Essen. . Lange gefordert, endlich umgesetzt: Elf Essener Schulen bekommen neue WC-Anlagen. Doch weitere Initiativen für mehr WC-Hygiene tun sich schwer.
- Die Stadt investiert in diesem Jahr 750 000 Euro für neue WC-Anlagen
- Erhebung ergab schon vor Jahren: Ein Essener Schulklo wird im Schnitt rund 30 Jahre alt
- Ein neu gegründeter Verein für mehr WC-Hygiene findet nur schwer Mitglieder
Ein Essener Schulklo wird im Schnitt 30 Jahre alt, und in Bedingrade hat man diesen Schnitt vielleicht schon erreicht. „Ich bin jetzt seit 26 Jahren an dieser Schule“, sagt Dorothee Auge, die Leiterin der Grundschule Bedingrade, „und seitdem wurden die Jungen-Toiletten noch nie saniert.“
Allen Beteiligten dürfte klar sein: Die elf WC-Anlagen können erst der Anfang sein
Die WC-Anlagen von elf Schulen im Stadtgebiet werden noch in diesem Jahr erneuert, verkündeten zuletzt frohgemut die Ratsfraktionen von SPD und CDU. 750 000 Euro werden dafür ausgegeben. So ziemlich allen Beteiligten dürfte klar sein: Das kann nur ein Anfang sein.
An der Grundschule Bedingrade sind die Toiletten in einem Extra-Gebäude untergebracht, alles ist aus dem Baujahr 1964 und eigentlich relativ gut in Schuss. Die Mädchentoiletten wurden mit Hilfe der Bezirksvertretung vor Jahren neu gemacht, an den Klos für Jungen blieben Maßnahmen aber weitgehend aus.
Tatsächlich riecht es – nunja, wie es eben auf Schultoiletten riecht. „Das liegt auch daran, dass wir derzeit kein Geruchsspray verwenden“, erklärt der Hausmeister Andreas Remmert. Die Kartuschen sind gerade leer. Über der Eingangstür hängt ein elektronisch gesteuertes Sprühgerät, das sonst regelmäßig Zitronenaroma verteilt.
Mit moderner Elektronik wird Zitronenduft versprüht
Es dürfte das modernste technische Gerät sein in diesem Raum. Ansonsten haben die Alu-Trennwände sicher längst ihre besten Tage hinter sich, und die vanillegelben Fliesen dürften noch aus dem Original-Baujahr sein. Wie auf so vielen Schulklos ist es bitterkalt, obwohl die Heizung bullert.
„Vandalismus ist bei uns als Grundschule sicher nicht das Problem“, sagt die Schulleiterin. „Doch unsachgemäße Benutzung kommt schon mal vor.“
WC-Hygiene-Verein kostet Eltern zu viel Geld
Dabei ist man an der Grundschule Bedingrade ziemlich gut dran: Vor Jahren schloss man sich der Initiative der Borbecker Ärztin Nadja Tatros-Tajer an, die mit Erschrecken festgestellt hatte, dass Kinder mit Blasenentzündung in die Praxis kommen – weil sie regelmäßig aus Ekel einhalten und erst zu Hause auf Toilette gehen.
Die Internistin gründete im Frühjahr 2013 einen Verein, der Sauberkeit an die Schulen bringen sollte; flächendeckend wurde Interesse bekundet. „Leider machen mittlerweile nur noch drei Schulen mit, die meisten Eltern sind nicht bereit, einen Vereinsbeitrag zu zahlen“, sagt Nadja Tatros-Tajer heute.
Klopapier gibt es nur im Schulfoyer - unter Aufsicht
Immerhin: Die Bedingrader Grundschule ist noch mit an Bord – und hat effektive Maßnahmen getroffen: Vom Förderverein bezahlt wird täglich Aufpasserin Doris Huke, die im Schulfoyer sitzt und während der Unterrichtszeit Toilettenpapier herausgibt, falls ein Kind mal während der Stunde muss. In den WC-Räumen gibt es keine Rollen – so beugt man Verstopfungen der Rohre vor. Viele Schulen verfahren so. Doris Huke sieht auch nach dem Rechten, „sodass die Kinder die Toiletten so verlassen, wie sie sie vorgefunden haben.“ Und Hygiene-Erziehung, berichtet die Schulleiterin, gehört längst auch zum Unterricht.
Dann fehlen jetzt eigentlich nur noch einigermaßen zeitgemäße WC-Anlagen . . .
Diese Schulen bekommen neue Toiletten
>>>Ludgerusschule Werden; Regenbogenschule Auf’m Böntchen, Frillendorf; Grundschule Bedingrade, Förderschule am Hellweg, Abzweig Dahlhauser Straße, Freisenbruch; Diergardtschule Frohnhausen; Grundschule Nord (Turnhalle), Ellernstraße; Antoniusschule Freisenbruch; Laurentiusschule Steele.
>>> Außerdem bekommen auch die Emscherschule Karnap, Höltingschule Borbeck, Eichendorffschule Schönebeck (Standort Heißener Straße) neue Toiletten.