Essen. Der brutale Überfall in Essen-Altendorf erregte Aufsehen: Zwei Jugendliche überfielen einen 43-Jährigen. Er starb. Jetzt ist Anklage wegen Mordes erhoben worden.

Ein Schlag, ein einziger Hieb mit dem Ellenbogen ins Gesicht löschte das Leben des 43-Jährigen aus. Er starb, weil er ungebremst auf den Bordstein prallte und dabei schwerste Schädel-Hirn-Verletzungen erlitt. Nur sechs Wochen nach der Tat hat ein 16-jähriger Altendorfer jetzt die Anklage zugestellt bekommen. In seiner Zelle im Wuppertaler Gefängnis las er, dass Staatsanwältin Elke Hinterberg ihn als Mörder sieht.

Zu zweit hatten der 16-Jährige und sein 15 Jahre alter Cousin aus Altenessen am 6. Oktober am Ehrenzeller Markt herumgelungert. Eine Flasche Wodka, gemischt mit Cola, leerten sie, der 16-Jährige will auch zwei Joints geraucht haben. Um zwei Uhr nachts fielen sie an diesem Mittwoch auf der Altendorfer Straße auf. Sie pöbelten Passanten an, beschimpften sie als „Scheiß Deutsche“, als „Blondies“.

Türkischstämmig sind sie, der 15-Jährige ist aber Deutscher. Beide sind bei den Müttern aufgewachsen. Der Vater des 16-Jährigen soll in der Türkei eine Strafe wegen Beihilfe zum Mord verbüßen: 36 Jahre Haft. Den Vater des 15-Jährigen haben deutsche Behörden in die Türkei abgeschoben, nachdem er hier Straftaten begangen hatte.

Die Jungen nehmen keine Regeln ernst

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Regeln nehmen die pubertierenden Jungen nicht ernst. Der 16-Jährige, von der Polizei ab Anfang 2015 als Intensivtäter geführt, hat seit 2014 drei Vorstrafen gesammelt: Diebstahl, Fahren ohne Führerschein, Sachbeschädigung, auch Körperverletzung. Zuletzt hatte das Jugendgericht ihn zu einem Jahr und drei Monaten Haft mit Bewährung verurteilt. Weil er die Bewährungsauflage, 160 Arbeitsstunden, nicht erfüllte, bekam er vier Wochen Dauerarrest. Auch dieser Ladung folgte er nicht. Als er deshalb von der Polizei gesucht werden sollte, war die Gewalttat in Altendorf schon passiert.

Auch der 15-Jährige ist vorbestraft – Beleidigung und Nötigung. Die Cousins sind beide Schulschwänzer. In den sozialen Netzwerken im Internet präsentiert sich der 16-Jährige cool, auch mit Zigarette im Mundwinkel. Aber es sind auch Bilder mit seiner Mutter zu sehen. „Denk, bevor du was tust“, schreibt er. Aber daran hat er sich wohl nicht oft gehalten.

Ausgerechnet auf diese Jugendlichen trifft in der Nacht zum 7. Oktober der 43 Jahre alte Frank M., der auf dem Weg zur Arbeit als Pferdepfleger in Stadtwald ist. Als zurückhaltend wird er beschrieben, als freundlich und zuverlässig. Vor allem der 15-Jährige soll ihn aggressiv aufgefordert haben, Zigaretten herauszugeben. Frank M. gibt sie ihm. Erst da holt laut Anklage der 16-Jährige zum „Ellenbogencheck“ ins Gesicht des Mannes aus. Er bricht ihm den Unterkiefer. Frank M. sackt zu Boden, knallt mit dem Hinterkopf auf den Bordstein. Am 12. Oktober stirbt er im Klinikum. Die Cousins nehmen ihm noch sein Handy weg, verkaufen es einen Tag später für 40 Euro. 120 Euro und die EC-Karte lassen sie ihm.

Gemeinschaftlicher Raub mit Todesfolge

Die Anklage gegen sie lautet auf gemeinschaftlichen Raub mit Todesfolge. Nur dem 16-Jährigen wird auch Mord aus Habgier vorgeworfen. Er soll beim Schlag in das Gesicht des Mannes dessen Tod zumindest billigend in Kauf genommen haben.

Rechtsanwalt Andreas Wieser, Verteidiger des 16-Jährigen, wird es im Prozess darauf ankommen, ob es Mord ist oder doch nur eine Körperverletzung mit Todesfolge. Das müsse vor Gericht unaufgeregt geklärt werden, sagt er auf Anfrage dieser Zeitung.