Essen. . Holsterhausen ist dicht besiedelt, bebaut und befahren – und dennoch lebenswert. Folge 21 unserer Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.

Holsterhausen hat zwei Gesichter: Dicht besiedelt und befahren, durchquert den innenstadtnahen Stadtteil auch noch die Hauptverkehrsachse des Reviers: die A 40 (zur Bildergalerie zum Artikel). Trotzdem leben Maria Garcia Lora, ihr Mann Björn Ahaus und Sohn Samuel (2) gerne hier, schätzen die Vielfalt des Viertels und die relativ günstige Miete. „Ich habe einen ganz eigenen Blick auf Holsterhausen“, sagt die Sozialarbeiterin und führt uns als erstes zu ihren Lieblingscafés. Im „Pape“ an der Papestraße macht sie auf ihrem Gang zum Spielplatz oder zum Einkauf regelmäßig Halt. Auch die D-Bar auf der Kahrstraße und die Kaffeerebellen auf der Gemarkenstraße gehören zu ihren bevorzugten Anlaufpunkten. „Das hat für mich Kiez-Charakter: Hier treffe ich immer Leute, die ich kenne.“ Genau das sei für ihr Lebensgefühl wichtig. „Letztendlich entscheidet dein soziales Umfeld, ob du dich in einem Stadtteil wohl fühlst“, ist sie überzeugt.

Ein paar Meter weiter stoßen wir auf die Einkaufsstraße des Viertels: Die Gemarkenstraße würde gerne wie eine kleine Ausgabe der Rü daherkommen, hat es bislang aber nicht geschafft. Im Gegenteil: Viele alteingesessene eigentümergeführte Geschäfte haben im Laufe der vergangenen zehn, zwanzig Jahre den Standort Holsterhausen aufgegeben. Es fehlen der Metzger, die Papeterie, der Lederwarenladen und, und, und... „Stattdessen gibt es an jeder Ecke Friseure und Krimskrams-Läden“, urteilt Björn Ahaus. Dazu Handyläden, Sonnenstudios und dazwischen immer wieder Leerstände.

Bau der Cranachhöfe

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„Einzig der große Platz vor der Maria-Empfängnis-Kirche ist noch richtig schön“, so der Sozialwissenschaftler. Besonders an den Donnerstagen, wenn die Marktleute gegen Mittag ihre Stände vor dem großen Gotteshaus aufbauen, blühe das Viertel regelrecht auf. „Das ist einkaufstechnisch das Highlight in Holsterhausen.“

Ob sich das mit dem Bau der Cranachhöfe, einer Mischung aus Einzelhandel, Praxen, Büros und Wohnungen, die derzeit auf dem Gelände des abgerissenen Berufskollegs am Holsterhauser Platz entsteht, ändert, wird sich noch zeigen. Dort ist der Verkehr am dichtesten: Zwei Straßenbahnlinien kreuzen sich hier, und eine Ecke weiter ist das Gelände des Uniklinikums, das mit seinen 6250 Mitarbeitern zu den großen Arbeitgebern Essens zählt.

Haumannpark mit großer Liegewiese

Diese Urbanität Holsterhausens gefällt der jungen Familie, die seit fünf Jahren in der Nieberdingstraße wohnt. Was ihr weniger gefällt, ist das selbst in den ruhigen Nebenstraßen relativ viele Autos fahren. „Samuel kann nicht auf der Straße spielen“, sagt Maria Garcia Lora. Lieber schiebt sie ihren Buggy gen Suarezstraße, wo, eingezwängt zwischen Wohnhäusern, ein kleiner Spielplatz wartet. „Wenn ich wenig Zeit habe, komme ich hierher. Für Samuel reicht das. Außerdem treffe ich bekannte Mütter.“

Erinnerung an den Holzseter

Kaum zu glauben – im heute dicht besiedelten Holsterhausen gab es einst Wälder, Wiesen und Felder. Gemeinsam mit Altendorf und Frohnhausen gehörte Holsterhausen zum Dreibauerschaftsquartier. Hier lebte und arbeitete der Holzseter, der Holzarbeiter. An ihn erinnert das von Kurt Schweder entworfene Wappen (zur Galerie mit allen Wappen): Es zeigt ein silbernes Fachwerkhaus – den Wohnsitz der Holzseter. Deswegen liegt über dem Giebel auch je ein goldener Stamm. Erstmals erwähnt wurde Holsterhausen im Jahr 966, als Kaiser Otto I. dem Stift Essen den Hof Ehrenzell schenkte.

Bis zur einzig großen zusammenhängenden Grünfläche in Holsterhausen läuft die Deutsche mit spanischen Wurzeln knapp 20 Minuten: Im Haumannpark mit seiner großen baumgesäumten Liegewiese und dem Spielplatz wird an schönen Tagen schon mal der Platz knapp. Links und rechts findet sich eine Mischung aus prachtvollen Villen und großbürgerlichen Reihenhäusern. Das ist das andere Gesicht Holsterhausens: Zwischen Holsterhauser - und Virchowstraße lebt es sich augenscheinlich besser als zwischen der A40 und der Schederhofstraße.

Stadtteil-Statistik

Platz 3 bei den Einwohnern

Den dritten Platz nimmt Holsterhausen in der Einwohnerstatistik ein: 25.463 Bewohner zählt der Stadtteil - nur Rüttenscheid (28.536) und Frohnhausen (31.744) haben mehr.

Platz 4 bei den Autos

8754 Pkw sind in Holsterhausen zugelassen. Auch hier befindet sich der Stadtteil in der Spitzengruppe, belegt den vierten Platz. Den ersten Platz hält Rüttenscheid (11.771 Pkw), gefolgt von Frohnhausen (11.188 Pkw) und Kettwig (9620 Pkw).

Viel bebaute Fläche

67,2 Prozent der 296,83 Hektar (ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Metern) Gesamtfläche Holsterhausens sind bebaut - auch da ist der Stadtteil spitze. Nur das Westviertel hat mehr: dort sind 67,7 Prozent bebaute Fläche.

Parks und Spielplätze

In Holsterhausen entfallen 6,5 Prozent auf Grünflächen und Parks, nur 1,7 Prozent sind Spiel- und Sportplätze.

Viele Single-Haushalte

3012 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren leben in Holsterhausen, das sind 11,8 Prozent der Bevölkerung. Damit liegt das Viertel verglichen mit den anderen 49 Essener Stadtteilen im unteren Mittelfeld. Weitaus höher ist die Zahl der Single-Haushalte: Sie liegt bei über 64 Prozent.

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