Ursachen des Straßenbahnunfalls am 3. November geklärt: Fremdkörper störte Funktion einer Weiche. Fahrer war wohl zu schnell unterwegs. Beschädigte Bahn wird nicht mehr repariert
Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt, doch war der Sachschaden beim Straßenbahnunfall der Linie 301 in Höhe des Bahnhofs Buer-Süd beträchtlich – auch wenn er anderthalb Wochen später noch nicht beziffert werden kann. Rund 20 000 Euro kostete es, den demolierten Strommasten zu ersetzen. Die ebenfalls stark beschädigte Straßenbahn hätte man zwar reparieren können, „doch wir haben uns dagegen entschieden, weil sowieso bald mehr Züge der neuen Variobahn hier eingesetzt werden sollen”, sagt Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann.
Man wisse jetzt „ziemlich genau”, was da am 3. November gegen 10 Uhr passiert ist, meint Peter Huesmann, Diplom-Ingenieur bei der Bogestra und zuständig fürs gesamte Schienennetz – rund 210 Kilometer.
Zuerst: Ein Fremdkörper, der allerdings später nicht aufgefunden wurde, habe die Funktion der Weiche gestört, die – Fahrtrichtung Buer – von der Zweigleisigkeit in die Eingleisigkeit lenke. Manchmal genügen „nur ein paar Millimeter” Abstand der Zunge von der eigentlichen Schiene, dass ein Straßenbahnrad diese Zunge beschädige und unter Umständen die Funktion der Weiche quasi umkehre. Die Weiche habe nicht die „Regellage” gehabt, betont Huesmann. An jenem Morgen wurde die erste Achse der Bahn auf die Gegenfahrbahn gelenkt, dann funktionierte der Federmechanismus der Weiche wieder, legte die Zunge wieder eng an die Schiene – der Rest der Bahn fuhr geradeaus und rammte den Strommasten.
Die mechanische Steuerung durch eine Feder stellt laut Huesmann die „einfachste Technologie” dar, diese sei deshalb aber auch die „am wenigsten anfällige”. In anderen Weichen wird auch Hydraulik und Magnetismus eingesetzt. Besagter Fremdkörper könnte Schotter gewesen sein, von der Jahreszeit abhängig auch Laub oder Schnee und Eis. Zweimal pro Jahr werden die insgesamt 380 Weichen im Schienennetz kontrolliert. Vorfälle dieser Art – dass eine Weiche nicht funktioniert – sind laut Huesmann „sehr selten, höchstens ein- bis zweimal pro Jahr”.
Wegen des Störungspotenzials, das Weichen darstellen, seien allerdings die Straßenbahnfahrer gehalten, an diesen Stellen langsamer, „auf Sicht” zu fahren. Sie müssen auf ein Hindernis – oder eben eine defekte Weiche – rechtzeitig reagieren können. Hier war der Fahrer wohl zu schnell – oder hat zu spät gebremst. Man habe mit dem betreffenden Fahrer „gesprochen”, sagt Kollmann, „aber wir holen bei der Bogestra da nicht den dicken Hammer 'raus.”
Horster Straße:Überall zwei Spuren
Peter Huesmann sitzt auch in der Planungsgruppe, die den Ausbau der Horster Straße entwirft. Hier strebe man, so Huesmann an, die Bogestra-Schienen für die Linie 301 ins Straßenband zu verlegen – also ohne eigene Trasse laufen zu lassen, wie das teilweise zurzeit der Fall ist. Allerdings hänge das auch vom Verhalten der Bundesbahn ab, deren Bereich die Linie 301 in Höhe des Bahnhofs Buer-Sürd kreuzt. Auf einem kurzen Streckenabschnitt wird die Linie 301 eingleisig geführt, was die entsprechenden Weichen bedingt.
„Ziel ist es für uns, unseren Gleisverkehr generell zweigleisig zu führen”, sagt Bogestra-Pressesprecher Christoph Kollmann. Das erspare den Fahrgästen Wartezeit, und die Bogestra kann an Wartung – zum Beispiel an den Weichen – sparen. chris
BU(E)RLESKE
Langsam
Beim Ortstermin, als es auf der Horster Straße um den Straßenbahn-Unfall am 3. November ging (siehe Artikel nebenan), achteten Berichterstatter und Fotograf natürlich auf die Bahnen der Linie 301, deren Fahrverhalten sich an dieser Stelle deutlich änderte. „Boah, wat ist die langsam”, kommentierte der Autor spontan die Bahn – ohne eine Radfahrerin zu bemerken, die vor seiner Nase vorbei fuhr. Diese hätte „sehr empört” zurück geschaut, berichtete kurz darauf der Fotograf. An dieser Stelle möchte ich mich entschuldigen. Gemeint war wirklich die Bahn, nicht die Radfahrerin. chris