Essen. . Trotz eines breiten Programms, vielen neuen Impulsen und interessanten Spielorten litt das Kulturpfadfest unter dem Termindruck des Wochenendes.

  • An 24 Spielorten zwischen nördlicher Innenstadt und Stadtgarten gab es Musik, Führungen und mehr
  • Das traditionsreiche Kulturpfadfest erfuhr dabei auch wesentliche neue Impulse – zum Beispiel Hip Hop
  • Doch die Konkurrenz an diesem Abend war vor allem wegen des Philharmonie-Konzerts im Stadtgarten übermächtig

24 Spielorte zwischen Nordstadt und Museum Folkwang, zahllose Mitwirkende, ein enorm breites Programm, noch dazu exzellentes Wetter: Obwohl die Rahmendaten des 16. Essener Kulturpfadfestes „Mein Blau ist Dein Grün“ enorm verheißungsvoll waren, kamen am Freitag weniger Besucher als gewohnt in die Innenstadt und ihre Randgebiete.

„Na sowas“, wird sich der junge Mann mit dem Rad gedacht haben. Gerade hat er den U-Bahnsteig des Hauptbahnhofes am hinteren Ende verlassen und ist die Rolltreppe hinauf zur Verteilerebene gefahren, da steckte er schon mitten in einem Konzert. Die erst 20-jährige Sängerin Sophia Crüsemann spielte auf mit dem ebenso jungen „Ensemble Essener Solisten“, trägt eigene Kompositionen zum Thema „Flucht“ vor, während daneben Aktionskünstler Gigo Propaganda die Zuschauer animierte, sich auf einer Leinwand damit auseinander zu setzen. Sichtlich irritiert schob der junge Mann sein Fahrrad durch den Korridor zwischen Musiker und den rund 80 Gästen und wusste gar nicht recht, wo er hinschauen sollte.

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„Wir wollten auch ein jüngeres Publikum ansprechen“

„Der Altersschnitt der Besucher ist relativ hoch. Wir wollten auch ein jüngeres Publikum ansprechen“, erläutert Projektleiterin Ulrike Vetter vom Kulturbüro den Ausflug in den Untergrund und einen Programmschwerpunkt, der bewusst auch die „Street Art“, hier im Sinne von junger Performance, einbinden sollte. Die Aktion auf der Verteilerebene, Hip-Hop und Breakdance, dazu die Tanztruppe „2Mann.Zelt“ – ein guter Start.

Doch letztlich stellte dies in der Programmfülle nur einen kleinen Ausschnitt dar. Eine voll besetzte Marktkirche mit fantastischer Akustik und mehrstimmiger Barock-Musik; Mitsingen der Zuschauer in der Kreuzeskirche; ständig volle Treppen am Rande des Burgplatzes, auf denen die Besucher japanischem Trommeln der Gruppe „Arashi Daiko“ oder der 23-köpfigen Tanzperformance-Truppe „Theater Total“ zuschauten: Wie immer gab es viele Höhepunkte auf dem Pfad. Besucherin Hedi Koch nannte den ihren: „Ich finde es auch toll, mir unbekannte Orte wie die beeindruckende Alt-Katholische Friedenskirche an der Bernestraße anzusehen.“

Probleme beim Plakatieren, Terminänderung

Dennoch ist Vetter nicht ganz zufrieden mit dem Kulturpfad 2017. „Die Veranstaltung stand unter keinem glücklichen Stern“, resümiert sie. Die Verlegung vom angestammten Juni in den Juli, weil man der „1Live-Nacht in Essen“ ausweichen musste, Probleme beim Plakatieren und nicht zuletzt das NRW-Sommerkonzert im Stadtgarten hätten Besucher gekostet. Zwar hat man die Veranstaltung der Landesregierung in Kooperation mit dem Büro Grüne Hauptstadt noch in den Kulturpfad aufgenommen. Wer jedoch unter den tausenden Gästen die einmalige Atmosphäre beim Auftritt u.a. der Essener Philharmoniker genossen hat, weiß: Zumindest die Auftritte in den Abendstunden hatten unschlagbare Konkurrenz bekommen.