Essen. . Sabine Klein arbeitet bei Aldi in Essen-Kettwig. Ihre Filiale schließt. Viele Kunden wollen die Kassiererin nicht missen und schicken Mails an Aldi.

Schicker Blazer, rotes Hemd, gute Laune. Sabine Klein kommt entspannt zum Gespräch. Obwohl die kleine Aldi-Filiale an der Schulstraße in Kettwig, in der sie seit 1992 arbeitet, Mitte Januar schließen wird. Und obwohl sie noch nicht weiß, wie es dann weitergeht.

Erst am Dienstag hatte sie ein Gespräch mit der zuständigen Bezirksleiterin, „aber auch die konnte mir immer noch nicht sagen, wo ich künftig arbeiten werde“, sagt die 55-Jährige.

„Frau Aldi“ erhält Unterstützung bei Facebook

Wenn es nach ihren Kettwiger Kunden ginge, würde „Frau Aldi“, wie die Kassiererin Sabine Klein genannt wird, im Stadtteil bleiben. An der Montebruchstraße, jenseits der Ruhrbrücke, wurde vor kurzem eine neue Filiale eröffnet. Am liebsten wäre ihr aber der Standort Werden an der Ruhrtalstraße. „Hauptsache, ich bleibe bei meinen Kunden und die bei mir.“

Und weil „Frau Aldi“ so beliebt ist, sammelte die Familie der gebürtigen Werdenerin kürzlich im sozialen Netzwerk Facebook Unterstützerstimmen.

Beispiele: „Diese Frau ist ein liebenswertes Unikum. Mir und meinen Kindern wird sie fehlen.“ - „Sabine gehört einfach zu Aldi. Sie ist immer gut gelaunt.“ - „Aldi ohne Sabine geht nicht. Wir sollten Unterschriften sammeln, damit unsere Sabine in Kettwig bleiben kann“.

Aldi Nord erreichten viele E-Mails aus Kettwig

Unterschriften wurden zwar nicht gesammelt, aber zumindest erreichten Aldi Nord viele E-Mails aus Kettwig. Alle mit dem gleichen Inhalt: Sabine Klein muss bleiben.

Die Facebook-Kommentare hat ihre Familie ausgedruckt, binden lassen und ihr an Heiligabend unter den Weihnachtsbaum gelegt. „Da habe ich schon die eine oder andere Träne verdrückt.“

Ihre Beliebtheit kann sich Sabine Klein nur so erklären: „Ich bleibe immer Mensch und übertrage meinen eigenen Stress nicht auf die Kunden. Und auch wenn ich mal einen härteren Spruch loslasse, ist das immer lieb gemeint.“ Burschikos ist sie und geradeaus. „Und zu 98 Prozent habe ich auch immer das letzte Wort“, sagt sie und lacht.

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Aldi sei eigentlich ihr Wohnzimmer - und die Stammkunden gehörten auch ein bisschen zur Familie. „Wenn Kinder oder ganz alte Menschen einkaufen kommen, muss man sie anders behandeln als andere Kunden. Ich achte darauf, dass sie den Bon einstecken, dass sie an das Wechselgeld denken. Das ist doch normal.“

Und manche Kunden bleiben ihr besonders lange im Gedächtnis. Da war einer, den nannte sie „Knoblauch-Opa“. „Die Kunden konnten ja an eine andere Kasse ausweichen. Ich musste durchhalten. Und als der ins Altenheim kam, mussten die den bestimmt drei Tage lang entgiften.“ Typischer „Frau Aldi“-Humor.

Am 15. Januar wird „ihre“ Aldi-Filiale schließen

Als Packerin hat sie am 2. April 1991 angefangen, dann die Nummern der einzelnen Artikel auswenig gelernt, und schließlich landete sie an der Kasse. „Seit einigen Jahren scannen wir die Artikelnummern ja ein - aber ich behaupte, dass ich mit dem Eingeben per Hand immer noch schneller wäre.“

Am 15. Januar wird „ihre“ Aldi-Filiale endgültig schließen. „Mir wäre es ganz lieb, wenn ich an diesem Tag dort nicht mehr arbeiten müsste. Ich habe den Laden an der Schulstraße wegen anstehender Umbauten drei Mal mit ein- und ausgeräumt. Das Ende muss ich nun wirklich nicht mitkriegen.“

Eine Bitte hat sie. Sie möchte sich bei den Aldi-Kunden für die große Unterstützung der vergangenen Wochen bedanken. „Und egal, wo ich landen werde - man sieht sich.“