Essen. Unweit des Essener Hauptbahnhofes werden S-Bahnen und Regionalzüge repariert und gewartet. In der riesigen Werkstatt ist Platz für vier Züge.

Stephan Reinke denkt in Baureihen. BR 422 und BR 425, so heißen derzeit seine Kinder. Was sich dahinter versteckt: Die aktuellen S-Bahnzüge der Deutschen Bahn und die Züge, die auf den Regiolinien RE 11, RE 6a und RB 33/35 eingesetzt werden.

Reinke ist stellvertretender Leiter der Betriebswerkstatt bei der Bahntochter DB Regio. Hier, auf einem Gelände an der Schederhofstraße, weniger hundert Gleismeter vom Hauptbahnhof entfernt, werden die Züge gewartet und repariert.

Die Werkstatt ist für 42 S-Bahnen und 37 Regionalzüge verantwortlich

Zuständig ist die Essener Werkstatt für 42 S-Bahnen und 37 Regionalzüge. „Ungefähr alle 14 Tage kommen die Fahrzeuge zur Nachschau in die Werkstatt“, erklärt Stephan Reinke. Nachschau, so werden bei der Bahn die ständigen Routinekontrollen genannt. Alle 16.000 Kilometer sind sie vorgeschrieben, diese Zahl ist gerade bei den Arbeitstieren der S-Bahnen schnell erreicht: Mehr als 1000 Kilometer reißt etwa ein Zug der Linie S 1 am Tag ab.

Der Essener Hauptbahnhof in Zahlen

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Minuten dauert die Fahrt vom Hauptbahnhof zum S-Bahn-Halt Essen West. Kein Bahnhof ist näher dran am Hauptbahnhof. 609 Minuten im ICE sind es hingegen zum Hauptbahnhof in Wien, dem am weit entferntesten von Essen ohne Umsteigen erreichbare Ziel.

6

Eisenbahnverkehrsunternehmen fahren den Hauptbahnhof derzeit an: DB Regio, Abellio und die Nordwestbahn im Regionalverkehr, DB Fernverkehr, Thalys und der Hamburg-Köln-Express (HKX) im Fernverkehr. In diesen Markt kommt in den nächsten Jahren ordentlich Bewegung.

5700

Quadratmeter Vermietungsfläche gibt es insgesamt im Hauptbahnhof. Im Vergleich mit Köln (11.500 Quadratmeter), Düsseldorf (9928 Quadratmeter) und Dortmund (9693 Quadratmeter) steht Essen deutlich zurück.

40

Mieter hat der Bahnhof derzeit – von der Bahnhofsbuchhandlung über mehrere Bäcker bis zum Schnellrestaurant. Mit Starbucks, McDonalds oder Subway findet man die typischen Gastronomie-Ketten, zu den Besonderheiten gehört die Filiale des Discounters Lidl, auch die Drogeriekette DM hat dort eine Niederlassung. 

12

Kassen gibt es in der Lidl-Filiale, 54 Mitarbeiter arbeiten dort, 1600 Produkte sind im Angebot. Mehr will die Pressestelle des Unternehmens nicht über das Geschäft verraten.

0

Bahnhofskneipen gibt es im Hauptbahnhof. Die Traditionskneipe „Bierfass“ mit ihrer rustikalen Eichenholzeinrichtung überlebte den Umbau zur Kulturhauptstadt nicht, passte nicht mehr ins Konzept.

170 000

Besucher hat der Essener Hauptbahnhof am Tag. Gemessen an dieser Zahl gehört er zu den zehn größten in Deutschland. In Nordrhein-Westfalen zählen lediglich die zentralen Bahnknotenpunkte in Köln (280.000) und Düsseldorf (250.000) mehr Besucher.

81 Prozent

der Deutsche-Bahn-Kunden denken beim Stichwort Bahn zuerst an den Bahnhof. Das hat zumindest eine Kundenumfrage der Bahn ergeben. Demnach ist der Bahnhof der Identifikations-Faktor Nummer eins für Zugreisende, deutlich vor dem ICE.

55

Bahnhöfe werden insgesamt vom Bahnhofsmanagement Essen betreut. Dazu gehören insgesamt 26 Bahnhöfe auf Essener Stadtgebiet, zuvorderst der Hauptbahnhof. Hinzu kommen unter anderem die Hauptbahnhöfe in Bochum, Gelsenkirchen, Wanne-Eickel oder Witten. Das Bahnhofsmanagement kümmert sich um Organisation und Service.

