Essen. . Die Polizei Essen arbeitet an einem neuen Konzept gegen Intensivtäter, die regelmäßig für hohe Fallzahlen und ein schlechtes Sicherheitsgefühl sorgen.
- Kripo-Chefin Martina Thon kündigte an, erwachsene Intensivtäter stärker in den Fokus zu nehmen
- Polizei Essen kennt 100 Wiederholungstäter, die mindestens fünf Straftaten der kleinen und mittleren Kriminalität, aber auch deutlich mehr auf ihren persönlichen Konten haben
- Künftig könnte jeder von ihnen „seinen“ persönlichen Beamten bekommen, der alle Akten kennt
Für die dauerbeschäftigte Polizei sind sie die Preistreiber in der Kriminalitätsstatistik und ein stetes Ärgernis: Notorische Straftäter, die eine Gesetzesüberschreitung nach der anderen begehen, eigentlich ständig mit einem Bein im Gefängnis stehen, aber am Ende womöglich doch nie dort landen.
Denn der eine Kellerdiebstahl, der eine Hausfriedensbruch, der eine Raub, den man ihnen zuschreibt, erscheint keinem Staatsanwalt ausreichend, um so jemanden wegschließen zu lassen. Jedenfalls dann nicht, wenn die Justiz die wahre kriminelle Vita des Beschuldigten nicht kennt, weil eine lückenlose Dokumentation aller Straftaten nicht vorliegt. Dagegen will die Essener Polizei bald etwas unternehmen.
Wie Kripo-Chefin Martina Thon ankündigte, sollen die Erwachsenen unter den so genannten Intensivtätern künftig stärker in den Fokus genommen werden. Ein entsprechendes Konzept dafür sei in Arbeit, sagte die Leitende Kriminaldirektorin: „Das Gespräch mit der Staatsanwaltschaft haben wir aber noch vor uns.“
Essener kennt mehr als 100 Wiederholungstäter
Darin wird es dann nicht um die Vergewaltiger, Mörder, Erpresser und Räuber gehen, die als Schwerkriminelle allesamt eh anderweitig verfolgt werden. Sondern vielmehr um Zeitgenossen wie jenen 27-Jährigen, der allein in den vergangenen zwei Jahren 60 Einträge als Beschuldigter meist wegen Hausfriedensbruchs in seiner Polizeiakte ansammelte. Doch es musste erst zu einer Körperverletzung kommen, um ihn in diesem Monat hinter Gitter bringen zu können.
Solche Wiederholungstäter, die mindestens fünf Straftaten der kleinen und mittleren Kriminalität, aber auch deutlich mehr auf ihren persönlichen Konten sammeln, sorgen regelmäßig für ansehnliche Fallzahlen und manche Schieflage im Sicherheitsgefühl der Bürger.
Über 100 dieser Dauerkunden kennt die Essener Polizeibehörde. Um etwa 70 von ihnen kümmert sich die Ermittlungsgruppe Jugend seit Jahren vorrangig mit dem Ziel, die Minderjährigen wieder aufs rechte Gleis zu setzen. Was in etwa einem Drittel der Fälle nicht gelingt. Diese Unbelehrbaren machen weiter und landen durch ihre Straftaten irgendwann wieder als Erwachsene auf den Schreibtischen meist unterschiedlicher Ermittler – je nach Zuständigkeit. Künftig könnte jeder von ihnen „seinen“ persönlichen Beamten bekommen, der alle Akten kennt.
„Wir müssen die kriminelle Historie bei jedem Einzelnen fortschreiben, um ihn leichter einsperren zu können“, erklärt Thon. Die Erfahrungen der EG Jugend haben gezeigt, dass die Verfahren tatsächlich schneller bearbeitet werden und eine Strafe quasi auf dem Fuße folgen kann. „Wir brauchen mehr Effizienz“, sagt die Kriminaldirektorin. Wie sie im Detail zu erreichen ist, soll in voraussichtlich zwei Monaten klar sein.