Essen. . Schüler sollen auf die Vorzüge des Handwerks hingewiesen werden: Am Freitag gibt es einen Tag der offenen Werkstätten, am Samstag öffnen Betriebe.
Mit einer zweitägigen Offensive will die Kreishandwerkerschaft potentielle Auszubildende auf sich aufmerksam machen: Am Tag der offenen Werkstätten (Freitag, 16. September) und am darauffolgenden Tag des Handwerks präsentieren sich zahlreiche Betriebe vom Dachdecker bis zum Goldschmied, vom Fleischer bis zum Maßschneider.
„Wir haben festgestellt, dass wir aktiver werden müssen, um unseren Nachwuchs zu rekrutieren“, sagt Wolfgang Dapprich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Deswegen habe man für den Tag der offenen Werkstätten alle weiterführenden Schulen angeschrieben mit der Bitte, ihre Schüler zu einem Besuch zu animieren. „Falls es Probleme mit der Anfahrt geben sollte, stellen wir auch einen Shuttle-Service zur Verfügung.“
Offen für alle Interessierten
Die Werbeoffensive hat ihren Grund: Bei der letzten Lehrstellenbörse war das Interesse nur mäßig. „Wir hatten 121 freie Stellen, aber nur 102 Bewerber waren da.“ Nun versucht die Kreishandwerkerschaft einen neuen Weg. Neun Werkstätten zeigen am Freitag ihr Handwerk in der Katzenbruchstraße 71, dazu sind 26 weitere Innungen mit Infoständen vertreten. „Meister und auch Azubis werden da sein, die von ihrer Ausbildung berichten“, ergänzt Kreishandwerkermeister Martin van Beek. Zudem können Besucher auch mal beim Tischler oder Lackierer selber Hand anlegen.
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„Wir spekulieren natürlich auf die Schulabgänger von 2017. Aber wir hoffen auch auf diejenigen, die bislang noch keinen Ausbildungsplatz haben“, zeigt sich Wolfgang Dapprich offen für alle Interessierten. Eine Anmeldung sei deswegen nicht nötig, „wer will, soll einfach vorbeikommen“.
Abbruchqoute in Essen liegt bei zehn Prozent
Von einer Nachwuchskrise mag die Kreishandwerkerschaft nicht reden, allerdings sehe man mit Sorge, dass potentielle Auszubildende eher auf eines der vielen Berufskollegs gehen würden, statt sich für eine solide Ausbildung zu entscheiden. „Zudem findet Handwerk in den weiterführenden Schulen bei den Berufsbörsen nicht statt“, bemängelt Martin van Beek. Die Konsequenz daraus sei, dass die Jugendlichen nur wenige handwerkliche Berufe überhaupt kennen würden, abgesehen von den gängigen wie Tischler, Kfz-Mechatroniker, Maler und Lackierer oder den Friseur. Dabei gibt es über 100 verschiedene Ausbildungsberufe, darunter Exoten wie Sattler, Büchsenmacher, Buchbinder oder Holzinstrumentenbauer.
Was noch für das Handwerk spräche, seien die Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten. „Bei uns verdient ein Lehrling im dritten Ausbildungsjahr um die 1000 Euro“, berichtet Marc Sprarrer, Dachdecker und stellvertretender Kreishandwerksmeister. Zudem ist die Meisterausbildung mit dem Bachelorabschluss gleichgestellt.
Sind die Jugendlichen erstmal in einer Ausbildung, dann brechen die wenigsten ab. „In Essen liegt die Qoute bei gerade mal zehn Prozent.“ Auch das spräche für das Handwerk. Bleiben nur noch die entsprechenden Interessenten. „Und die kommen hoffentlich am kommenden Freitag zu uns. Wir können bis zu 200 zeitgleich in unseren Werkstätten betreuen“, zeigt sich Wolfgang Dapprich optimistisch.