Essen. . Die Firma Anke ist 2017 umgezogen. Seither kämpft sie für einen Telefonanschluss und ist zwischen die Fronten von Vodafone und Telekom geraten.
Als Mario Wehner nach fast acht Jahren Suche einen neuen Standort für sein Galvanikunternehmen Anke GmbH gefunden hatte, da schien eine Odyssee zu Ende zu sein. Doch seit mehreren Monaten erlebt der Firmenchef einen neue Irrfahrt.
Seit August vergangenen Jahres produziert das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern im Gewerbegebiet Econova in Bergeborbeck. Und genau so lange kämpft Mario Wehner schon darum, einen vernünftigen Telefonanschluss für die Firma zu bekommen. Die Auswirkungen sind dramatisch: „So bald mehr als zwei Leute telefonieren wollen, ist das nicht möglich. Das kann für ein mittelständisches Unternehmen existenzgefährdend sein“, sagt Wehner. Auch Kunden, die Anke von außen erreichen wollen, müssen Geduld mitbringen, weil es nur eine Rufumleitung vom alten Standort in Bergerhausen gibt. „Wenn da einer nicht warten kann, legt der schnell wieder auf“, befürchtet der Chef.
Vodafone machte offenbar auch wenig Druck
Dabei hatte das Unternehmen schon ein Jahr vor dem Umzug den Hausanschluss beantragt. „Wir sind Vodafone-Kunde und wollten das auch bleiben“, meint Wehner. Zumal ein Angebot der Telekom fast doppelt so teuer gewesen sei.
Nun fühlt sich der Mittelständler zwischen die Fronten beider Telekommunikationsanbieter geraten. „Aus meiner Sicht ist das ein Problem des Systems“, sagt Wehner. Denn um den gewünschten Telefonanschluss, den ihn Vodafone verkauft hatte, ausführen zu können, brauchte es die Telekom als Netzbetreiber.
Ein Sprecher von Vodafone beschrieb das Problem so: „Die Firma Anke möchte an der neuen Adresse einen IP-Anlagenanschluss nutzen. Dafür ist ein technisches Vorprodukt notwendig, das auf der letzten Meile nur die Telekom realisieren kann. Den entsprechenden Auftrag hat Vodafone der Telekom erteilt. Leider sind genau für das gewünschte Produkt an der Lokationsadresse des Kunden keine Telekom-Leitungen mehr frei – daher kann der ganze Auftrag nicht realisiert werden.“ Allerdings stellt sich die Frage, warum Vodafone seinen Kunden damit seit Monaten offenbar allein lässt. Denn, dass es vor Ort zu wenig Leitungskapazitäten gibt, stellte die Telekom bereits Anfang November fest.
Telekom ließ sich Zeit, um das Problem zu beheben
Wiederum schien es bei der Telekom auch wenig Bestrebungen gegeben zu haben, dieses Kapazitätsproblem schnell zu lösen. Technisch nämlich schien das kein Problem zu sein. Denn mittlerweile ist Bewegung in die Sache gekommen, auch weil Wehner, wie er sagt, schließlich private Kontakte zur Telekom genutzt hat.
Auf Nachfrage dieser Zeitung spricht die Pressestelle der Telekom nur von „Schnittstellenproblemen bei der Übermittlung des Auftrags“, die zu den Verzögerungen geführt hätten. Mittlerweile seien die Leitungen buchbar.
Uwe Breder ist Breitbandkoordinator bei der Essener Wirtschaftsförderung. Mario Wehner hatte sich hilfesuchend auch an ihn gewandt. Immer mal wieder hört Breder auch von anderen Firmen, die über derartige Probleme klagen. „Aber einen solch extremen Fall habe ich noch nicht erlebt“, betont Breder.