Essen. .

Die Organisation von Abi- und Vor-Abi-Feten hat sich seit Jahren zum handfesten Geschäft entwickelt. Das betrachten manche mit Sorge. Mittlerweile geht es beim Abschluss vor allem um eines: viel Geld.

Schüler lieben es, nackt zu sein: „We love to be naked“. Mit diesem Spruch warben die zwölften Jahrgänge der Gymnasien Carl Humann, Werden und Wolfskuhle für ihre „Vor-Abi-Party“, die am vergangenen Freitag in einer City-Diskothek stieg. Der Slogan, hundertfach auf Plakate gedruckt, ist eine Anspielung auf den Ort des Geschehens: Das „Naked“ in der Rottstraße war bis zum letzten Jahr noch eine Table-Dance-Bar; die Umgebung im Nordviertel gilt als einigermaßen verrufen.

Doch nicht nur kalkulierte Zweideutigkeiten auf Plakaten und Handzetteln machen einigen Eltern, Lehrern und Schulleitern Sorgen: Die Schüler tragen ein gewisses finanzielles Risiko. Die Angst mancher Erziehungsberechtigten und Pädagogen: Schüler unterschreiben mit gerade mal 18 Jahren Verträge, deren Folgen sie nicht abschätzen könnten.

Die Schulzeit gebührend zu verabschieden, kostet Geld: Der Abi-Ball, die Abi-Zeitung, die T-Shirts. Deshalb feiern künftige Abiturienten mehrere „Vor-Abi-Partys“, auch „Vofi-Feten“ genannt. „Vofi“ heißt „Vorfinanzierung“.

„Wir verdienen daran kaum etwas“

Wer in einer Essener Disco feiern will, ruft früher oder später bei Philip Harbodt (22) oder Mirko Biendara (22) an: Sie bestimmen mit ihrer Agentur „Deluxe Nights“ den Essener Abi-Party-Markt. Beide betonen: „Wir verdienen daran kaum etwas, es geht uns um den Spaß an der Sache.“ Harbodt macht eine Lehre als Industriemechaniker, Biendara studiert Maschinenbau.

Rund ein Jahr, bevor die Prüfungen beginnen, bucht ein Jahrgang mehrere Partys bei „Deluxe Nights“ – in den Diskotheken „Naked“, der „Musikpalette“ und im „Rossi“. Mit diesen Häusern haben Harbodt und Biendara eigenen Angaben zufolge Exklusiv-Verträge.

Pro Party zahlt der Jahrgang einen Festpreis – alles inklusive: Die DJs (häufig Harbodt und Biendara selbst), Saalmiete, Poster, Handzettel, Tickets und Werbung auf der „Deluxe“-Homepage. Die Schüler müssen die Karten selbst an den Mann bringen, die Preise sind immer gleich: 5 Euro im Vorverkauf, 7 Euro an der Abendkasse, plus 7 Euro Mindestverzehr. Harbodt: „Ab 175 Gästen rechnet sich das. Dass man Verlust macht, ist fast ausgeschlossen.“

Ob viele Gäste kommen, hängt vom Termin ab. Am besten sind Tage vor Ferienbeginn. „Die besten Termine vergeben wir zuerst. Wir bevorzugen niemanden“, sagt Harbodt. Auch nicht solche Schulen, die gleich auch den Abi-Ball bei ihm buchen – „Deluxe Nights“ ist nämlich auch DJ- und Technikverleihservice.

Meistens geht die Rechnung auf – ein Gymnasium soll in diesem Jahr 9000 Euro zur Finanzierung des Balls erwirtschaftet haben. Die „Deluxe“-Partys gelten als beliebt. Ein Abiturient: „Die sind oft ausgebucht, da gibt es manchmal Schwarzmarkt-Preise.“

An einem Gymnasium schloss ein früherer Jahrgang jedoch eine Party mit einem Minus ab. An der Schule schlug der Vorgang hohe Wellen. Mit dem kommenden Abi-Jahrgang sei deshalb verabredet worden, nur eine einzige Vor-Fete zu veranstalten, heißt es. Die meisten Schulleiter raten Eltern grundsätzlich: Bevor unterschrieben wird, sollte ein Experte den Vertrag durchschauen.