Essen. . Spenderherzen gibt es zu wenige, damit sind Kunstherzen eine echte Alternative. Manfred Verfürgen und Ralf Perlitz werden von Essener Ärzten betreut.

Dass Manfred Verfürgen (55) und Ralf Perlitz (62) wieder entspannt mit dem E-Bike am Baldeneysee entlangradeln können, kommt einem Wunder gleich. Denn noch vor wenigen Jahren hatten beide Herren ganz schlechte Überlebenschancen – ihr Herz hatte sie im Stich gelassen und seine Funktion fast eingestellt.

Ein verschleppter Virus war für Herzschäden verantwortlich

Zwar standen beide auf der Euro-Transplantationsliste, doch bevor ein Spenderherz in Sicht war, mussten die Kardiologen aus dem Elisabeth Krankenhaus reagieren, um das Leben ihrer Patienten zu retten: Sie pflanzten ihnen ein Kunstherz ein.

„Das war mein großes Glück“, sagt der Holsterhauser Ralf Perlitz, „nur deswegen stehe ich heute hier.“ Bis vor knapp drei Jahren war der Beamte gesund, dann zerfraß ein verschleppter Virus innerhalb kürzester Zeit seinen rechten Herzmuskel. „Als mir Dr. Bruder sagte, dass mich ein Kunstherz retten könnte, habe ich keine Minute gezögert.“

Akkus für Kunstherz sind noch zu schwer und leistungsschwach

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Mittlerweile lebt der 62-Jährige gut mit dem künstlichen Herz, kann sich frei bewegen und wieder etwas Sport treiben. Mit dabei ist immer die Tasche mit den beiden jeweils knapp zwei Kilo schweren Akkus, die das Kunstherz, das wie eine Pumpe funktioniert, betreiben. Die Stromzufuhr führt über ein Kabel direkt ins Herz. Aufgeladen geben sie den Patienten etwa zwölf Stunden Bewegungsfreiheit.

„Tatsächlich sind die Akkus noch eine der Schwachpunkte beim Kunstherzen. Ich bin sicher, sie werden in den nächsten Jahren noch kleiner, leichter und effizienter“, ist der Chefkardiologe vom Elisabeth Krankenhaus, Dr. Oliver Bruder, überzeugt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Professor Markus Kamler, leitender Herzchirurg an der Uniklinik, betreut er mittlerweile knapp 100 Kunstherzpatienten. „Wir sind ein gutes Team, auch wenn wir für unterschiedliche Häuser arbeiten“, sagt Kamler. Während er die Kunstherzen operativ „einbaut“, ist sein Kollege für die kardiologische Weiterbehandlung zuständig.

Ein Kunstherz als Alternative bei sinkenden Organspenden

„Noch immer wissen viel zu wenige Menschen, dass sie mit einem Kunstherzen gute Überlebenschancen haben und ein einigermaßen normales Leben möglich ist“, sagt er. Das sei vor allem vor dem Hintergrund, dass in Deutschland die Bereitschaft zur Organspende dramatisch abgenommen habe, eine echte Alternative. Um darauf aufmerksam zu machen, organisieren die beiden Ärzte immer wieder Aktionen wie die Radtour um den Baldeneysee.

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Zu den Teilnehmern gehört auch der Borbecker Manfred Verfürgen. Seit vier Jahren lebt der 55-Jährige mit dem Kunstherzen. „Als Herr Verfürgen zu uns kam, da war er blau im Gesicht, bekam kaum Luft“, erinnert sich Markus Kamler. Die Leistung seines Herzen betrug nur noch zehn Prozent, eine sofortige Implantation des Kunstherzens war seine einzige Überlebenschance. „Heute kann ich wieder Treppen steigen, Rasen mähen und blicke etwas zuversichtlicher in die Zukunft“, sagt er und weist auf eine Besonderheit hin: Einen tastbaren Puls hat er nicht mehr.

Laufzeit eines Kunstherzen ist auf mehrere Jahre begrenzt

Wie lange er mit seinem Kunstherzen weiterleben kann, weiß er nicht. Auf acht bis zehn Jahre schätzt Oliver Bruder die Betriebsdauer, bei guter Qualität sogar noch länger. Was nicht heißt, dass das Leben dann vorbei ist. „Kunstherzen kann man ja auch auswechseln. Außerdem wird die medizinische Technik immer ausgefeilter.“

Das macht auch Manfred Verfürgen Hoffnung. „Ich will meine Enkelkinder noch groß werden sehen“, nennt er seinen größten Wunsch.