Essen. . Ein Großeinsatz der Steuerbehörden hat bei einer Abiparty im Naked für Wirbel gesorgt. „Völlig unverhältnismäßig“, sagt der Clubbetreiber.
Einsatzkräfte von Zoll, Polizei, Ordnungs- und Finanzamt haben Freitagnacht eine Abiparty im Club Naked zeitweise lahm gelegt. Nach Angaben des Clubbetreibers ging es dabei um Steuerschulden in Höhe von rund 12.000 Euro.
Die Ermittlungsbeamten hätten sowohl 500 Euro Getränke-Einnahmen als auch etwa 1300 Euro aus der Kasse am Eingang gepfändet. Letzterer Betrag sollte eigentlich die Abikassen des Carl-Humann- und Burggymnasiums sowie der Gymnasien an der Wolfskuhle und am Stoppenberg aufbessern. Ein Teilbetrag geht zudem an den externen Veranstalter der sogenannten „Deluxe-Nights“.
„Mit den Einnahmen aus den Eintrittskarten haben wir nichts zu tun. Die sind vertraglich den Schülern zugesichert, während die Getränkeeinnahmen ans Naked gehen“, erklärt Karl Burgath, der den Club gemeinsam mit Partnerin Yu-Jin Chung seit 2009 betreibt. Sie wollen das Naked Ende Mai schließen, da die Umsätze zuletzt immer weiter zurück gegangen seien.
Clubbetreiber kündigt Dienstaufsichtsbeschwerde an
„Die bevorstehende Schließung habe ich den Steuerbehörden so auch Anfang April angekündigt. Wir wollten einen sauberen Abschluss und haben versichert, die noch ausstehende Steuerschuld zu begleichen. Seither haben wir bereits einige Teilbeträge gezahlt“, beteuert Burgath, der den Einsatz in der Nacht zu Samstag als „völlig unverhältnismäßig“ empfindet. „Wir wurden behandelt wie Schwerverbrecher. Und das bei einer laufenden Abi-Party“, ist Burgath am Samstagmittag noch immer außer sich.
Rund 60 Beamte seien mit mehren Einsatzfahrzeugen gegen 1 Uhr vorgefahren, hätten den Club durchsucht und für etwa eine Stunde abgeriegelt. „Die Partygäste, die ja zum Teil minderjährig sind, durften weder rein noch raus und waren total verunsichert. Auch unsere Mitarbeiter wussten nicht, was los ist“, sagt Naked-Betriebsleiter Philip Jansen, der schließlich das Gespräch mit den zuständigen Beamten geführt habe, die die ausstehende Steuerschuld hätten eintreiben wollen. „Nur braucht man dafür doch nicht so ein Großaufgebot“, sagt Jansen. Karl Burgath kündigte eine Dienstaufsichtsbeschwerde an und schloss weitere rechtliche Schritte nicht aus.
Forderungen aus Lohn-, Kirchen- und Umsatzsteuer
Die ältesten Forderungen des Finanzamts Essen-Nord-Ost, die der WAZ vorliegen, gehen zurück auf den Dezember 2016. Dabei handele es sich unter anderem um Nachforderungen aus einer im vergangenen Herbst erfolgten Betriebsprüfung, sagt Naked-Geschäftsführerin Yu-Jin Chung. So sind etwa noch Beträge aus Lohn-, Kirchen- und Umsatzsteuer fällig.
Die dem Essener Finanzamt übergeordnete Finanzbehörde in Düsseldorf verwies auf das Steuergeheimnis und wollte sich am Wochenende zunächst nicht zu dem Vorfall und den genauen Hintergründen äußern. Auch zu den Kosten, die der Einsatz verursacht hat, konnten keine Angaben gemacht werden.
Der Essener Polizei lagen ebenfalls keine detaillierten Informationen vor, da bei Steuerrazzien eigene Sonder-Einheiten alarmiert würden. „Wir hatten in dem Club nur einen Einsatz gegen 4 Uhr“, heißt es bei der Leitstelle der Polizei, „weil jemand seinen Deckel nicht gezahlt hat.“ Es dürfte um weitaus weniger Geld als 12 000 Euro gegangen sein.