Essen. . Die 2,7 Millionen Euro teure Biobank der Uniklinik Essen hilft unter anderem in der Krebsforschung. Zudem ermöglicht sie neue Kooperationen.
Der erste Eindruck? Erinnert an einen hochwertigen Blechschuppen. Umbauter und komplett mit Metall verkleideter Raum auf fünf Metern Länge, drei Metern Höhe und Breite. Vorne eine Glastür. Hinter ihr Auslagen, die wie Fächer in einem Getränkeautomaten aussehen. Westdeutsche Biobank Essen heißt diese äußerlich bescheiden anmutende Box in der Uniklinik, die es aber in sich hat: Es ist das erste automatisierte Ultratiefkühllager in Nordrhein-Westfalen, in das 2,7 Millionen Euro investiert wurden.
Hier ist Platz für 1,2 Millionen Proben menschlicher Körperflüssigkeiten, die bei minus 80 Grad für Jahrzehnte gelagert werden. Diese Proben können in der Gegenwart und sollen in der Zukunft Leben retten.
Roboter sucht Proben heraus
„Wir machen damit einen Jahrhundertschritt“, sagt Prof. Dagmar Führer, Leiterin des Uniklinik-Zentrallabors im Bereich Forschung und Lehre. Bislang wurden die Proben von Körperflüssigkeiten – Blut, Urin, Gehirnflüssigkeit – in mehreren Kühlräumen und Kühlschränken auf dem Gelände der Uniklinik gelagert. Diese werden jetzt nicht nur nach und nach zusammengeführt.
Manchmal vergingen Stunden, bis per Hand die gesuchte Probe gefunden war. Das erledigt jetzt ein Roboter in Minuten. Außerdem wird die Kühlkette nur kurz unterbrochen. Die benötigte Probe wird aus dem Minus-80-Grad-Dauerlagerbereich in einen Minus-30-Grad-Bereich transportiert und von dort ausgegeben. „Aufwendig sind vor allem Roboter, die in diesen Temperaturbereichen arbeiten können. Wir haben sie hier“, erklärt Dr. Katharina Jockers, die die Westdeutsche Biobank, eine Serviceeinheit der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg/Essen, leitet.
Proben kommen bei Krebsbehandlungen zum Einsatz
Die Proben von Körperflüssigkeiten sind vor allem in der Forschung sehr hilfreich. Mit ihnen werden Verträglichkeit und Wirksamkeit von Therapien und Medikamenten geprüft. Wie in der Neurologie bei seltenen Krankheiten. So wie bei der Mülheimerin Daniela Plonka. Die 65-Jährige suchte mehrere Jahre Arzt um Arzt auf, ohne das ihr geholfen werden konnte. Über den Abgleich von Körperproben konnte bei ihr eine seltene Erkrankung des Nervensystems entdeckt und behandelt werden.
Proben kommen zudem bei Krebsbehandlungen zum Einsatz. „Wir reden gerade im Bereich Krebs von personalisierten Therapien. Dafür schaffen wir die Basis“, betont Prof. Dirk Schadendorf, Direktor des Westdeutschen Turmorzentrums.
Die Datenbank für Flüssigkeiten wird nicht nur mit dem Festproben-Bestand in der Pathologie der Uniklinik vernetzt. Auch Wissenschaftler außerhalb von Essen haben Zugriff auf die anonymisierten Proben.
„Biobank ist ein Schrittmacher, wir sind weit vorne“
Diese wurden von Patienten zur Verfügung gestellt. „Die Patienten sind unser Kapital. Sie setzen hohes Vertrauen in uns. Ihnen gebührt der Dank“, betont Prof. Dagmar Führer.
Mit der Westdeutschen Biobank, die an 130 Forschungsprojekten beteiligt ist, macht sich das Uniklinikum auch für nationale und internationale Partner in der Medizin attraktiver. „Die Biobank ist ein Schrittmacher, damit sind wir ganz weit vorne und für Kooperationen interessant“, ist Uni-Rektor Prof. Ulrich Radtke sicher.