Essen. . Die Essener Wirtschaftsförderung vermittelte 2017 nur noch sechs Grundstücke mit vier Hektar. Das sind so wenige wie seit 17 Jahren nicht mehr.
Die Essener Wirtschaftsförderung muss einen immer größer werdenden Mangel an Gewerbegrundstücken verwalten. Die Bilanz der EWG für 2017 ist fast dramatisch zu nennen: Im vergangenen Jahr vermittelte bzw. verkaufte sie an Unternehmen nur sechs Grundstücke mit vier Hektar. „Das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2000“, unterstrich am Dienstag Jochen Fricke, EWG-Geschäftsführer, die historische Dimension der Entwicklung. „Wir können viele Anfragen nicht bedienen.“
Der Flächenmangel begrenzt damit ausgerechnet im derzeitigen Wirtschaftsboom viele Chancen für Essen. Denn die gute wirtschaftliche Entwicklung führt auf der anderen Seite dazu, dass sich mehr Unternehmen an die Wirtschaftsförderung wenden und nach freien Flächen fragen. Häufig sind das Essener Firmen, die an ihrem jetzigen Standort nicht mehr wachsen können. So sei ein Industrieunternehmen mit 140 Arbeitsplätzen, dessen Namen die EWG nicht nennen wollte, mit Mühe und Not in Essen gehalten worden. Das Unternehmen hatte sich bereits in den Nachbarstädten nach Flächen umgeschaut.
22 Absagen an Unternehmen, weil es keine Flächen gibt
Insgesamt zählte die EWG im vergangenen Jahr 89 Grundstücksanfragen über zusammen 231 Hektar. 22 musste sie grundsätzlich ablehnen, weil es kein Angebot dafür gab. Hinter den 22 Absagen standen immerhin 95 Hektar.
Im Angebot hat die EWG derzeit noch etwa 25 bis 30 Hektar Gewerbe- und Büroflächen. Darunter sind so gut wie keine städtischen Grundstücke mehr. „Wir suchen deshalb zunehmend Lücken im Bestand, gehen auf Eigentümer zu und sind da auch recht erfolgreich“, sagt Fricke. Der große Wurf sei dies aber nicht.
2018 Startschuss für Emil Emscher
Der zeichnet sich auf der RAG-Brachfläche Emil Emscher im Norden der Stadt an. „2018 werden wir zusammen mit Bottrop die Entwicklung der nationalen Kohlenreserve angehen“, hatte OB Thomas Kufen bei einem Neujahrsempfang angekündigt. 90 Hektar davon liegen auf Essener Gebiet. Am Ende sind davon vielleicht 50 bis 60 Hektar vermarktbar. Immerhin.
Allerdings gehört die Fläche der RAG. Damit können die Stadt Essen und die Wirtschaftsförderung nur bedingt Einfluss darauf nehmen, was dort angesiedelt wird. Auf Essener Seite besteht die größte Sorge darin, dass große Flächen an Logistiker gehen. „Wir brauchen kleinteiligere Flächen für den Mittelstand“, sagte EWG-Prokurist Andreas Hill. Wie die Weichen gestellt werden, wird sich dieses Jahr zeigen. Denn zusammen mit Bottrop soll ein auf die Nutzung abgestimmtes Verkehrskonzept und eine Machbarkeitsstudie entwickelt werden. Wohl frühestens 2020 werden nach Einschätzung der EWG die ersten Flächen zur Verfügung stehen. „Bis dahin müssen wir die Durststrecke noch überbrücken“, meint Fricke.