Essen-Holsterhausen. Allein an der Gemarkenstraße in Essen-Holsterhausen gibt es zwölf Friseur-Betriebe. Viele Bürger wünschen sich allerdings einen besseren Branchenmix.

Die Gemarkenstraße ist die Einkaufsmeile des Essener Stadtteils Holsterhausen. Wer sie entlang schlendert, dem fällt wahrscheinlich zuerst eines auf: die zahlreichen Friseurläden. Allein zwölf Salons zählt man an der Hauptstraße. 13 weitere in den Nebenstraßen sind in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar, weitere gibt es im Umfeld.

Die Holsterhauserin Christa Stern (73) lässt sich seit zehn Jahren vom selben Friseur die Haare schneiden. Sie ist zufrieden, das große Angebot braucht sie nicht. Neben den vielen Friseursalons fällt ihr auch eine Fülle an Bäckereien auf. „Die Gemarkenstraße ist nicht mehr das, was sie einmal war“, sagt Christa Stern. Ein Haushaltwarengeschäft und ein Laden für Miederwaren fehlen ihr. „Früher gab es das alles“, erinnert sie sich an Zeiten, als die Gemarkenstraße noch belebter war.

Anwohner wünschen sich Fachgeschäfte und Kneipe 

Auch Gudrun (61) und Werner Kreutz (65) ist aufgefallen, dass es in ihrem Viertel reichlich Friseure gibt. „Wir lachen jeden Tag darüber“, berichten sie grinsend. Fast 30 Jahre wohnen sie schon in Holsterhausen. Damals sei das Angebot gut gewesen, heute fehle die Vielfalt. Das Ehepaar würde sich über mehr kleine Geschäfte freuen, auch den beiden fehlt ein Haushaltswarenladen. Eine schöne Kneipe sei auch nicht in der Nähe, meint Gudrun Kreutz, und samstags sei ab zwei Uhr nichts mehr los auf der Gemarkenstraße. Das Ehepaar trauert dem Straßenfest Bunter Herbst Holsterhausen nach, das in der Vergangenheit den Stadtteil belebte.

„Für mich sind die Friseure ohnehin überflüssig“, erklärt Werner Kreutz grinsend und deutet auf seine nicht mehr ganz so üppige Haarpracht. Er vermutet, dass die Friseure es nicht leicht haben angesichts der großen Konkurrenz auf der Gemarkenstraße. Seine Frau kann das üppige Angebot nicht locken: Sie bleibt ihrem Friseur in Heisingen treu.

Gutes Miteinander - trotz der Konkurrenz

Kristina Knezovic ist Inhaberin von „Hair Deluxe“. „Den großen Konkurrenzkampf merkt man schon. In den letzten Jahren sind viele Salons im Umfeld dazu gekommen“, sagt sie. Dennoch arbeite sie gerne an der Gemarkenstraße. Ihr Geschäft sei ohnehin „nicht so typisch Friseur“, sagt sie. Ein alter Schreibtisch als Empfangstheke und eine Chesterfield-Couch bringen optisch Schwung in den Laden, den es schon seit rund 30 Jahre in Holsterhausen gibt. Knezovic war erst sieben Jahre lang bei ihrem Vorgänger angestellt, bis sie den Salon vor anderthalb Jahren übernahm. Trotz aller Konkurrenz habe das gute Miteinander im Stadtteil nicht gelitten.

527 eingetragene Friseurläden gibt es in ganz Essen, so Bernd Rosemann von der Handwerkskammer in Düsseldorf. Im Bereich Holsterhausen seien es 31, im Raum Rüttenscheid 22 Läden. Von letztgenannten befinden sich allein 14 an der Rüttenscheider Straße.

Wer trotz des großen Angebots nicht den richtigen Friseur für sich findet, kann es immer noch wie Doris Radovanov (64) halten. Die Holsterhauserin schneidet sich seit Jahren selbst die Haare.