Essen. . Die vierfache Mutter Jessica Gardlo (34) war an Brustkrebs erkrankt. Mit einer besonderen Aktion im Aalto-Theater will sie anderen Frauen Mut machen.

Es gab Momente im Leben von Jessica Gardlo, da hätte sie sich durchaus ein Samurai-Schwert oder einen Superheldinnen-Umhang gewünscht, um diesen unsichtbaren Angreifern im eigenen Körper endlich den Garaus machen zu können. Dabei war der Essenerin natürlich klar, dass der Krebs in ihrer Brust ein Gegner ist, der sich nicht einfach so wegstoßen lässt, sondern nur durch langwierige Therapien, Kraft und positive Energie zu bekämpfen ist. Weil dieser Kampf gut ausgegangen ist, will die 34-Jährige nun anderen Frauen Mut machen, sich dem Procedere der Behandlung mit Zuversicht zu stellen. Unterstützung bekommt sie dabei von den Kliniken Essen-Mitte, die Jessica Gardlos mutmachende Geschichte mit einer ungewöhnlichen Foto-Aktion im Aalto-Musiktheater dokumentiert haben.

Die besondere Verwandlung der jungen, alleinerziehenden Mutter findet an diesem Tag natürlich auch vor den vier kleinen Kinder statt, die vergnügt durch das Foyer des Aalto-Theaters toben. Bei Familie Gardlo ist vor Weihnachten endlich wieder ein Stück Normalität und Friede eingezogen. Und Jessica Gardlo ist eine Superheldin geworden – nicht nur für einen Tag.

Jessica Gardlo mit ihren Kindern v.l. Dean (auf dem Arm), Jamie, Sarah und Rosalie nach ihrer Verwandlung  im Foyer des Aalto Theaters.
Jessica Gardlo mit ihren Kindern v.l. Dean (auf dem Arm), Jamie, Sarah und Rosalie nach ihrer Verwandlung im Foyer des Aalto Theaters. © Knut Vahlensieck

Der Wunsch, einmal in diese besondere Rolle zu schlüpfen, hat sich entwickelt wie der allmähliche Heilungsprozess. Jetzt sitzt die 34-Jährige vor dem riesigen Spiegel der Aalto-Maske und lässt sich von Maskenbildnerin Janine Rauh ein bühnenreifes Augen-Make-up verpassen. Das kleine, erlesene Publikum, dass der Verwandlung der Jessica G. an diesem Nachmittag beiwohnt, ist mit ganzem Herzen dabei. Produktionsleiterin Doris Kallmeyer-Rauh hat das Treffen mit vielen anderen Helfern organisiert. Kostümdirektor Ulrich Lott hat ein aufregendes Outfit beigesteuert, das die beiden Seiten der jungen Frau einfängt: eine Kämpferin zu sein, aber ein sanfte, mit weiten, engelsgleichen Schwingen, die die vier Kinder behüten. Auch Rüstmeisterin Martina Flößer hat im Fundus des Opernhauses dafür eine passende Ausrüstung gefunden. Und dann ist da noch dieser atemberaubende Kopfputz, der Jessica Gardlo für einen Moment noch mal tief in den Sitz drück. Aber die junge Mutter ist wieder stark geworden.

Sabine Loh, die die besondere Aktion seitens der Kliniken Essen-Mitte mit initiiert und organisiert hat, ist vom Verwandlungs-Prozess ebenso beeindruckt wie „Brustschwester“ Sandra Kuhlmann, die viele Brustkrebs-Patientinen bei ihrem Kampf gegen die tückische Krankheit begleitet. Das Gefühl, nicht nur Opfer sein zu wollen, nicht nur schwach und krank, sondern auch Energie und Stärke ausdrücken zu wollen, das teile Jessica Gardlo mit vielen Frauen. „Wir haben eine Patientin gesucht, die das einmal zeigen möchte“, erklärt Sabine Loh. So kam die besondere Aktion zusammen mit der Theater und Philharmonie zustande, die sich sofort für das Projekt begeisterte. Und so ist Jessica Gardlo nun dies perfekt ausstaffierte Galions-Figur dieser aufmunternden Botschaft, „Mir geht es wieder gut“, lächelt die junge Mutter.

Das Lächeln ist wieder da und die Zuversicht

Das war nicht immer so. Als sie Ende 2014 den Knoten in der Brust ertastet, als bei der OP im Februar 2015 Metastasen in den Lymphknoten festgestellt werden, als sie sich irgendwann die schönen langen, dunklen Haar abrasiert und die Frage im Raum steht, wie das nun weitergehen soll, mit der kraftraubenden Therapie und den vier Kindern? Wie sie das alles im Alleingang gestemmt hat, das erstaunt die 34-Jährige heute manchmal selber und macht sie auch stolz. „Da muss man durch!“, hat sich Gardlo immer wieder gesagt. Ein Satz, so einfach, so entschlossen. Heute sind die Haare wieder da und das Lächeln und die Zuversicht. „Aber die Kinder sind ängstlicher geworden“, erzählt die junge Mutter von den bleibenden Spuren der langen Behandlungszeit. Die eigene Angst bekämpft sie mit Optimismus und regelmäßigen Arzt-Besuchen: „Ich gehe zu jeder Vorsorge-Untersuchung.“ Und auch privat ist das Glück wieder zurückgekehrt, der neue Partner wird Jessica Gardlo jetzt jeden Tag als Superheldin erleben. Denn das Bild von dieser Verwandlung, das hängt ab sofort natürlich an der Fotowand in der Diele. Als Erinnerung daran, wie viel Mut man auch aus verzweifelten Momenten schöpfen kann.