Essen-Rüttenscheid. Bürgerinitiative unterstützt Forderung nach Mobilitätskonzept für Rüttenscheid. Bezirksvertreter hätten eigene Aussagen schon wieder vergessen.

Ein Jahr lang kämpfte die Bürgerinitiative „Henri 2020“ gegen die Wohnbebauung an der Henri-Dunant-Straße. Ihre ablehnende Haltung zum Bauvorhaben wurde dabei oft von Politikern aus dem Stadtteil geteilt – und auch die Angst vor Verkehrsproblemen. Im Zentrum der Kritik immer wieder: das Verkehrsgutachten für Rüttenscheid, das die Entwicklung im Stadtteil nicht ausreichend berücksichtige. „Diese Kritik ist jetzt nach zwei, drei Monaten schon wieder vergessen“, sagt Holger Ackermann. Der Vorschlag der Grünen, ein auf Rüttenscheid zugeschnittenes Mobilitätskonzept zu erstellen, sei eine Chance gewesen, das Thema weiter zu verfolgen. Dass keine der anderen Parteien im Stadtteilparlament dem Vorschlag zustimmte, ärgert den Sprecher der Bürgerinitiative.

„In der Bezirksvertretung wurde damals explizit gesagt, dass man ein Verkehrskonzept für Rüttenscheid mit einer tiefergehenden Perspektive erwartet“, erklärt Ackermann, der selbst parteiloses Mitglied der Bezirksvertretung IX ist. „Der Ansatz der Grünen hätte hergegeben, dass man jetzt die Bevölkerung bei zukünftigen Planungen einbezieht.“ Die harsche Kritik, auf die die Idee der Grünen in der vergangenen Woche traf, führt Ackermann auf „parteipolitische Zickereien“ zurück. „Es kann doch nicht sein, dass der Ärger, der sich in der BV II entwickelt hat, dabei eine Rolle spielt“, sagt Ackermann mit Blick auf die vor einem halben Jahr zerbrochene rot-rot-grüne Koalition und Grabenkämpfe in den folgenden Sitzungen.

Rüttenscheider Straße nicht in den Fokus stellen

„Politisch ein bisschen ungeschickt“ sei es gewesen, in der Diskussion die Rüttenscheider Straße in den Mittelpunkt zu stellen. „Die ist eine eigene Betrachtung wert“, sagt Ackermann. Ein neues Verkehrskonzept sollte darüber hinaus gehen. „Welche Hauptverkehrsadern haben wir im Stadtteil? Wie sieht es beim ruhenden und fließenden Verkehr in den verschiedenen Wohnbezirken aus? Und wie lange geht das alles noch gut? Wahrscheinlich geht es nicht mehr lange gut“, erklärt Ackermann.

Deshalb sei auch vielen bewusst, dass sich etwas verändern müsse, glaubt der „Henri 2020“-Sprecher. Die Frage sei allerdings, wie diese Veränderung eingeleitet werde. „Diktiert es jemand oder wird das ein Prozess, in dem sich alle Beteiligten miteinander auf einen Weg begeben?“ Die Politik müsse Ideen entwickeln und Aufgaben an die Verwaltung übertragen, wo Fachwissen vorhanden sei. „Aber den Bürger, der im Stadtteil wohnt und betroffen ist, den muss man einbeziehen und am Entwicklungsprozess partizipieren lassen.“

>>> Bürgerinitiative möchte weiter aktiv bleiben

„Henri 2020“ möchte politisch weiterhin aktiv bleiben, auch abseits der Bebauung an der Henri-Dunant-Straße. Bürger, die an anderer Stelle städtischen Planungen kritisch gegenüberstehen, können die BI über www.facebook.com/henri2020 kontaktieren.

Die Bürgerinitiative hat noch nicht entschieden, ob sie gegen die Bebauung der Fläche an der Henri-Dunant-Straße klagen möchte. Dort sollen rund 300 Wohneinheiten entstehen. In der kommenden Woche wolle man darüber beraten.