Essen. Die Bahn lässt ihre Züge zeitweilig an bestimmten Gleisabschnitten mit nur 20 km/h fahren, weil das Schienennetz starke Mängel aufweist. Das ärgert Pendler. In Essen sind derzeit drei S-Bahnlinien betroffen.

Mängel an Gleisen nennt die Deutsche Bahn als Grund, warum teilweise Züge nicht schneller als 20 km/h fahren. Derzeit betroffen ist in Essen u.a. die Strecke der S-Bahn-Linien S1, S3 und S9 östlich des Hauptbahnhofs. Genauer gesagt: „Schadhafte Gleise.” Deshalb habe man diesen Streckenabschnitt bereits vor Wochen als so genannte „Langsamfahrstelle” ausgewiesen. Ein Bahnsprecher in Düsseldorf kündigte an: „Bis Ende des Monats sind die Gleise repariert, dann fahren die Züge wieder in normaler Geschwindigkeit.”

Gründe: Kaputte Gleise, Schäden an Übergängen

Gleiches gelte für den Streckenabschnitt der S 3 (Oberhausen – Hattingen) zwischen den Haltepunkten Steele-Ost und Horst: Dort fahren Züge derzeit nur 50 statt 80 km/h. Daran schuld sind nach Angaben eines Bahnsprechers Schäden am Bahnübergang Dahlhauser Straße.

Die Ernennung von Gleisabschnitten in „Langsamfahrstellen” sei ein „normaler Vorgang”, heißt es. Bundesweit habe man die Zahl der „mängelbedingten Langsamfahrstellen” in der Bundesrepublik in den vergangenen Jahren „drastisch zurückgefahren”, erklärte ein Frankfurter Bahnsprecher.

Bahn: Viel weniger "Langsamfahrstrecken" als früher

Kritische Beobachter der Branche gehen jedoch davon aus, dass notorische „Langsamfahrstellen” aus der Statistik gestrichen werden, indem man die Schleich-Zeiten einfach in den Fahrplan integriert. Das wies der Sprecher jedoch als „unredlich” zurück.

In der Nähe des Haltepunkts Eiberg hatte es in der vergangenen Woche einen Zwischenfall gegeben: Etwa 50 Fahrgäste der Linie S 3 (Oberhausen – Hattingen) hatten morgens zwei Stunden im stehenden Zug verbringen müssen – wegen eines technischen Defekts konnte die Lok nicht weiterfahren. Die Fahrgäste erhielten Taxi-Gutscheine als Entschädigung.

Zug stand still, Gäste saßen zwei Stunden fest

Einen besonders lang anhaltenden Schaden an einem Bahnübergang hatte es bis zu diesem Frühjahr ebenfalls in der Nähe des Haltepunkts Eiberg gegeben: Dort waren am Bahnübergang „Weg am Berge” anderthalb Jahre lang die Schranken defekt – zwei Mitarbeiter sicherten den Übergang Tag und Nacht mit Flatterbändern. Auch das zwang die S-Bahn-Linie 1 sowie die nächtlichen Güterzüge dazu, ihr Tempo zu drosseln.

Wie viele „Langsamfahrstellen” es derzeit in Essen gibt, darüber wird offiziell keine Statistik geführt. Aus dem aktuellen „Netzzustandsbericht NRW”, den das Landesverkehrsministerium jüngst hat erstellen lassen, geht aber hervor: Züge der S1-Linie Dortmund–Duisburg brauchen heute länger als vor 15 Jahren.