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Millionen Euro hat der Umbau des Hauptbahnhofes rechtzeitig zum Kulturhauptstadtjahr 2010 gekostet. Gearbeitet und saniert wurde insgesamt 16 Monate lang.  Zum Vergleich: Für die im kommenden Jahr beginnende Modernisierung des Duisburger Hauptbahnhofes sind rund 150 Millionen Euro veranschlagt.

24

Stunden am Tag ist der Bahnhof für die Öffentlichkeit zugänglich. Es halten auch die gesamte Nacht über Züge im Bahnhof. Wer mitten in der Nacht Hunger verspürt: Das McDonalds-Restaurant schließt seine Türen nie.

800

Züge im Linienverkehr halten durchschnittlich am Bahnhof – und das jeden Tag: 400 S-Bahnen, 220 Regionalzüge und 180 Fernverkehrszüge.

664

Meter misst der längste Bahnsteig in Essen - der Bahnsteig an Gleis 4. Essen ist damit in der Rangliste der längsten Bahnsteige in Deutschland weit vorne, angeblich hat Mainz den längsten mit über 700 Meter. Zum Vergleich: Der neue ICE 4 ist 346 Meter lang.

14

Gleise gibt es im  Hauptbahnhof insgesamt. Gleis drei hat keinen Bahnsteig, acht Gleise sind Durchgangsgleise, außerdem gibt es fünf sogenannte Stumpfgleise. Diese Gleise enden am Hauptbahnhof. Die abgetrennten Seitenbahnsteige 21/22 weichen von der durchgehenden Nummierung ab. Die Bahnsteige 13 bis 20 fehlen deshalb komplett.

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Stellwerke im Stadtgebiet sind ständig besetzt. Neben dem am Hauptbahnhof  noch die in Steele und Altenessen. Vom großen Stellwerk aus wird nicht nur der Bahnhofsverkehr gesteuert, sondern unter anderem die S6-Strecke bis Ratingen.

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Jahre musste die Essener Bundespolizei darauf warten, wieder in den Bahnhof einziehen zu können. Während des Umbaus wurde die Wache 2009 an die Herkulesstraße verlegt, 800 Meter vom Ort des Geschehens entfernt. Eigentlich war der Rückumzug früher geplant, doch weil eine bei den Arbeiten beteiligte Firma pleite ging, verzögerte er sich bis Juli 2016.

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Bei den Nachschauen prüfen die Techniker, ob die Klimaanlagen laufen, die Scheibenwischer funktionieren, machen einen Getriebeölwechsel. „Wir sind eine überdimensionale Autowerkstatt“. sagt Reinke. Auch Vandalismusschäden werden bei den Kontrollen beseitigt. Stellen die Mitarbeiter größere Schäden fest, reparieren sie den Zug entweder vor Ort – oder bringen ihn zum zentralen Instandhaltungswerk nach Krefeld.

Die Essener Werkstatt ist 162,5 Meter lang

In der Essener Werkstatt sind zwei Gleise verlegt, in der 162,5 Meter langen Halle haben gleichzeitig vier Züge Platz. Die 114 Tonnen schweren S-Bahnen können über einen Hebestand angehoben werden, damit an den Radsätzen und der restlichen Technik unter dem Zug gearbeitet werden kann. Außerdem gibt es in der Halle ein großes Ersatzteillager, Tausende Teile werden hier deponiert: Von der kompletten Bordtoilette über Austauschtüren bis hin zum Mini-Schräubchen.

Aufgebaut hat die damalige Bundesbahn die Werkstatt bereits 1974, schon immer wurden hier vor allem S-Bahn-Züge repariert, wie die mittlerweile bis auf wenige Museumswagen verschrottete Baureihe 420. Heute arbeiten 51 Mitarbeiter in der Werkstatt.

Wie es in der Zukunft weitergeht, weiß Stephan Reinke noch nicht so genau. Schließlich hat DB Regio im Zuge der Ausschreibung der Verkehrsverbünde die künftig als RRX bezeichneten Regionalzüge an National Express und Abellio verloren. Und auch die S-Bahnen werden ab 2019 überwiegend von Konkurrenten betrieben. „Wir bieten unsere Leistungen auf jeden Fall Fremdfirmen an“, sagt er. Für den Betreiber National Express hätten andere DB-Werkstätten bereits die Wartung übernommen.

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