaltungskarriere hingelegt. „Dass ich die Verwaltungsbrille aufhabe, sehe ich als Stärke“, meinte Boschem. Er könne Prozesse dadurch gut moderieren. Diese Gabe fehlte Düdden bisweilen.

Dass Boschem selbst keine Berührungsängste mit Neuem hat, hat er spätestens 2011 bewiesen, als er den Eurovision Song Contest für Düsseldorf organisierte und Lena Meyer-Landrut und ihrem Song „Taken by an stranger“ die große Bühne bereitete. Nun sind es die Essener, die von dem Fremden angetan sind.