Essen. . Stadtwerke kündigen Preisnachlass „um mindestens fünf Prozent“ an. Strom- Sparte soll bis 2018 Marktanteil verdreifachen. Konzernergebnis über Plan.
- Stadtwerke Essen im Herbst Preis fürs Erdgas spürbar senken
- Stadtwerke-Chef stellt Verbilligung um „mindestens fünf Prozent“ in Aussicht
- Gesunkene Großhandelspreise machen Preissenkung möglich
Gute Nachricht für alle Erdgas-Kunden des heimischen Versorgers: Die Stadtwerke Essen wollen rechtzeitig vor der Heizperiode im Herbst den Preis fürs Erdgas spürbar senken. Peter Schäfer, Vorstandschef des zu 51 Prozent städtischen Unternehmens, stellte im Gespräch mit dieser Zeitung eine Verbilligung um „mindestens fünf Prozent“ in Aussicht. Wie hoch der Nachlass am Ende ausfällt, „entscheidet sich in den kommenden Monaten.“
Gesunkene Großhandelspreise machen die Preissenkung möglich, ohne dass die Gewinnausschüttung an die klamme Stadt leidet. Denn in einem gegenläufigen Effekt füllen steigende Netznutzungsentgelte zum Winter hin die Kasse. Mit den Stadtwerke-Gewinnen fängt die Stadt in der Holding EVV einen Teil des Verlusts bei der Essener Verkehrs-AG auf.
Versorgung mit Gas als lukratives Geschäft
Die Versorgung mit Gas erweist sich mithin als lukratives Geschäft, auch wenn zum dritten Mal in Folge ein eher zu warmer Winter die Bilanz verhagelt. Zusammen mit den Gewinnen aus der Trinkwasserversorgung und den Erlösen beim Abwasser (die etwa die Hälfte des Gewinns ausmachen) liegt das Konzernergebnis der Stadtwerke fürs abgelaufene Geschäftsjahr 2015 mit rund 25 Millionen Euro leicht über Plan.
Dabei sind schon ein drohender Verlust aus dem Speichergeschäft und eine Abschreibung auf die Beteiligung an der Gas-Union in Höhe von jeweils ca. fünf Millionen Euro berücksichtigt. Zum Vergleich: Laut Schäfer hätten die Stadtwerke bei einem knackig kalten Winter bis zu fünf Millionen Euro mehr Gewinn einfahren können.
Während der defizitäre Betrieb im Stadthafen durch Verpachtungserlöse in gleicher Höhe in etwa ausgeglichen werden kann, bleibt der Stromverkauf bis auf weiteres ein Zuschussgeschäft: Rund eine Million Euro mussten im vergangenen Jahr zugebuttert werden, in diesem Jahr wird ein vergleichbarer Zuschuss fällig.
Kein Rabatt für Stammkunden
Um zumindest die Kosten einzuspielen, müsste der Absatz von zuletzt 30 Millionen Kilowattstunden Strom mehr als verdreifacht werden. Zwei, vielleicht drei Jahre gibt man sich dafür Zeit. Wer sich allerdings finanzielle Verlockungen erhofft, liegt falsch: Ein Rabatt gegenüber den Stammkunden lehnt Schäfer rundheraus ab: „Wir ziehen unsere eigenen Eigentümer nicht über den Tisch.“
Stattdessen dürfen sich Wechsler in einer aktuell laufenden Kampagne aus fünf gemeinnützigen Essener Organisationen jene aussuchen, der die Stadtwerke eine 20 Euro-Prämie auszahlt. Ob das ausreicht, um den Marktanteil wie erhofft zu steigern, wird sich zeigen: „Wenn wir 2018 immer noch nicht spürbar an Marktanteilen gewonnen haben“, so Stadtwerke-Chef Schäfer, stellt sich natürlich irgendwann die Sinnfrage.“
Was Stadtwerke-Kunden sparen können
Die Stadtwerke bieten Erdgas je nach Abnahmemenge in drei Tarifklassen S, M und L an – zu Preisen zwischen 5,88 und 5,56 und Cent je Kilowattstunde.
Singles in einer kleinen Wohnung mit rund 7.000 Kilowattstunden Verbrauch könnten bei einer fünfprozentigen Preissenkung gut 20 Euro im Jahr sparen, Einfamilienhaus-Besitzer mit 20.000 kWh kämen auf 58 Euro. Der Grundpreis für den Anschluss bliebe allerdings gleich.