Essen. . In Kettwig wird gerade eine neue Technologie ausprobiert, wie Glasfaser-Kabel binnen weniger Tage in die Straße verlegt werden können.

  • 1&1 Versatel erprobt in Kettwig eine neue Technologie, wie Glasfaser-Kabel verlegt werden können
  • Das Verfahren ist schnell, schont die Fahrbahn und ist auch kostengünstiger
  • Allerdings will Versatel es vornehmlich in Gewerbegebieten einsetzen

Wie kann Essen flott ans schnelle Internet angeschlossen werden? Die Antwort auf die Frage könnte gerade in Kettwig beantwortet werden. Denn dort, an der Straße Auf der Rötsch, verlegt das Telekommunikationsunternehmen 1&1 Versatel gerade eine neue Glasfaserleitung. Und das – passend zum schnellen Internet – in rasender Geschwindigkeit.

In nur drei Tagen hat 1&1 Versatel auf einer 1,2 Kilometer langen Strecke das Kabel in die Straße gebracht. „Mit herkömmlichen Methoden würden wir dafür mehrere Wochen brauchen“, sagte am Freitag Dirk Brameier, Technik-Chef bei 1&1 Versatel.

Alois Pichler ist Geschäftsführer der Firma Nano Trench und hat das  Verfahren entwickelt.
Alois Pichler ist Geschäftsführer der Firma Nano Trench und hat das Verfahren entwickelt. © Knut Vahlensieck

Die Technologie kommt von der österreichischen Firma Nano-Trench und wird in Essen und einer bayerischen Stadt erstmals in Deutschland erprobt. Das Verfahren ist denkbar einfach: Zunächst wird ein schmaler, maximal zwölf Zentimeter tiefer Schlitz in den Straßenbelag gefräst, anschließend die Kabel verlegt und dann mit Harz wieder verfüllt. Zurück bleibt eine schmale Narbe in der Straße – die aber wesentlich kleiner ist, als bei einem herkömmlichen Schacht.

Technologie ist bis zu 40 Prozent günstiger

Die Technologie ist nicht nur schnell und fahrbahnschonend, sie ist vor allem auch billiger. 30 bis 40 Prozent spare man auf diese Weise, so Dirk Brameier. Ohne dieses Verfahren hätte es sich für Versatel jedenfalls nicht gelohnt, das 1200 Meter lange Kabel vom Ruhr-Tal bis hinauf zur MediClin-Fachklinik zu ziehen. Nur damit konnte die Klinik überhaupt ans schnelle Glasfaserkabel angeschlossen werden.

In Österreich hat Nano-Trench nach eigenen Angaben über 80 Gemeinden mit dieser Technologie erschlossen. Nun fragt man sich, warum es das noch längst nicht in Deutschland gibt. Geschäftsführer Alois Pichler hat darauf eine einfache Antwort: „Die Deutschen kennen die Technologie noch gar nicht.“ Und weil es noch keine Regelbauweise ist, würden sich Behörden mit der Genehmigung schwer tun. In Essen jedoch sei das Verkehrsamt offen und experimentierfreudig gewesen.

1&1 Versatel erschließt zehn Gewerbegebiete in Essen

Nachdem aufgefräst ist, kommen die Kabel in die Straße, anschließend wird mit einem Harz verfüllt. Fertig!
Nachdem aufgefräst ist, kommen die Kabel in die Straße, anschließend wird mit einem Harz verfüllt. Fertig! © jgr

Wer nun aber hofft, dass auf diese Weise bald ganz Essen ans Glasfasernetz angeschlossen wird, dem gießt Dirk Brameier Wasser in den Wein. Denn Versatel hat in erster Linie Gewerbekunden im Blick. Das heißt: Wenn überhaupt, dann wird das Unternehmen dieses Verfahren vornehmlich in Gewerbegebieten anwenden. Acht Gewerbegebiete hat 1&1 Versatel bereits ans schnelle Internet angeschlossen, zwei weitere sollen folgen. Laut Brameier könnte die kostensparende Technologie dort auch für einen schnelleren Anschluss sorgen. Schließlich bindet das Unternehmen die Gewerbegebiete nur an, wenn es genügend Kunden findet, die den Ausbau letztlich wirtschaftlich machen. Und je günstiger der Ausbau, desto weniger Kunden werden dafür benötigt.

Privatleute können sich dennoch Hoffnung machen. Denn Versatel will wie im Fall Kettwig bei anderen Telekommunikationsunternehmen dafür werben, das verlegte Glasfaserkabel auch für seine Privatkunden zu nutzen. Außerdem will 1&1 Versatel einen Mobilfunkmast in der Nähe an das Glasfaserkabel anschließen.

>>> DIE AKTIVITÄTEN VON 1&1 VERSATEL IN ESSEN <<<

Das Unternehmen 1&1 Versatel betreibt in Deutschland nach der Telekom das zweitgrößte Glasfaser-Netz. In Essen beträgt die Länge rund 300 Kilometer.

Versatel hat bzw. wird folgende Gewerbegebiete an Glasfaser anschliessen: Gewerbepark M1, Berthold-Beitz-Boulevard, Lazarettstraße, Münchener Str., Heidhausen, Herzogstr., Schönscheidtstr., Lahnbeckestr., Umstand, Bonifaciusstr.

Das Unternehmen hatte mit der Wirtschaftsförderung ursprünglich 20 Gewerbegebiete ausgemacht. Aber für zehn fanden sich noch nicht genügend Interessenten.