Essen. Ein wichtiger Schritt für die Rettung der insolventen Essener Rohrleitungsfirma ist getan. Beide Seiten einigen sich nach einem „Spitzengespräch“.
Und sie bewegen sich doch: Die Stadtwerke haben am Dienstag der Hirsch Rohrleitungsbau ein Angebot vorgelegt. Damit können die knapp 70 Beschäftigten der insolventen Essener Baufirma wieder Zuversicht schöpfen. „Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich denke aber, es sieht jetzt gut aus“, sagte am Abend Betriebsratschef Winfried Smuda.
Zuvor hatte es ein „Spitzentreffen“ gegeben, an dem u.a. Stadtwerke-Chef Peter Schäfer, Insolvenzverwalter Christoph Niering und Vertreter der IG Metall, der Stadt und auch von Banken teilgenommen haben. Über das Ergebnis wurde Stillschweigen vereinbart. „Es war ein sehr schwieriges, aber auch konstruktives Gespräch“, teilten die Stadtwerke lediglich mit. Bis zum Wochenende würden alle Parteien eine Einigung anstreben.
Firma ist noch nicht gerettet
Das Verhandlungsergebnis von Dienstag ist ein wichtiger Schritt, allerdings ist die Firma damit noch nicht gerettet. Am Donnerstag müssen noch Gläubigerausschuss und Stadtwerke-Aufsichtsrat dem Kompromiss zustimmen. Senkt einer der beiden Gremien den Daumen, werden sich die Mitarbeiter am kommenden Montag trotzdem beim Arbeitsamt melden müssen.
Die Firma Hirsch hatte den Stadtwerken schwere Vorwürfe gemacht. Der Versorger, mehrheitlich in städtischer Hand, schulde dem Unternehmen 700 000 Euro für erbrachte Leistungen. Die Stadtwerke wiederum betonten, das Geld seien einbehaltene Gewährleistungsansprüche wegen fehlerhaft verlegter Muffen im Erdreich. Geklärt ist der Streit noch nicht, auch ein Gutachten dazu steht seit einem dreiviertel Jahr aus. Der Insolvenzverwalter hatte den Stadtwerken deshalb angeboten, wenigstens die Hälfte der strittigen Summe auszuzahlen. Diese würde ausreichen, das Unternehmen am Laufen zu halten und die ausstehenden Löhne zu zahlen.
Protest vor den Stadtwerken
Die Mitarbeiter haben schon länger mit dem Schlimmsten gerechnet. Seit Januar warten sie nun auf Lohn. In der vergangenen Woche platzte die Bombe: Am Freitag erfuhren sie vom baldigen Aus, wenn es keine Einigung mit den Stadtwerken geben würde. Am Dienstagmorgen standen sie dann mit geballter Mannschaft und geballter Wut vor der Stadtwerke-Zentrale auf der Rüttenscheider Straße. Die viel befahrene Rü war 10 Uhr abgeriegelt mit Dutzenden grünen Baufahrzeugen. Und das Bangen war bei Betriebsratschef Winfried Smuda deutlich zu hören: „Hoffentlich finden sie ein Herz, dass wir weiter arbeiten können.“ Und sein Kollege Erich Nitze bekräftigte: „Wir sind immer für die Stadtwerke da, es wäre gut, wenn sie jetzt auch für uns da wären.“