Essen. . Stadt will das Hochhaus an der Kruppstraße unter Denkmalschutz stellen. Ein Gutachten ist in Arbeit. Damit würde der drohende Abriss verhindert.

  • Die Stadt möchte die ehemalige RWE-Zentrale an der Kruppstraße unter Denkmalschutz stellen
  • Der neue Eigentümer schließt bislang einen Abriss nämlich nicht aus
  • Für Denkmalschützer hat das Gebäude städtebaulich eine herausragende Bedeutung

Die Stadt Essen will ihre Hochhaus-Meile an der Kruppstraße aus den 1960er Jahren vor einem möglichen Abriss bewahren. Nach dem Rheinstahl-Haus soll nun auch die ehemalige RWE-Zentrale an der Kruppstraße 5 unter Denkmalschutz gestellt werden.

Entsprechende Pläne hat die Stadt den Besitzern des Gebäudes bereits mitgeteilt, wie diese Zeitung erfuhr. Das beauftragte Amt für Denkmalpflege im Rheinland arbeitet schon seit längerem an einem Denkmal-Gutachten und wird dieses wohl in wenigen Wochen vorlegen.

Das Hochhaus gehört seit einigen Monaten dem Essener Projektentwickler Kölbl Kruse, der einen Abriss des Hochhauses nicht ausschließt. Ob Kölbl Kruse gegen einen möglichen Denkmalschutz gerichtlich vorgehen würde, ist nicht bekannt. Die beiden Geschäftsführer Stephan Kölbl und Marcus Kruse waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Eine Sanierung des Hochhauses würde wohl teurer als der Abriss und ein Neubau. Kölbl Kruse müssten in einem Verfahren allerdings nachweisen, dass der Erhalt wirtschaftlich nicht darstellbar ist.

Denkmalschutz prüft RWE-Archivmaterial

Das alte RWE-Hochhaus an der Kruppstraße wurde Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre gebaut. Es entstand damit nur kurze Zeit nach dem Rheinstahl-Haus, das wie das RWE-Gebäude die Handschrift des Architekten Hanns Dustmann trägt. Beide Häuser bilden zusammen mit dem benachbarten Postscheckamt die städtebaulich markante Skyline von Essen, die später noch um weitere Bauten erweitert wurde.

Das Amt für Denkmalpflege wollte noch keinen Einblick in seine bislang gewonnenen Erkenntnisse geben. „Unstrittig aber ist, dass es sich um ein Gebäude mit einer überragenden städtebaulichen Bedeutung handelt“, sagte Sven Kuhrau, der an dem Denkmalgutachten arbeitet. Ob das allein für eine Unterschutzstellung reichen würde, ist wohl fraglich. Kuhrau hat deshalb seit einigen Tagen erstmals den Zugang zu Bauakten aus dem RWE-Archiv erhalten. Bei der Auswertung geht es jetzt um die spannende Frage, wie viel in dem Gebäude noch original erhalten blieb bzw. wie es gegebenenfalls verändert wurde. „Wir schauen jetzt, wie mit dem Gebäude umgegangen worden ist“, sagte Kuhrau.

Vorbilder des Hochhauses Kruppstraße stehen in den USA

Dass es sich um ein architektonisch, aber auch städtebaulich bedeutendes Gebäude handelt, zu diesem Ergebnis kamen bereits die Essener Peter Brdenk und Berger Bergmann in ihrem Buch „Architektur in Essen 1900 - 1960“. Darin heißt es: „Der Bau befleißigte sich einer zu jener Zeit stark durch amerikanische Vorbilder geprägten Architektursprache. Es finden sich deutliche Bezüge etwa zum New Yorker Panam-Building von Walter Gropius aus den Jahren 1960 bis 1963. Im Ensemble mit dem Rheinstahl-Haus und dem Postscheckamt ist es Beleg für den städtebaulichen Ehrgeiz, der die Stadt Essen im Wirtschaftswunder der 1950er und 1960er Jahre dominierte.“

Unabhängig davon, wie eine Entscheidung zum RWE-Hochhaus an der Kruppstraße ausfällt: Der RWE-Konzern, einstiger Bauherr und Besitzer, hat den Mietvertrag für das Gebäude jüngst noch einmal bis zum Jahr 2024 verlängert. Bis dahin bleibt das Hochhaus auf jeden Fall stehen.

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Das Ypsilon-förmige Nachbargebäude an der Ecke Huyssenallee gehört ebenfalls dem Essener Projektentwickler Kölbl Kruse, der das Ensemble kürzlich von einem insolventen Investment-Fonds erworben hatte.

Der Erweiterungsbau von RWE stammt aus den 1980er Jahren. Er soll nach den derzeitigen Plänen abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Die RWE-Tochter Innogy soll dort von der Kruppstraße entlang der Huyssenallee bis zur Ecke Baedekerstraße einen neuen Konzern-Campus planen. Derzeit sitzt Innogy im RWE-Tower am Stadtgarten. Der Mietvertrag läuft 2024 aus. Gleichzeitig wird RWE bis 2020 an die Altenessener Str. ziehen.