Essen. . Zum Start des Wintersemesters sind mehr als 40.000 Studenten eingeschrieben. Was Studienbeginner gesagt bekommen: Ein Streifzug durch die Hörsäle in Essen.
Mit mehr als 40.000 Studierenden ist die Uni Duisburg-Essen ins Wintersemester gestartet. Genaue Zahlen liegen erst Ende November vor. Es ist aber gut möglich, dass in diesem Semester der bisherige Höchstwert von 41 200 Studenten (Wintersemester 2014/15) geknackt wird: „Im vergangenen Jahr waren wir zu diesem Zeitpunkt, kurz nach Beginn des Semesters, noch unter 40 000“, berichtet Uni-Sprecherin Beate Kostka. „Daran sieht man, wie stark sich die Zahlen noch verändern können.“ Die Zahl der Erstsemester beläuft sich auf rund 6000.
Wo sind die denn alle? „Hier jedenfalls nicht, wir sind schon im dritten Semester“, sagen Jan (20) und René (22). Es ist halb zehn am Dienstagmorgen, das Wintersemester ist zwei Tage alt, die beiden Männer sitzen im Mensafoyer vor einer Tasse Kaffee, sie haben ihre erste Vorlesung bereits hinter sich.
Bei dem einen begann sie um 7.30 Uhr, bei dem anderen um 8.10 Uhr. Ist das immer so? „Willkommen in den Naturwissenschaften“, sagt Jan grinsend, berichtet von Lehrveranstaltungen, die stets früh morgens beginnen oder in den späten Abendstunden liegen. Sie studieren Mathe auf Lehramt, plus Informatik beziehungsweise Chemie. René reist täglich aus Hamminkeln am Niederrhein an, „meistens stehe ich morgens um sechs Uhr auf.“
Bei den Bauingenieuren wird es philosophisch
Wer zu spät kommt, der muss halt auf dem Boden sitzen: Wo sie jetzt sind, die ganzen Erstsemester, klärt sich schnell auf bei einem Gang durch die großen Hörsäle. Das neue Hörsaalzentrum im Univiertel, seit einem Jahr in Betrieb, ist um punkt zehn Uhr schon bis unters Dach gefüllt, was bei 1100 Sitzplätzen etwas heißen will. Hier gibt es jetzt „Einführung in die Betriebswirtschaftslehre“, und einer der ältesten Anfänger ist Steve (30): „Ich bin seit Jahren Meister in Systemelektronik, für mich ist das Studium Weiterbildung, ich will mich beruflich fortentwickeln, weg vom rein Technischen.“
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Der Vorkurs Mathe, den Steve freiwillig besucht hat, hat ihn jedenfalls nicht abgeschreckt: „Das Abi ist bei mir ja schon ein bisschen her. Aber ich bin guter Dinge.“ Und so sagt Professor Christoph Weber nur wenige Sätze nach seiner Begrüßung: „Es wird viel Stoff auf Sie zukommen, hier und in den anderen Fächern.“ Weber spricht ganz kurz über seine eigene Biografie, er ist gelernter Maschinenbauer, ermuntert die Anfänger: „Finden auch Sie Ihren eigenen Weg, er muss nicht immer stromlinienförmig sein.“
Geradezu philosophisch wird es bei den Bauingenieuren, die ihre erste Vorlesung im großen Saal des alten Audimax’ (670 Plätze) besuchen: Der Dozent hält einen kurzweiligen wie klugen Vortrag über den Sinn und Unsinn eines Studiums, es geht auch um die ganz großen Kategorien im Leben: Freiheit. Wahrheit. Verantwortung.
Plädoyer an Selbstverantwortung der Studenten
Universität„Wenn Sie nach fünf Monaten merken, das ist es für Sie gar nicht, dann machen Sie ‘was anderes“, sagt der Dozent. Leidenschaftlich plädiert er an die Selbstverantwortung der Studenten, die jetzt gefragt sei, anders als noch zu Schulzeiten, und, „mal ehrlich: Fürs Abi haben Sie alle fast noch nichts machen müssen. Das wird bald anders. Sie müssen sich darin üben, sich selbst zu hinterfragen: Was habe ich noch nicht richtig verstanden?“
Das sei wichtig, „denn sonst stürzt irgendwann ein Gebäude ein, und es liegen Tote darunter, weil Sie sich bei der Konstruktion verrechnet haben. So eine Wahrheit will niemand mit sich herumtragen.“
Klare Worte. Besonders am Anfang sind sie von unschätzbarem Wert. Die Anfänger von heute werden das morgen verstehen.