Essen-Holsterhausen. . Vor 25 Jahren eröffnete Anne Penteker ihr Geschäft auf der Gemarkenstraße. Während sie dort ihre berufliche Bestimmung fand, hängt ihr Herz an Indien.

Mit etwas Wehmut aber auch Stolz betrachtet Anne Penteker Fotos aus ihren ersten Tagen als Geschäftsfrau in Holsterhausen: Großen Menschentrauben sind auf den Bildern zu sehen, ebenso wie attraktive Damen in Dessous. „Das war Anfang der 1990er-Jahre beim Bunten Herbst, in dessen Rahmen ich häufig eine Modenschau organisiert habe. Bei dieser Veranstaltung war die ganze Gemarkenstraße immer schwarz vor Menschen“, erinnert sich die „Miederkönigin“, deren gleichnamiges Fachgeschäft heute seit genau 25 Jahren besteht.

Anne Penteker hat viele Einzelhändler kommen und gehen sehen in den vergangenen Jahren und bedauert den Wandel der Gemarkenstraße. „Dabei gibt es ja immer noch einige hochwertige Fachgeschäfte. Aber es werden leider immer weniger“, hat Penteker beobachtet, die sich selbst eine Zeit lang in der Interessengemeinschaft Holsterhausen engagierte. Als Ursache dafür sieht sie nicht zuletzt die in einigen Bereichen gestiegenen Ladenmieten, die vor allem die so dringend nötigen Jungunternehmer abhalten. „Dabei bräuchte es etwas frischen Wind auf der Gemarkenstraße“, hofft Penteker, irgendwann einmal an die Zeiten des Bunten Herbsts wieder anknüpfen zu können.

Körbchengrößen von A bis H

Sie habe sich im Laufe der vergangenen Jahre mehr und mehr spezialisiert, um sich abzusichern und am Markt bestehen zu können. So bietet sie in ihrem kleinen Ladenlokal BH-Größen vom A- bis hin zum H-Körbchen an und berät mittlerweile Kundinnen aus dem gesamten Ruhrgebiet. „95 Prozent aller Frauen tragen die falsche BH-Größe. Auch aus diesem Grund biete ich meine Produkte nicht im Internet an – für die richtige Größe braucht es die Beratung vor Ort, schließlich hat jede Frau eine individuelle Oberweite“, ist die Geschäftsfrau überzeugt.

Ebenso wie die Mode veränderten sich auch bei Dessous die Trends – speziell bei den Übergrößen. „Früher waren die Modelle eher praktischer Natur und nicht wirklich sexy, während es heute auch für übergewichtige Frauen oder solche mit einer großen Oberweite immer mehr Auswahl gibt. Das vermittelt den Kundinnen wiederum ein besseres Gefühl“, freut sich die 69-Jährige, die ihr Geschäft „noch mindestens 20 Jahre“ führen möchte.

Neben ihrer Verkaufsleidenschaft entdeckte Anne Penteker vor einigen Jahren auch ihre Herzensangelegenheit: Während einer Indienreise wurde sie erstmals Zeugin des Elends in Ladakh, einer Grenzregion im Himalaya nahe Pakistan. „Als ich wieder zurück in Deutschland war, konnte ich nicht einfach die Hände in den Schoß legen“, erinnert sich Penteker. Sie nimmt Kontakt zu verschiedenen Ärzten auf und kann mit deren Unterstützung vor sechs Jahren das Medical Care Camp vor Ort eröffnen. Seither fliegt sie jedes Jahr im Juli mit einem Team aus Medizinern und hilfsbereiten Mitstreitern nach Ladakh. Dort haben sie schon so manches Leben gerettet, kümmern sich aber auch darum, das Leben der Bedürftigen vor Ort zu verbessern. „Ein Ort des höchsten Glücks, auch wegen der unendlichen Dankbarkeit der Menschen dort“, sagt Anne Penteker.